Podolski-Frust stört Bayern-Fest

Von Thomas Gaber
Fußball, Bundesliga, Bayern, Podolski
© Imago

Uli Hoeneß war vor dem 3:1-Sieg des FC Bayern München gegen Arminia Bielefeld am 11. Bundesliga-Spieltag gar nicht gut auf Lukas Podolski zu sprechen.

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"Er hat gegen Wolfsburg und Frankfurt zwei Chancen gehabt und sie nicht genutzt. Es ist gravierend zu sehen, dass wir Spieler haben, die sowohl in der Nationalmannschaft als auch bei Bayern extrem gut spielen und einen, der es derzeit überhaupt nicht umsetzen kann", hatte der Manager am letzten Donnerstag in Richtung Podolski gepoltert.

Poldi und Bayern - das Ende naht

Gegen Bielefeld genügte eine 45-minütige vernünftige Ausführung seines Berufs, um den Manager wieder auf seine Seite zu ziehen: "Ich habe ihm in der Kabine zu seiner Leistung gratuliert. Wenn er immer so spielt, hat er hier keine Probleme."

Ein Tor, eine Torvorlage und Seelenmassage seiner Kollegen (Ribery: "Ich mag ihn sehr und freue mich für ihn") konnten Podolski aber nicht von seinen Problemen befreien. Der Stachel der Nichtnominierung für die Startelf saß zu tief. "Ich muss mir bis zur Winterpause Gedanken machen, wie es weitergeht", sagte der 23-Jährige.  

Podolski ist seit seinem Dienstantritt 2006 nie richtig in Fahrt gekommen beim FC Bayern. Die Vereinsoberen hielten ihm lange die Stange, sparten aber auch nicht mit öffentlicher Kritik. 

Dass der 59-malige Nationalspieler gegen Bielefeld trotz des Ausfalls von Luca Toni zunächst draußen saß, ist mehr als ein Indiz dafür, dass Poldis Zeit in München endgültig abläuft.

Eine Trennung spätestens am Ende der Saison wäre für alle Beteiligten wohl das Beste. Mit einem schleichenden Plattfuß ist die Weiterfahrt irgendwann einfach nicht mehr möglich. Und die Luft in der Ehe zwischen Podolski und Bayern ist nicht erst seit Poldis ständiger gedanklicher FC-Köln-Liebhaberei raus.

Klinsmann lobt Poldis Einstellung

Immerhin attestierte ihm Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann einen professionellen Umgang mit seiner Situation und eine gute Leistung gegen Bielefeld.

"Er hat sehr positiv auf unsere Maßnahme mit der Systemumstellung (4-2-3-1, Anm. d. Red.) reagiert. Sein Engagement und der Rhythmus, den er in der zweiten Halbzeit angeschlagen hat, waren absolut in Ordnung."

Mit einem chrirugisch genauen Zuspiel auf Franck Ribery leitete Podolski das 2:1 ein (77.) und verwandelte in der 85. Minute einen Foulelfmeter zum Endstand. Ob Podolski im Champions-League-Spiel am kommenden Mittwoch beim AC Florenz (20.30 Uhr im SPOX-TICKER und Internet TV) wieder von Beginn an dabei sein wird, ließ Klinsmann offen.

Podolski müsse mit der Situation zurecht kommen, so der Bayern-Coach. "Ich kann verstehen, dass er enttäuscht ist, wenn er nicht spielt. Aber damit muss er leben, das gehört beim FC Bayern dazu", stellte Klinsmann klar.

Hoeneß total begeistert

Die Diskussion um Podolski blieb freilich einziger Makel eines abermals gelungenen Samstagnachmittags für den deutschen Rekordmeister. Eine Stunde lang hielt das Bollwerk der extrem defensiv eingestellten Bielefelder, dann waren sie der Angriffswelle der Münchner schamlos ausgeliefert.

Der blendend aufgelegte Torhüter Dennis Eilhoff verhinderte mit teilweise irrwitzigen Paraden ein Debakel für die Arminia. "Wir haben den Zuschauern in der zweiten Halbzeit ein Spektakel geboten. Das war ein Sturmlauf, wie ich in lange nicht gesehen habe", sagte Hoeneß.

Die Begeisterung sprudelte nur so raus aus dem Bayern-Manager: "Das war super Offensiv-Fußball. Wir haben uns auch nach 98. vergebenenen Torchance nicht aus der Ruhe bringen lassen. Bielefeld stand mit 17 Mann hinten drin und trotzdem endete fast jeder Angriff mit einer Torchance. Wir hatten zwanzig zu null Ecken, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen."

Kroos nutzt seine Chance

Dass die Ecken in der zweiten Halbzeit auch gefährlich waren, lag am eingewechselten Toni Kroos. "Durch seine hervorragende Technik schlägt er erstklassige Standards", lobte Klinsmann den 18-Jährigen, der zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder eine volle Halbzeit spielen durfte.

"Wenn alle Mittelfeldspieler gesund sind, wird es schwer, ihm mehr Spielzeit zu gewähren. Wir würden gerne alle, die auf der Bank sitzen, spielen lassen, aber das können wir nicht tun. Aber eins steht fest: Kroos entwickelt sich prima", sagte Klinsmann. 

Dass auch im Defensivverhalten der Mannschaft Fortschritte zu erkennen waren, wollte der Bayern-Coach nicht überbewerten. "Das hängt auch immer vom Gegner ab. Am Mittwoch in Florenz werden wir sicherlich mehr zu tun bekommen", sagte Klinsmann zu SPOX.

Die Bayern in Florenz - mehr Arbeit für die Defensive und für Podolski vielleicht die allerletzte Chance, es allen Kritikern zu zeigen.

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