So geht Derby

Dortmund gewann im 144. Derby 53 Prozent der Zweikämpfe gegen Schalke
© Getty

Spiel und Ambiente beim 144. Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 waren entgegen der Befürchtungen glänzend und so, wie man es sich als neutraler Beobachter wünscht. Der BVB lieferte sein bestes Heimspiel seit langem ab - und verzweifelte wie schon im Februar 2011 am Schalker Torhüter.

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Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer BVB): "Es war ein richtig gutes Spiel von uns, das kommt nicht oft vor. Entweder hat Fährmann gehalten, ein anderes Bein war dazwischen, oder wir haben vorbei geköpft. Das hat dazu geführt, dass das Spiel 0:0 ausgegangen ist."

Jens Keller (Trainer S04): "Die erste Halbzeit haben wir sehr ausgeglichen gestaltet. Fährmann hat hervorragend gehalten. Es war klar, dass wir in der zweiten Halbzeit Probleme mit der Kraft bekommen, aber die Jungs haben großartig gekämpft."

Mats Hummels (BVB): "Es ist eine Mischung aus Enttäuschung und auch wieder Zufriedenheit, weil es unser bestes Heimspiel seit Monaten war. Schalke hatte Glück gehabt, dass sie hier einen Punkt mitnehmen. Wir waren die klar bessere Mannschaft."

Ralf Fährmann (S04): "Ich kann mit mir zufrieden sein. Mich freut's, dass ich der Mannschaft und dem Verein wieder ein Stück zurückgeben und den Punkt festhalten konnte. Ich denke, ich kann heute beruhigt einschlafen. So ist Fußball, manchmal muss man halt die dreckigen Punkte holen, und das haben wir heute gemacht."

Nachbetrachtung:

Die sehr unschönen Vorkommnisse im BVB-Block beim Hinspiel. Das Rückspiel unter Flutlicht, An- und Abfahrt während der Dunkelheit. Die niederträchtige Aufkleber-Aktion noch am Spieltag.

Viele Horrorszenarien waren rund um das 144. Revierderby an die Wand geworfen worden. 1000 Ordner im Stadion markierten einen Rekord in der Bundesliga.

Die Fans beider Lager, doch allen voran die der Borussia, standen unter Beobachtung. Beim nächsten Stress mit den Anhängern innerhalb der kommenden sieben Monate droht Dortmund ein Heimspiel vor leerer Südtribüne. Und den Schalkern war zuzutrauen, im fremden Stadion mit denselben Mitteln zurückzuschlagen, die die Dortmunder vor fünf Monaten in Gelsenkirchen benutzten.

Doch das Duell der ewigen Rivalen artete am Dienstagabend zu einem Schlagabtausch aus, wie man ihn sich als neutraler Beobachter nur wünschen kann.

Die Fans beider Mannschaften wurden im Vorfeld des Spiels nicht übermäßig auffällig und feuerten im Stadion angekommen ihr Team bedingungslos an. Die Emotionen wurden in angenehmen Maße kanalisiert - auch bei den Akteuren auf dem Feld.

Nickligkeiten und Meinungsverschiedenheiten waren zwar zu beobachten, doch die sollten bei einer solch brisanten Partie auch erlaubt sein. Zumal sie die Begegnung trotz der sportlichen Bedeutung zu keiner Zeit ins Unfaire abgleiten ließen.

"Es war ein überragendes Derby. Beide Fanlager haben ihre Teams super unterstützt. Die Polizei hat einen sehr guten Job gemacht", bilanzierte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. "Was das Gesamtpaket Derby angeht, war das heute Abend herausragend", stimmte Coach Jürgen Klopp mit ein.

Dass Klopps persönlicher Abend nicht noch mit weiteren Superlativen beschrieben werden kann, lag letztlich am Endergebnis. Der Kampf um Platz zwei bleibt nach dem 0:0 weiter offen. Das Restprogramm beider Seiten sieht für Dortmund eher Teams aus der oberen Tabellenhälfte, für Schalke im Abstiegskampf befindliche Mannschaften vor.

Dortmund wird dennoch mit sich hadern, lieferten die Borussen vor allem im zweiten Durchgang doch ihr bestes Heimspiel seit einigen Monaten ab. Der BVB drückte die mit zunehmender Spieldauer auch immer müder werdenden Schalker tief in die eigene Hälfte und kam nach schnell gespielten Ballstafetten in steter Regelmäßigkeit gefährlich vor den Kasten des Rivalen.

Aber wie schon im Februar 2011, als das Endergebnis in Dortmund ebenfalls 0:0 lautete und die Hausherren nach unzähligen Großchancen eine gefühlte Niederlage einstecken mussten, verlor Dortmund den Kampf gegen den Schalker Keeper - damals Manuel Neuer, diesmal Ralf Fährmann.

S04 wird mit diesem am Ende glücklichen Punktgewinn angesichts der dramatischen Verletzungsmisere bestens leben können. Sobald die erste Enttäuschung über den vergebenen Dreier verflogen ist, wird man auch in Dortmund zufrieden auf das 0:0 zurückblicken - weil man sich sportlich steigern konnte und das Derby als Ganzes darauf verzichtete, seine hässliche Fratze zu zeigen.

Dortmund - Schalke: Daten zum Spiel