Sattheit kennt der FC Bayern nicht

Philipp Lahm und Thomas Müller sind die Identifikationsfiguren des FC Bayern
© Getty

Der FC Bayern feiert mit dem vierten Meistertitel in Folge einen historischen Triumph. Dieser Rekord bestätigt die außergewöhnliche Klasse der Generation um Kapitän Philipp Lahm. Denn Titel sind auch in München keine Selbstverständlichkeit. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Andreas Lehner.

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Der deutsche Fußball hat in seiner Geschichte viele große Mannschaften gesehen. Die Bayern und Gladbacher der 70er, die Hamburger und Bayern der 80er, die Bayern um die Jahrtausendwende. Aber nicht Beckenbauer, nicht Breitner, nicht Augenthaler und nicht Effenberg wird am kommenden Samstag die vierte Meisterschale für die Münchner in Empfang nehmen, sondern Philipp Lahm.

Der FC Bayern hat in seiner langen Erfolgsgeschichte alle möglichen Rekorde aufgestellt. Die Generation Lahm hat sie in den letzten Jahren fast alle pulverisiert. Auch wenn die drei Europapokalsiege der Beckenbauer-Ära noch immer unerreicht sind, darf sich diese Mannschaft mindestens auf eine Stufe mit dem Kaiser und seinen Kollegen stellen.

Vier Meisterschaften in Folge sind eine unglaubliche Leistung und für dieses Team eher der Ansporn, eine fünfte im nächsten Jahr folgen zu lassen, als sich auf dem Erreichten auszuruhen. Sattheit kennt der FC Bayern dieser Tage nicht. Dafür: Professionalität, Wille, Mentalität und Demut.

Die Meisterschaft immer im Fokus

Meisterschaften werden in München vielleicht nicht so enthusiastisch gefeiert wie in Leicester, aber auf keinen Fall ist der Titelgewinn eine Selbstverständlichkeit.

Natürlich hat der FC Bayern die größten finanziellen Möglichkeiten und auch einen hervorragend besetzten Kader. Aber wenn es so einfach wäre, dass die Mannschaft mit der höheren Qualität und den besseren Spielern immer alles gewinnen würde, dann wäre Borussia Dortmund vergangene Saison zwischenzeitlich nicht Tabellenletzter gewesen - und Bayern hätte jetzt schon 15 Meisterschaften oder mehr in Folge gewonnen.

Gerade die Leistung in dieser Saison ist kaum hoch genug einzuschätzen, weil mit Borussia Dortmund der beste Zweite der Bundesligageschichte ein enorm schwerer sowie hartnäckiger Gegner war und weil alle Welt um die Münchner herum nur die Champions League in den Fokus rückte.

Das Team verlor sein wahres Ziel dennoch nie aus den Augen. Der Punktverlust gegen Borussia Mönchengladbach vergangene Woche war der einzige nach einem Spiel in der Königsklasse in dieser Saison. Auch in Ingolstadt ließen sich die Bayern vom bitteren Aus am Dienstag nicht aus der Bahn werfen und liefen sogar 2,5 Kilometer mehr als der Aufsteiger.

Guardiolas Triple-Übergabe

Vorgelebt werden diese Tugenden im Moment auch von Trainer Pep Guardiola, der seine dritte Meisterschaft im dritten Jahr nicht dazu nutzte, sich ein Zeugnis auszustellen, das ihm in der Öffentlichkeit oft verwehrt wird. Nein, er nahm das große Ganze in den Blick und dachte an Jupp Heynckes.

Das ist keine Heuchelei. Guardiola hat sich nie so wichtig genommen, wie es manchmal den Anschein haben konnte. Schon bei seiner Vorstellung vor rund drei Jahren gab er sich bescheiden und sagte: "Der Fußball gehört den Spielern, nicht den Trainern."

Guardiola wusste, dass er eine bestens funktionierende Truppe von seinem Vorgänger übernahm, die gerade mit dem Triple einen historischen Erfolg für den Verein eingefahren hatte. Seine Aufgabe war es, dieses Niveau zu halten. Das hat er auch ohne CL-Titel geschafft.

Der Katalane hat die Münchner sportlich noch einmal weiterentwickelt, er hat ihnen für jeden Gegner geeignete Lösungsmöglichkeiten mit auf den Weg gegeben und er hat Spieler besser gemacht. Über diese Qualitäten hat Guardiola selbst seine Aufgabe definiert und damit Heynckes' Erbe sehr gut weitergeführt, so dass am Ende ebenfalls ein historisches Triple aus drei Meistertiteln in seiner Vita steht.

Mit Carlo Ancelotti übernimmt zur kommenden Saison ein neuer Trainer von Weltrang die Münchner. Wie Guardiola tritt auch er ein großes Erbe an. Aber so wie es aussieht, kann er sich voll und ganz auf den großen Charakter dieser Mannschaft verlassen.

Ingolstadt - Bayern: Daten zum Spiel

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