Mehr Ruhe, bitte!

Von Florian Bogner / Kevin Bublitz / Mark Heinemann
Der Moment der Entscheidung: Luca Toni (Mitte) köpft den Siegtreffer für den FC Bayern
© Getty

Nur die Punkte zählen - und die Bayern siegen prompt in Bielefeld mit dem knappsten aller Ergebnisse. Während sich Jürgen Klinsmann über ausbleibende Fragen wundert, fordert Manager Uli Hoeneß mehr Ruhe im Umfeld. Zwei Erkenntnisse lieferten die 90 Minuten auf der Alm aber doch.

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Jürgen Klinsmann hatte schon aufregendere Pressekonferenzen erlebt als in Bielefeld. "Die hatten nicht mal eine Frage", meinte der Bayern-Coach beim Verlassen des Presseraums leicht angesäuert zu Bayern-Pressesprecher Markus Hörwick: "Hätten wir verloren, wären es hunderte gewesen."

Im Endeffekt dürfte es Klinsmann so lieber gewesen sein. Immerhin hatte seine Elf zuvor die Arminia mit 1:0 niedergerungen und somit den ersten von sieben Schritten auf dem Weg zur Meisterschaft zu seiner Zufriedenheit erledigt - und seinen Kritikern damit weiteren Zündstoff verwehrt.

Das Wie war Klinsmann dabei vollkommen egal. "Die drei Punkte sind das Allerwichtigste", bekannte der Bayern-Coach und reduzierte ein Spiel, das unangenehmer nicht hätte sein können, auf das Wesentliche. Irgendwie gewonnen, Mund abwischen, weitermachen.

Lahm spricht von "dreckigem Sieg"

"Wenn wir alle Spiele gewinnen, werden wir am Ende ganz oben stehen, da gehört auch mal solch ein dreckiger Sieg wie heute dazu. Jetzt muss es weitergehen", forderte Philipp Lahm.

"Es ist nicht wichtig, wie wir die Punkte holen, sondern dass wir sie holen. Nur der Erfolg zählt", meinte auch Bastian Schweinsteiger auf Nachfrage von SPOX. Die Leistung sei okay gewesen - nicht mehr, nicht weniger. Das reichte für Bielefeld.

Aufregender als das Spiel war sowieso das Fernduell mit Wolfsburg gewesen.

Während des Spiels waren die Bayern zunächst fünf Punkte hinter die Magath-Elf zurückgefallen, dann war es plötzlich nur noch ein Zähler Abstand und am Ende blieb alles beim Alten (3 Punkte) - mit dem feinen Unterschied, dass man nun nur noch sechs Spieltage Zeit hat, die renitente Magath-Truppe noch von der Spitze zu verdrängen.

Toni vs. Bielefeld

Allein Uli Hoeneß wollte daraus einen Vorteil für die Münchner ableiten: "Eigentlich hat sich nichts verändert. Aber Wolfsburg hat ein Heimspiel gehabt und wir ein Auswärtsspiel. Insofern sind die Chancen ein kleines bisschen größer geworden", rechnete der Bayern-Manager etwas windschief vor.

Dass die Bayern überhaupt solche Rechenspielchen vollziehen konnten, war seit langem Mal wieder Luca Toni zu verdanken. Der erzielte nach 64 Minuten sein zwölftes Saisontor, und zog sich nicht nur deshalb den Zorn der Bielefelder zu, die sich von Tonis Art Fußball zu spielen - und ständig Fouls zu fordern - provoziert sahen.

Toni war seinem Job als Stürmer bis dato nur unzureichend nachgekommen. Als einzige Spitze war er selten anspielbar gewesen, befand sich im Zweikampf mit Markus Bollmann und Andre Mijatovic fast nur in der Horizontalen und fiel ansonsten nur durch seinen fortwährenden Dialog mit Schiedsrichter Florian Mayer auf, der ihn an den Rand eines Platzverweises brachte.

Toni, das alte Schlitzohr

Nach seinem Treffer zum 1:0, bei dem ihm sieben Bielefelder andächtig zusahen, lief der Italiener zunächst am Ohr schraubend Richtung Bayern-Fans, um dieselbe Geste noch mal beim Zurücklaufen zur Mittellinie vorm Bielefelder Anhang zu vollführen und das Publikum damit weiter anzustacheln.

"Hochärgerlich ist das und fast unsportlich", echauffierte sich Bielefelds Geschäftsführer Roland Kentsch hinterher, bekam aber gerade noch die Kurve: "Dieser Italiener ist halt ein Schlitzohr."

Neben der Tatsache, dass sich die Bayern mit Toni als einziger Spitze gegen defensive Gegner sehr schwer tun, brachte das Spiel in Bielefeld die Erkenntnis zu Tage, dass die Defensive mit Hans-Jörg Butt nun in zwei Bundesliga-Spielen deutlich sicherer stand als zuvor.

Butt mit starker Strafraumbeherrschung

Gegen Frankfurt war Butt daran relativ schuldlos geblieben. In Bielefeld hingegen verhinderte er mit einer starken Parade gegen Robert Tesche den frühen Rückstand der Bayern (15.) und pflückte ansonsten jeden Ball, der den Strafraum durchsegelte, mit äußerster Ruhe vom Himmel.

Butt nahm seine eigene Leistung gewohnt emotionslos hin ("dafür bin ich da"), kritisierte aber die Chancenverwertung seiner Vorderleute. Die Bayern versäumten es, den Sack nach dem 1:0 zuzumachen. "Dann ist hier Ruhe. So mussten wir leider bis zum Schluss zittern."

Eine Einschätzung, die Hoeneß mit Butt teilte.

"Wenn ihr Ruhe gebt, dann haben wir auch Ruhe"

"Wenn Bielefeld bei den ganzen Standards da noch einen rein geschoben hätte, wäre das schlimm gewesen, furchtbar", meinte der Bayern-Manager sichtlich erleichtert. Am Ende stand zur Freude der Bayern zum zweiten Mal in Folge die Null.

Und damit mehr Ruhe an der Säbener Straße? Geht es nach Hoeneß, dann ja.

"Wir im Verein haben nicht zur Unruhe beigetragen Es seid ihr Journalisten, die für Unruhe sorgen", wies Hoeneß die anwesenden Pressevertreter einmal mehr zurecht und meinte abschließend: "Wenn ihr Ruhe gebt, dann haben wir auch Ruhe." Zumindest haben die Bayern-Profis nun zwei Tage trainingsfrei.

Bielefeld - Bayern in der SPOX-Analyse