FC Bayern München - BVB 5:0: FCB schießt desaströse Dortmunder ab

Von Martin Volkmar, Jochen Tittmar und Dennis Melzer
Der FC Bayern besiegte den BVB und eroberte die Tabellenführung.
© Getty

Nach einer eindrucksvollen Machtdemonstration hat sich der FC Bayern wieder an die Bundesliga-Tabellenspitze geschossen und besitzt nun die besten Chancen auf die siebte deutsche Meisterschaft in Folge.

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Die Münchner deklassierten den bisherigen Spitzenreiter Borussia Dortmund nach einer überragenden ersten Halbzeit mit 5:0 (4:0) und haben sechs Spieltage vor Saisonschluss wieder einen Punkt Vorsprung auf den BVB sowie die um 15 Treffer bessere Tordifferenz.

"Fußball kann man nicht immer erklären. Heute haben wir den Gegner sofort unter Druck gesetzt und das Spiel in die Hände genommen. Das war in der Art und Weise richtig gut", lobte Bayern-Coach Niko Kovac seine Spieler nach dem Abpfiff am Sky-Mikrofon.

Allerdings profitierte der deutsche Rekordchampion von einem desolaten Auftritt der Gäste, die sich mit einem passiven und beinahe ängstlichen Auftritt von Beginn an ihrem Schicksal ergaben und nun im Titelkampf wieder der Verfolger sind. "Wir haben katastrophal gespielt", sagte Kapitän Marco Reus hinterher. Coach Lucien Favre sprach von einer "Lehrstunde".

FC Bayern gegen BVB: Die Analyse

Niko Kovac änderte seine Startelf sowohl gegenüber dem 5:4 gegen Heidenheim als auch dem 1:1 in Freiburg auf gleich fünf Positionen. Die wiedergenesenen Manuel Neuer und David Alaba kehrten zurück, zudem erhielten Javi Martinez und Thomas Müller den Vorzug vor James Rodriguez und Leon Goretzka.

Beim BVB, bei dem Pablo Alcacer und Raphael Guerreiro verletzt ausfielen, verzichteten Favre überraschend auf Mario Götze und brachte dafür in Mo Dahoud einen eher defensiv orientierten Mittelfeldspieler. Zudem kehrten Lukas Piszczek und Reus zurück.

Schon in der ersten Minute hatte Mats Hummels die Chance zur Führung, köpfte aber nach Ecke von Thiago knapp vorbei. Diese Dominanz der Münchner in der Luft, speziell nach Standards, setzte sich in der Folgezeit fort.

Zunächst aber besaßen die Dortmunder die Riesenmöglichkeit zum 1:0, doch Dahoud traf nach schöner Vorarbeit von Reus völlig freistehend aus 16 Metern nur den Außenpfosten (7.). Drei Minuten später klingelte es dann zum ersten Mal im Dortmunder Tor, als es Hummels diesmal in fast identischer Position nach Thiago-Ecke besser machte und sein erstes Saisontor köpfte.

Schon sechs Minuten darauf ließ Robert Lewandowski das 2:0 folgen und profitierte dabei von einem katastrophalen Patzer von Dan-Axel Zagadou, dessen Schlafmützigkeit symbolisch für den BVB-Auftritt stand.

Weil Roman Bürki, einziger Dortmunder in Normalform, mehrfach rettete, fiel das nächste Tor erst in der 40. Minute durch einen Distanzschuss von Javi Martinez. Dabei agierte die Dortmunder Defensive ähnlich passiv wie drei Minuten später, als Serge Gnabry nach Flanke von Thomas Müller sogar auf 4:0 erhöhen konnte.

Nach der Pause brachte die Einwechslung von Julian Weigl für den desaströsen Zagadou etwas mehr Sicherheit in die Hintermannschaft der Gäste, allerdings nahmen die Münchner auch spürbar einen Gang heraus und spielten den Sieg locker nach Hause. Den Schlusspunkt zum 5:0 setzte Lewandowski in der 89.

FC Bayern gegen BVB: Die Reaktionen

Niko Kovac (Trainer Bayern München): "Fußball kann man nicht immer erklären. Heute haben wir den Gegner sofort unter Druck gesetzt und das Spiel in die Hände genommen. Das war in der Art und Weise richtig gut. Es kam auch relativ wenig zu unserem Tor durch, weil schon vorne ganz intensiv gearbeitet wurde. Es freut mich besonders, weil viele die Mannschaft schon hart kritisiert haben."

Lucien Favre (Trainer Borussia Dortmund): "Das war eine Lehrstunde, ein sehr, sehr schwieriges Spiel für uns. Bayern war viel besser, sie haben mit viel mehr Tempo gespielt. Nach dem Spiel ist es einfach zu sagen, dass es nicht gut war, auf Mario Götze zu verzichten. Aber ich weiß nicht, ob es im anderen System besser gewesen wäre. Wir wollten viele Läufe in die Tiefe haben, das ist uns leider gar nicht gelungen. Wir müssen uns jetzt auf die nächsten Spiele konzentrieren und fertig. Wenn wir so auftreten wie heute, dann wird es ganz schwierig, das ist klar."

Mats Hummels (Bayern München, Schütze des Führungstores): "Wir wollten von vornherein zeigen, dass es ein Heimspiel ist, dass wir die Zuschauer mitnehmen wollen, dass wir von der ersten Minute an aggressiv sind. So wollen alle, die es mit uns halten, die Bayern sehen. Wir waren konzentriert und zielstrebig."

Robert Lewandowski (Bayern München, Doppel-Torschütze): "Die 200er-Marke bedeutet mir viel. Ich hätte nie geglaubt, dass ich so viele Tore in der Bundesliga schieße, das macht mich sehr stolz. Jupp Heynckes ist nicht mehr so weit weg, den kann ich noch kriegen. In der Meisterschaft liegen wir aber nur einen Punkt vor Dortmund, es wird ein schwieriger Weg bis zur deutschen Meisterschaft. Wir müssen uns jetzt auf dem Platz beweisen."

Marco Reus (Kapitän Borussia Dortmund): "Wir haben katastrophal gespielt, katastrophal verteidigt, ich habe dafür keine Erklärung. Wir haben nullkommanull Druck entwickelt, aber Bayern war ganz klar besser. Das müssen wir knallhart analysieren."

FC Bayern gegen BVB: Die Spiel-Daten

  • Tore: 1:0 Hummels (10.), 2:0 Lewandowksi (17), 3:0 Martinez (40.), 4:0 Gnabry (43), 5:0 Lewandowski (89.)
  • Vier Tore in einer Halbzeit erzielten die Bayern zuletzt vor einem Jahr ebenfalls gegen Dortmund beim 6:0, als es zur Pause sogar 5:0 stand.
  • Die schwarze Serie des BVB in der Allianz Arena setzte sich fort: Die letzten vier Bundesligaspiele gingen alle verloren bei einer katastrophalen Torbilanz von 2:19.

Der Star des Spiels: Robert Lewandowski (FC Bayern)

Der Torjäger zeigte nicht nur wegen seiner beiden Treffer eine seiner, wenn nicht sogar die beste Saisonleistung. Gegen seinen Ex-Klub hoch engagiert, immer anspielbar und immer gefährlich. Mit nunmehr 21 Saisontoren auf dem geraden Weg zum erneuten Gewinn der Torjägerkanone. Zudem mit jetzt 201 Bundesligatreffern in einem erlauchten Kreis von insgesamt nur fünf Bundesligaprofis (Gerd Müller 365 Tore, Klaus Fischer 268, Jupp Heynckes 220, Manfred Burgsmüller 213).

Der Flop des Spiels: Dan-Axel Zagadou (BVB)

Der Franzose erwischte einen gebrauchten Tag. Sein Blackout vor dem 0:2, das schon vorentscheidend war, war nur der gröbste von zahlreichen Aussetzern. Nervös, mit schlechtem Stellungsspiel, vielen Fehlpässen und miserabler Zweikampfquote von 33 Prozent. Daher gegen Lewandowski auf verlorenem Posten und zur Pause mit seiner Auswechslung gegen Julian Weigl von Favre erlöst.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe

Wie im Hinspiel eine souveräne Leistung des Berliners, der seinen Ruf als bester deutscher Schiedsrichter untermauerte. Konsequent in der Regelauslegung und klar in der Ansprache, hatte allerdings auch etwas Glück, dass es kaum knifflige Situationen gab und beide Teams selten unfair agierten.