Kommentar zum BVB-Debakel in München: Und ihr wollt Deutscher Meister sein?

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© getty

Schon vor einer Woche bot Borussia Dortmund trotz des Siegs gegen Wolfsburg eine lasche Vorstellung. Bei der krachenden 0:5-Pleite gegen den FC Bayern München unterbot sich der BVB noch einmal deutlich. Spielt Dortmund mit dieser Einstellung und Mentalität weiter, ist der Meistertitel nicht zu gewinnen. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Jochen Tittmar.

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Ja, es wäre eine Sensation, sollte Borussia Dortmund am Ende dieser Saison Deutscher Meister werden. Da hat BVB-Sportdirektor Michael Zorc durchaus Recht, denn im Sommer setzte niemand auch nur einen Pfifferling darauf, dass die Schwarzgelben dem favorisierten Dauer-Meister FC Bayern auf Strecke Paroli würden bieten können.

Nun, im Schlussspurt der Saison - Dortmund hat ja zwischenzeitlich durch schwache Auftritte gegen schwächere Teams einen Neun-Punkte-Vorsprung leichtsinnig verspielt -, hat der BVB weiterhin die Chance, diese Sensation Wirklichkeit werden zu lassen.

Doch mangelt es, legt man gerade die beiden letzten Auftritte in der Bundesliga zugrunde, den Borussen offenbar an der nötigen Einstellung und der besonders in der fabelhaften Hinrunde so beachtlichen Gier, um die gefühlt einmalige Chance auf den Titel tatsächlich mit aller Macht zu ergreifen.

Sommerkick gegen Wolfsburg, Auftritt in München unerklärlich

Am Samstag vor einer Woche fabrizierte der BVB gegen Wolfsburg einen lauen Sommerkick - ohne Spielwitz, Aggressivität und Tempo. Lange Zeit fragte man sich, wo denn die so häufig gelobte Mentalität hin ist, die die vor der Saison neu zusammengestellte Dortmunder Truppe über weite Strecken der Saison ausmachte.

Davon war am letzten Wochenende im Grunde gar nichts zu sehen. Der BVB tat sich sogar schwer, überhaupt eine Torchance herauszuspielen. Die beiden Last-Minute-Treffer von Paco Alcacer kamen überaus glücklich zustande, wenngleich es natürlich lobenswert ist, dass die Borussia bis zum Schluss an den Sieg glaubte.

Um aber wirklich Meister zu werden und sich bald auch im Psycho-Kampf gegen den FC Bayern in den letzten Partien der Saison durchzusetzen, muss der BVB eine ganz andere Einstellung an den Tag legen. Unerklärlich daher, wie ein Auftritt wie jener beim 0:5-Debakel gegen die Münchner in gerade dieser Phase der Saison zustande kommen kann.

BVB in München: Keine Körpersprache, kein Wille, keine Aggressivität

Klar, die Dortmunder Mannschaft hatte mit Ausfällen zu kämpfen und ist teils noch sehr jung. Doch auch Zorc bemängelte nach dem Spiel nicht ohne Grund, dass Dortmund der besonderen Brisanz im Meisterkampf mental nicht gewachsen schien. Das kommt einem Armutszeugnis gleich.

Dem BVB fehlte in München, und gegen Wolfsburg war es in weiten Teilen sehr ähnlich, über die gesamte Spielzeit die nötige Körpersprache, der unbändige Wille und die gesunde Aggressivität in den direkten Duellen, um sich Spitzenmannschaft und Meisteranwärter schimpfen zu können.

Bereits während des Leistungslochs im Februar, als man aus Pokal und Champions League ausschied sowie die komfortable Tabellenführung einbüßte, stand die Mentalität - zweifelsohne das Dortmunder Wort der Saison - der Mannschaft auf dem Prüfstand.

Die Borussia antwortete punktetechnisch ausreichend, um immer noch im Rennen um den Titel dabei zu sein. Spielt Dortmund jedoch die letzten sechs Partien der Saison mit der laschen Einstellung und schwachen Mentalität wie gegen Wolfsburg und die Bayern weiter, ist die hämisch besungene Frage der FCB-Fans berechtigt: Und ihr wollt Deutscher Meister sein?

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