Neuer FC-Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen: "Wir wollen keine Söldner"

SID
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© getty

Jan-Christian Dreesen hat Zweifel an seiner Eignung für den Posten des Vorstandschefs von Bayern München wegen eines angeblich fehlenden Fußball-Sachverstands zurückgewiesen. "Ich verstehe diese Skepsis, aber ich bewege mich nun schon eine lange Zeit beruflich im Profifußball", sagte der 55-Jährige der Bild am Sonntag.

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Außerdem gebe es in Europa bei keinem Top-Klub einen ehemaligen Profi als CEO. "Deshalb fühle ich mich auch nicht als Ausnahme. Sondern ich bin die Regel", sagte Dreesen.

Dreesen hatte zum Saisonende den ehemaligen Nationaltorhüter Oliver Kahn abgelöst. Er selbst habe als Verteidiger "in meiner Heimat bei der Spielvereinigung Aurich" gespielt, sagte er. Ehemalige Spieler sollten auch künftig in die Klubführung eingebunden werden: "Es muss aber nicht zwingend die Position des Vorstandsvorsitzenden sein."

Als eine seiner ersten Aufgaben will Dreesen bei den Bayern wieder für mehr "Mia san mia" sorgen. Er wolle dem Klub "wieder etwas einhauchen, was ich als Miteinander-Füreinander beschreibe - dass wir mit Freude zur Arbeit gehen, dass man dem anderen vertraut, dass die Leute untereinander kommunikativer werden, dass die Türen offen sind. Mit dem Ziel, dem FC Bayern zu dienen und ihn stärker zu machen. Mia san mia ist keine Floskel, sondern eine Haltung", sagte er.

Denkbar hält Dreesen auch eine künftige Einbindung der Weltmeister Thomas Müller und Manuel Neuer in den Verein. "Es wäre fantastisch, wenn wir die beiden künftig einbinden könnten, von einer solchen Konstellation würde doch jeder Klub träumen. Aber diese Entscheidung liegt beim Aufsichtsrat", so der neue Klubboss.

FC Bayern: Dreesen will "keine Söldner" im Team

Dreesen ist bei den Bayern aktuell Mitglied im "Ausschuss Sport" und dabei an der Seite von unter anderem Karl-Heinz Rummenigge und Thomas Tuchel für die Transferplanung zuständig. "Wir treffen uns regelmäßig und diskutieren über Namen und welche Kontakte wir intensivieren. Wir gehen einzelne Positionen durch, Thomas Tuchel und Marco Neppe stellen ihre Ideen vor", erklärte er. Es sei dabei "unerlässlich, dass Thomas Teil dieser Runde ist. Auch den kreativen, bisweilen sogar kontroversen Austausch halte ich für sehr wichtig."

Welche Spieler werden gesucht? "Er muss sich mit uns identifizieren, mit unseren Werten. Wir wollen keine Söldner, die alle zwei Jahre zum nächsten Klub gehen", betonte Dreesen: "Wir brauchen Spieler, die Energie ausstrahlen, die sich für den FC Bayern und seine Fans reinhängen."

Die aktuellen Transfersummen bereiten ihm Bauchschmerzen: "Auf jeden Fall müssen wir dabei auch smarter werden in der Interaktion mit unserem Nachwuchs-Campus. Deswegen haben wir da viel Geld investiert. Gerade haben wir Tarek Buchmann, einen talentierten Abwehrspieler, mit einem Profivertrag ausgestattet."

FC Bayern: Dreesen bedauert Scheitern des DFL-Investoren-Deals

Dreesen "bedauert sehr" das Scheitern des Investoren-Deals in der Deutschen Fußball Liga (DFL): "Ich glaube, dass in der Kommunikation - ob absichtlich oder unabsichtlich - einiges durcheinandergewirbelt worden ist."

Der Einstieg eines Investors habe überhaupt nichts zu tun gehabt mit dem Thema 50+1. Dreesen: "Ein Investor hätte dann gut verdient, wenn wir Klubs alle gut verdient hätten! Wesentliche Teile wären die Verbesserung der digitalen Infrastruktur und die Unterstützung der Liga-Vermarktung im Ausland gewesen. Davon hätten alle profitiert. Wir haben eine große Chance verpasst."

Zur Frage, ob die Erstligisten weiter das Solidarkonzept mit den Zweitligisten aufrechterhalten, meinte der Bayern-Boss: "Es geht um die Frage: Wie viel bringe ich ein und wie viel bekomme ich zurück? Und das kann man sehr wohl hinterfragen. Solidarität ist schließlich keine Einbahnstraße."

Der Vorstandschef des deutschen Rekordmeisters sieht Diskussionsbedarf über den nächsten Verteilerschlüssel der TV-Gelder: "Bisher hat die 1. Liga die 2. Liga sehr deutlich unterstützt. Innerhalb der 1. Liga haben große Klubs im Rahmen der Verteilung natürlich am meisten bekommen - aber viel weniger, als sie normalerweise gemessen an ihrer Reichweite hätten bekommen müssen."

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