Zeit für neue Ziele

SID
Dortmunds Spieler und Trainer Jürgen Klopp (r.) jubeln nach dem Schalke-Spiel mit den Fans
© Getty

Borussia Dortmund bricht nicht nur etliche Rekorde, sondern ist nach dem 31. Spieltag praktisch auch schon alter und neuer deutscher Meister. Ab sofort könnte also die Vorbereitung auf eine neue Bestleistung beginnen: Den Gewinn des Doubles.

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Wenn eine Mannschaft so durch die Saison schneidet wie Borussia Dortmund, ist die Frage nach dem neuen deutschen Meister wohl schnell geklärt. Die Rückrunde ist für den BVB zu einem reinen Rekordlauf geworden.

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Es vergeht seit Wochen kein Spieltag mehr, an dem an der Mannschaft von Jürgen Klopp nicht schon wieder eine Bestmarke zerbröckelt.

Ein Rekord jagt den anderen

Die Jagd nach Punkten formt ihre Nebenprodukte, der schmeichelhafte Derbysieg beim FC Schalke 04 machte den BVB am Samstagabend zum erneuten Serientäter.

Die Mannschaft ist jetzt seit 25 Spielen ungeschlagen, kein anderes Team hat eine derart erfolgreiche Rückrunde gespielt wie Dortmund bisher mit zwölf Siegen, zwei Remis und keiner Niederlage.

Die englische Woche mit dem äußerst anspruchsvollen Programm VfL Wolfsburg (A), Bayern München (H) und dann Schalke (A) hat die Mannschaft sichtlich an ihre Grenzen getrieben.

"Das geht an die Substanz, das hat man heute gesehen", sagte Jürgen Klopp nach dem Spiel auf Schalke.

Substanzverlust bemerkbar

"Man hat meiner Mannschaft heute schon angemerkt, wie intensiv das am Mittwoch war und wie intensiv das gegen diesen bärenstarken Gegner heute war. Wir haben alles rausgepresst, was noch drin war in dieser unglaublichen Woche. Am Ende haben wir das ein bisschen glücklich gewonnen, aber das ist nicht so schlimm."

In den letzten Partien hatte seine Mannschaft besonders in der zweiten Halbzeit immer mal wieder Probleme mit dem jeweiligen Gegner, Stuttgart und Wolfsburg holte der BVB so unfreiwillig wieder zurück ins Spiel, die Bayern oder auch Schalke waren bis zum entscheidenden Dortmunder Schlag einer Führung zu diesem Zeitpunkt der Partie näher.

Klopp: "Das ist verrückt"

"Man kann in so einer langen Serie nicht alles haushoch überlegen nach Hause bringen. Das schaffen zwei, drei Mannschaften auf der Welt - in Deutschland niemand", sagte Klopp fast schon ein wenig entschuldigend. Aber: "25 Spiele - das ist verrückt. Dass wir das schaffen, ist nicht vorstellbar gewesen."

Vermutlich wären die Protagonisten vor der Partie in Gelsenkirchen auch mit einem Remis zufrieden gewesen, angesichts von sechs Punkten Vorsprung auf die Bayern und danach noch zwei ausstehenden Heimspielen und einem Ausflug nach Kaiserslautern.

Meister am Fernseher

Natürlich bleiben alle Beteiligten verhalten, keiner meldet den Vollzug in Sachen Titelverteidigung. Dabei hatte selbst Bayern-Trainer Jupp Heynckes vor dem dürren 0:0 seiner Mannschaft gegen Mainz dem BVB zur Meisterschaft gratuliert und mit Real Madrid im Hinterkopf ein besseres B-Team ins Spiel geschickt, also quasi kapituliert.

Die Münchener Punkteteilung verändert die Lage für den BVB sogar insofern, dass die Borussia am kommenden Wochenende bereits vor dem eigenen Spiel am Samstagabend gegen Borussia Mönchengladbach alter und neuer deutscher Meister sein könnte, sofern die Bayern ihre Partie in Bremen nicht gewinnen.

Pokalfinale schon im Hinterkopf?

Die Borussia könnte sich also innerlich schon ein wenig auf diese eine Partie nach der Saison einstellen, wenn zum dritten Mal innerhalb weniger Monate der FC Bayern München als Gegner wartet und das Ziel, natürlich, rekordverdächtig ist. Bei normalem Saisonverlauf in der Liga und mit einem Sieg im Pokalfinale von Berlin würde der BVB erstmals in seiner Geschichte das Double einfahren.

Vielleicht ist dieses Ziel in einigen Hinterköpfen schon drin, trotz aller anders lautender Beteuerungen. "Warum sollten wir uns mit etwas anderem beschäftigen, als damit, Punkte zu sammeln und idealerweise die beste Saison unseres Lebens zu spielen, zumindest mal punktetechnisch?", spielte Klopp die alte Platte nochmal ab.

Gierig und hungrig

Dass Mario Götze in der Arena erstmals nach 125 Tagen Verletzungspause wieder auf der Bank saß, dürfte jedenfalls zusätzlichen Schub geben. Götze hatte während seiner Leidenszeit betont, er brauche drei oder vier Spiele, um wieder an sein Leistungsvermögen heranzureichen.

Im Hinblick auf die Europameisterschaft im Juni wird die Zeit knapp, das Pokalfinale erscheint geradezu prädestiniert für Götzes Rückkehr, zur Not auch von der Bank. Die letzten Spiele in der Liga dürften sich jetzt im Vorbereitungsmodus für Berlin bewegen.

"Wir haben einen wahnsinnig guten Lauf, sind sehr, sehr stabil - das wird sich in den nächsten Wochen nicht ändern", schickte Sebastian Kehl schon ungewollt eine kleine Ansage gen München. Das eine Ziel ist praktisch schon erreicht, jetzt nimmt der BVB die nächste historische Leistung in Angriff.

"Meine Spieler sind gierig, sie sind hungrig und lassen nicht nach", formulierte es Klopp. Für die Bayern keine besonders rosigen Aussichten.

Schalke - Dortmund: Daten zum Spiel

 

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