Der FC Bayern schlägt den 1. FC Köln knapp: Ein Sieg, der keinen Spaß macht

Der FC Bayern München hat den 1. FC Köln mit 1:0 besiegt
© Getty

Der FC Bayern hat sich im Heimspiel gegen einen tief stehenden 1. FC Köln lange schwer getan, am Ende mit einem knappen 1:0 aber doch noch den erwünschten Arbeitssieg eingefahren. Für Spieler und Zuschauer war die Partie schwere Kost, am Ende unterstrich sie jedoch das zurückgewonnene Selbstverständnis und die Cleverness des Herbstmeisters.

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Kurz nach dem Abpfiff haken sich die Spieler des FC Bayern vor der Südkurve ein. "Superbayern, Superbayern, Hey, Hey", skandieren die Stehplatzfans und hüpfen rhythmisch im Takt. Zwar hüpfen die Akteure auf dem Rasen mit, so richtig euphorisch ist aber niemand.

Nicht auf dem Platz und auch nicht wirklich im Stadion: Rings um die Südkurve leert sich das weite Rund schnell. Zufriedenheit ja, Ekstase nein. Wirklich angebracht ist Ekstase an diesem Abend auch nicht.

Gegen einen Gegner, der enorm tief verteidigte, waren die Bayern drückend überlegen. Am Ende stand der Spitzenreiter bei 26:7 Torschüssen, 83 Prozent Ballbesitz und einer 92-prozentigen Passquote (60 Prozent bei Köln). Das Feuerwerk, das diese statistischen Werte suggerieren, brannten sie jedoch nicht ab. Im Gegenteil: Sie taten sich gegen die gut organisierte Defensive lange schwer.

Heynckes kritisiert Auftritt in der ersten Halbzeit

"Ich habe heute vermisst, dass wir schneller aus der Defensive kombiniert haben. Wir waren nicht präzise genug und hatten besonders in der ersten Hälfte keine Tempowechsel", bemängelte Jupp Heynckes.

Tatsächlich schien es zur Halbzeit nicht einmal ganz abwegig, dass die Domstädter, die mit erst drei Zählern aus 15 Spielen nach München gereist waren, mit ihrer defensiv-destruktiven Spielweise punkten könnten. "Wir haben uns nicht gut darauf eingestellt, obwohl wir wussten, dass Köln nur zum Verteidigen hier ist", analysierte Thomas Müller später in der Mixed Zone der Allianz Arena.

Weil die Münchner es nicht schafften, sich flach durch die Reihen zu kombinieren, versuchten sie, über Flanken (insgesamt 36) und Ecken (insgesamt 13) zum Ziel zu kommen - doch entweder hatten die Kölner Verteidiger ihre Köpfe am Ball oder die Münchner drückten diesen deutlich über den Kasten.

Jerome Boatengs lange Bälle als Schlüssel

Der entscheidende Schlüssel für den Sieg waren letztlich die stark getimten langen Bälle von Quarterback Jerome Boateng. So leitete er die Großchance von David Alaba kurz nach der Pause ein, er schlug die Flanke vor dem Lattentreffer von Kingsley Coman und sein hoher Ball war es auch, den Müller vor dem Siegtor per Kopf auf Robert Lewandowski ablegte.

"Jeder weiß, dass Jerome einer der besten Innenverteidiger der Welt ist. Er kann diesen Pass für die Stürmer spielen. Er hat diese Bälle heute nicht nur gespielt, weil der Gegner diese defensive Taktik gewählt hat. Aber natürlich ist das in solchen Spielen eine Möglichkeit reinzukommen, denn über außen war alles zu", stellte Teamkollege Rafinha den Wert der langen Schläge seines Abwehrkollegen heraus.

Obwohl die Münchner nach der Führung noch zahlreiche Gelegenheiten hatten, das Resultat in die Höhe zu schrauben, hätte es am Ende sogar noch schief gehen können, als Tom Starke gegen Lukas Klünter noch einmal sein ganzes Können zeigen musste.

Lewandowski: "Das war heute für uns kein Spaß"

Doch es ging nicht schief und so standen unter dem Strich die nächsten drei Punkte für die Bayern. Keine erzauberten Punkte, da waren sich die Spieler einig, sondern erarbeitete Punkte: "Das war ein schwerer Arbeitssieg, weil Köln nicht Fußball spielen wollte. Sie haben nur defensiv agiert und auch nach dem 1:0 genau gleich weitergespielt", sagte Lewandowski im Bauch der Arena: "Deswegen war das heute für uns auch kein Spaß, weil wir für alle zwei, drei Meter Raum kämpfen mussten. Klar, das war auch von unserer Seite kein super Spiel, aber manchmal passiert das."

Heynckes zog ein ähnliches Fazit, stellte jedoch den positiven Aspekt noch stärker heraus: "Uns hat die Leichtigkeit, die Spritzigkeit gefehlt. Aber wir können solche Spiele trotzdem gewinnen und das ist ein gutes Zeichen."

Dass die Bayern in der Endphase nicht mehr mit aller Macht auf den zweiten Treffer spielten, bezeichnete Müller als "clever": "Nach dem 1:0 wussten wir, dass Köln sowieso hinten drin bleibt. Dann lassen wir den Ball lieber mal zehn Minuten laufen und gehen nicht auf den Risiko-Tiefpass, der uns vielleicht das 2:0 bescheren kann, aber eben auch vielleicht einen Konter gegen uns bringt. Das ist eine Risiko-Abwägungssache."

Müller: "Kein schönes Spiel, sondern schwere Kost"

Der richtige Umgang mit den schwindenden Kräftereserven stand für Müller über dem Spektakel: "Es war natürlich nicht so ein schönes Spiel zum Anschauen, sondern schwere Kost. Wir haben nach dem 1:0 auch nicht das Feuer versprüht, noch auf weitere Tore zu gehen. Wir haben im Hinterkopf, dass wir in der nächsten Woche noch zwei Spiele haben und nicht noch zehn Spieler auf der Bank sitzen, die voller Energie sind. Die Hinrunde wird langsam lang."

Letzten Endes zählte für die Münchner nicht, wie die drei Punkte zustande gekommen waren. Es zählte die Tatsache, dass sie auf dem Konto waren. Dass es mittlerweile wieder selbstverständlich geworden ist, solche Spiele irgendwie zu gewinnen. Eine Selbstverständlichkeit, die im Herbst verloren schien, als zweimal in Folge sogar ein 2:0-Vorsprung nicht genügte. Und es zählte, dass die Tabellenführung noch einmal anschwoll und das Polster mittlerweile neun Punkte dick ist.

Die Münchner verließen die Arena an diesem Abend also zufrieden. Zufrieden, nicht ekstatisch.

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