Raffael besiegt den Heim-Fluch

Von Stefan Rommel
Pierre-Michel Lasogga (l.) war bei Stuttgarts Serdar Tasci bestens aufgehoben
© Getty

Hertha BSC hat am 4. Spieltag der Bundesliga den ersten Sieg gefeiert. Die Berliner siegten gegen den VfB Stuttgart mit 1:0 (0:0) und freuen sich über den ersten Heimsieg im Oberhaus nach 17 Spielen oder 748 Tagen ohne Dreier.

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Vor 52.232 Zuschauern im Olympiastadion erzielte Raffael (86.) das Tor für die Hertha, die durch den Sieg vorübergehend auf Platz zehn klettert.

Für den VfB dagegen war es nach dem 0:1 der Vorwoche gegen Bayer Leverkusen die zweite Niederlage in Folge.

Reaktionen

Markus Babbel (Trainer Hertha BSC): "Ich war in der ersten Halbzeit nicht mit unserem Spiel zufrieden. Das war zu wenig Engagement. Es war mir ein Bedürfnis, den Fans einen Sieg zu schenken. Ich habe den Jungs gesagt, sie sollen dran bleiben, und so sind wir letztlich etwas glücklich, aber auch verdient als Sieger vom Platz gegangen."

Bruno Labbadia (Trainer VfB Stuttgart): "Hertha hat erwartungsgemäß auf Konter gelauert und wir mussten das Spiel machen. In der ersten Hälfte wurde uns ein klarer Elfmeter verweigert und wir wurden klar benachteiligt. Aber in erster Linie sind wir darüber verärgert, wie fahrlässig wir mit unseren Torchancen umgegangen sind."

Fredi Bobic (Sportdirektor VfB Stuttgart): "Wir hatten in der ersten Halbzeit die besseren Chancen und einen Elfmeter nicht bekommen. Aber entscheidend war, dass wir in der zweiten Halbzeit aus unseren Qualitäten zu wenig gemacht haben. Wir haben das Spiel zu offen gestaltet und waren bei unseren Torchancen nicht mutig genug."

Patrick Ebert (Hertha BSC): "Das Spiel war über weite Strecken ausgeglichen und am Ende waren wir vielleicht etwas glücklicher. Aber wir haben uns das hart erarbeitet. Wir hätten in der ersten Halbzeit kompakter stehen müssen."

Serdar Tasci (VfB Stuttgart): "Wir hatten insgesamt fünf oder sechs Hundertprozentige. Wenn man da kein Tor macht, dann kassiert man eben so ein blödes Gegentor. Es sind erst vier Spieltage vorbei, aber wir müssen hart weiterarbeiten und das nächste Spiel jetzt auf jeden Fall gewinnen. Ich bin optimistisch."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die Hertha mit Hubnik in der Innenverteidigung für den verletzten Franz. Im Sturm bekommt Lasogga den Vorzug vor Torun.

Der VfB mit Celozzi rechts hinten an Stelle des gesperrten Boulahrouz. Okazaki ersetzt im linken Mittelfeld Gentner, der vorerst nur draußen sitzt.

28.: Freistoß Hajnal aus dem linken Halbfeld. Okazaki am Elfer völlig frei. Der Kopfball senkt sich über Kraft - aber nur an die Latte.

40.: Cacau mit der Hacke in den Lauf von Harnik. Der ist schneller als Kobiaschwili am Ball. Der Georgier fällt ihm in die Hacken. Eigentlich Elfer, Drees sieht's anders.

44.: Ecke Hajnal von links. Tasci ist am Fünfer mit dem Kopf dran, setzt den Ball aber einen Meter rechts am Tor vorbei.

68.: Freistoß Ebert fast von der Mittelinie. Ramos köpft aus 15 Metern zentral aufs Tor, aber Ulreich rettet zur Ecke.

74.: Flanke Torun. Ulreich rettet, faustet den Ball aber direkt auf Raffaels Kopf. Der Brasilianer drückt den Ball aufs Tor, aber Kvist klärt.

83.: Freistoß Boka von rechts. Pogrebnjaks Kopfballaufsetzer fischt Kraft aus dem Eck.

86., 1:0, Raffael: Maza rutscht unglücklich aus, also kommt Ramos zum Schuss. Ulreich hält stark. Den Abpraller lupft Ebert vors Tor, wo Raffael am Fünfer in die kurze Ecke einköpft.

89.: Pogrebnjak auf Okazaki, der völlig frei vor Kraft auftaucht. Der Schlenzer des Japaners geht aber knapp rechts vorbei.

Fazit: Stuttgart stellte sich schlicht zu dumm an, sogar ein Sieg wäre durchaus möglich gewesen. Die Hertha spielte lange farblos, erarbeitete sich aber letztlich den Sieg.

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels...

Der Star des Spiels: William Kvist zeigte eine bärenstarke Leistung. Der Däne antizipierte einmal mehr hervorragend, klaute Bälle im Mittelfeld und war dieses Mal sogar mit zwei Torabschlüssen gefährlich. Kvist kristallisiert sich immer mehr zur bestimmenden Figur im VfB-Spiel heraus.

Der Flop des Spiels: Martin Harnik hatte kaum eine Szene - und in den wenigen, die er hatte, machte er so gut wie alles falsch. Ganz übel die Szene, als er kurz vor dem Ende bei einer Drei-gegen-zwei-Überzahl viel zu eigensinnig war und eine Großchance leichtfertig verschenkte.

Der Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees hatte einige Probleme in der Zweikampfbewertung. Zunächst ohne Folgen, bei Kobiaschwilis Einsteigen gegen Harnik im Strafraum ließ er aber zu Unrecht weiterspielen. Immer mal wieder mit eigenartigen Entscheidungen, im Großen und Ganzen mit der fairen Partie aber nicht überfordert.

Analyse: Der VfB sofort drin in der Partie, mit guter Raumaufteilung und Pressing, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab. Berlin sichtlich nervös und zeigte zunächst nichts vom angekündigten Offensivfußball. Die Hertha hatte, wie schon im Heimspiel gegen Nürnberg, unheimliche Probleme im Spielaufbau.

Stuttgart deshalb in der ersten Halbzeit die bessere und reifere Mannschaft, aber ohne die letzte Entschlossenheit im Abschluss. Zeitweise ließen sich die Gäste auch zu sehr von der Hertha einlullen, und versäumten es, das Tempo hochzuhalten. Berlin war nur bei zwei Kontern im Ansatz gefährlich.

Nach dem Wechsel überließ der VfB den Gastgebern etwas mehr die Initiative, um seinerseits eher aus der Lauerstellung zu kontern. Berlin wusste mit dem Ballbesitz aber weiterhin nur wenig anzufangen. Immerhin bemühte sich die Hertha mit zunehmender Spieldauer, Druck aufzubauen und kam auch zu Chancen.

Von Stuttgart kam lange Zeit gar nichts mehr, der VfB wirkte nach 70 Minuten müde und spielte seine wenigen Angriffe schlampig zu Ende. In den letzten zehn Minuten ergab sich teilweise ein offener Schlagabtausch, mit dem glücklicheren Ende für Berlin.

Hertha - Stuttgart: Daten zum Spiel

 

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