FC Bayern München: Basteln am internationalen Nachwuchs-Netzwerk

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Der FC Bayern München hat sein Nachwuchs-Netzwerk im internationalen Fußball in den vergangenen Jahren konsequent vergrößert - nun könnte es über Umwege eine Zusammenarbeit mit einem weiteren Klub geben.

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Bei der Generalversammlung des FC Wacker Innsbruck am Mittwoch stimmten 98 Prozent der Mitglieder für eine strategische Partnerschaft mit dem Los Angeles FC. Auf den ersten Blick mutet die Zusammenarbeit durchaus kurios an: Hier der amtierende Meister der nordamerikanischen MLS, dort ein österreichischer Viertligist.

Aber Wacker Innsbruck ist kein gewöhnlicher Viertligist. Die Tiroler sind immerhin zehnmaliger österreichischer Meister, verfügen über eine große Fanbasis und mit dem Tivoli auch über ein ordentliches Stadion. Seit dem letzten Meistertitel 2002 unter Trainer Joachim Löw ging es aufgrund finanzieller Probleme aber stetig bergab. Ende der vergangenen Saison bekam der damalige Zweitligist keine Lizenz und musste deshalb in die Viertklassigkeit absteigen.

Solidaritätsbekundungen gab es damals sogar von der aktiven Fanszene des FC Bayern München. "Wenn die Fans an seiner Seite steh'n, wird der FC Wacker niemals untergeh'n. Kämpfen, Tivoli Nord", stand auf einem Spruchband in der Südkurve der Allianz Arena.

Für den Umschwung sollen nun aber US-amerikanische Millionen sorgen. "Wir glauben an die Fanbasis und glauben, dass wir gemeinsam ein erfolgreiches Team aufbauen können, das letztendlich in die Bundesliga zurückkehren wird", erklärte LAFC-Vizepräsident Benny Tran. Wie der ORF berichtet, spielt bei der Kooperation zwischen Wacker und dem LAFC auch der FC Bayern eine Rolle - und das ist durchaus naheliegend.

FC Bayern München und seine Kooperationen

Erst im März schlossen die Münchner ihrerseits eine Nachwuchs-Kooperation mit dem LAFC ab und gründeten dafür ein Joint Venture mit dem Namen "Red&Gold Football". In der damaligen Pressemitteilung des FC Bayern hieß es: "Ziel der Zusammenarbeit ist es, internationale Talente auch in Kooperation mit Partnervereinen für die eigenen Mannschaften und den Profifußball auszubilden."

Wacker Innsbruck dürfte nun der erste Partnerverein dieses Konstrukts sein, ein zweiter könnte mit dem uruguayischen Erstligisten River Plate bald folgen. "Richtig ist, dass wir erste Gespräche in Uruguay führen", bestätigte der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn der Bild (alle Hintergründe dazu gibt es hier). Red Bull und die City Football Group haben in den vergangenen Jahren ähnliche Netzwerke gespannt.

Unabhängig von der Zusammenarbeit mit dem LAFC pflegt der FC Bayern seit 2018 auch eine Partnerschaft mit dem MLS-Klub FC Dallas und seit 2020 mit dem FC Wuhan Three Towns aus der chinesischen Super League. Bei diesen Kooperationen geht es neben der Talente-Förderung auch um die Erschließung der riesigen Wachstumsmärkte USA und China. In New York und Shanghai eröffnete der FC Bayern schon vor Jahren Auslandsbüros, 2022 folgte ein weiteres in der thailändischen Hauptstadt Bangkok.

Von Dallas und Wuhan wechselten aber auch schon Talente nach München. Der US-Amerikaner Chris Richards wurde nach einigen Profieinsätzen im vergangenen Sommer für zwölf Millionen Euro an Crystal Palace verkauft; der 19-jährige Keeper Shaoziyang Liu avancierte zum ersten Chinesen in der Geschichte des FC Bayern und ist aktuell an den österreichischen Zweitligisten Grazer AK verliehen.

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FC Bayern München: Beliebtes Leih-Ziel Österreich

Österreich ist generell ein beliebtes Leih-Ziel für aufstrebende Nachwuchsspieler des FC Bayern. Ähnliche Kultur, ähnliche Sprache, kurze Wege. Deshalb suchen die Münchner schon länger nach einem Partnerklub in Österreich. Vor zwei Jahren ließ der FC Bayern die Chance auf eine Zusammenarbeit mit dem SKN St. Pölten verstreichen. Trotz beiderseitigem Interesse grätschte der VfL Wolfsburg dazwischen und verkündete seinerseits eine Zusammenarbeit mit St. Pölten.

Seitdem parkt der FC Bayern auffällig viele Talente bei Austria Klagenfurt, aktuell beispielsweise Emilian Metu (20) und Daniel Francis (19), bis Januar auch den mittlerweile zum GAK weitergereichten Liu (19). Der Münchner Nachwuchs-Chef Jochen Sauer und Klagenfurts Chefscout Manfred Linzmaier kennen sich bestens, arbeiteten sie doch einst lange für RB Salzburg zusammen. Wie die Kleine Zeitung berichtet, plante der LAFC Ende vergangenen Jahres eigentlich einen Einstieg bei der Austria. Weil der Deal scheiterte, orientierte man sich von Kärnten nach Tirol.

Der FC Bayern will sich mit seinen vielen verschiedenen, unterschiedlich engen Partnerschaften für umworbene Talente interessanter machen. "Der Sprung aus der vierten und dritten Liga zu den Profis ist sehr groß geworden", sagte Kahn neulich. "Deshalb müssen wir unseren Talenten daneben weitere attraktive Optionen für ihre Weiterentwicklung anbieten."

Der klassische Weg vom Campus über die hauseigene Reserve zu den Profis ist schwierig und außerdem nicht wirklich reizvoll, spielt sie aktuell doch nur in der sportlich wenig fordernden Regionalliga Bayern. Eine Rückkehr in die 3. Liga wird in dieser Saison nicht mehr gelingen, der Rückstand auf Tabellenführer SpVgg Unterhaching beträgt 21 Punkte. Wacker Innsbruck liegt in der ebenfalls viertklassigen Tiroler Liga dagegen nur fünf Punkte hinter Spitzenreiter Völser SV.

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