FC Bayern München siegt in Wolfsburg trotz Unterzahl: Zurück in der Normalität

Joshua Kimmich
© getty

Zurück in der Bundesliga, aber auch in der Normalität: Das 3:1 (1:0) des FC Bayern München beim VfL Wolfsburg ist eine sportliche Antwort auf die schwachen Leistungen der vergangenen Wochen, vor allem aber auf die skurrile Medienschelte der Verantwortlichen am Freitag.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Genugtuung wäre wohl der passende Begriff, um den Gemütszustand von Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß am Samstagabend kurz nach Abpfiff um 17.21 Uhr zu beschreiben.

Was auch immer sich die Granden des FC Bayern München gedacht haben, als sie am Vortag auf das Pressepodium an der Säbener Straße traten und zu einem vor Doppelmoral strotzenden Rundumschlag gegen die Medien ausholten: Sie schafften es, ihre stark angezählte Mannschaft nach einer turbulenten Phase mit vier sieglosen Pflichtspielen am Stück aus der Schusslinie zu nehmen.

"Super Zeichen": Kimmich lobt Auftritt der Bayern-Bosse

Einen Tag später war der FC Bayern nämlich nicht mehr der FC Hollywood. Er spielte endlich wieder Fußball. Und gewann. Vielleicht weniger spektakulär. Aber zweifellos als eingeschworene Einheit. Mia san mia. Zurück in der Normalität.

"Das ist ein super Zeichen, dass der Verein sich so vor seine Spieler stellt und seine Spieler so schützt", sagte Joshua Kimmich nach dem 3:1-Auswärtssieg gegen den VfL Wolfsburg in einem Sky-Interview.

"Für unsere Gefühlswelt, unser Zusammengehörigkeitsgefühl", fuhr Kimmich fort, sei es "wichtig, dass wir zusammenstehen und uns gegenseitig schützen." So marschierten die Stars des Rekordmeisters um 17.21 Uhr auch zur Fankurve. Arm in Arm und gemeinsam mit ihren Fans zelebrierten sie den ersten Triumph seit fast einem Monat.

Lewandowski wird zum Bayern-Matchwinner

Nach dem 2:0-Sieg beim FC Schalke 04 am 22. September war der Motor des Rekordmeisters arg ins Stocken geraten. Wie sehr dieser Motor schluckte und stotterte und wie sehr das auf die Stimmung der Spieler gedrückt hatte, zeigte die Ausgelassenheit und Erleichterung, mit der Robert Lewandowski seine beiden Treffer gegen Wolfsburg bejubelte.

315 Minuten lang war der polnische Torjäger ohne Tor geblieben. Auch in der Länderspielpause konnte er kein Selbstvertrauen im Nationaltrikot tanken. Gegen die Wölfe aber platzte endlich der Knoten.

Nicht nur mit seinen zwei schlitzohrigen Toren - beim 1:0 tunnelte er Keeper Koen Casteels, beim 2:0 spekulierte er nach einer völlig missglückten Rückgabe von Verteidiger William -, sondern auch mit einer Bilderbuch-Vorlage für James Rodriguez (72.) avancierte er zum Matchwinner. "Diesen Sieg", schrieb Lewandowski anschließend auf Twitter, "möchte ich unseren Fans widmen, die uns in guten wie in schlechten Zeiten unterstützen."

Bayern-Trainer Kovac erleichtert: "Hatten viel Druck"

Durch den Triumph bei den überforderten Niedersachsen fiel auch Niko Kovac spürbar ein Stein vom Herzen. "Wir hatten heute viel Druck", gab der im Zuge der vergangenen Wochen ebenfalls stark in die Kritik geratene Bayern-Trainer offen und ehrlich zu.

Dem Erfolgserlebnis, gleichbedeutend mit dem vorübergehenden Sprung auf Platz drei, maß er allerdings keine allzu große Bedeutung bei. "Das war nur ein erster und kleiner Schritt in die richtige Richtung", erklärte Kovac betont vorsichtig.

Mit Lob für seine Spieler hielt sich der 47-Jährige dafür aber nicht zurück: "Wir wollten, dass sich jeder 90 Minuten konzentriert, zerreißt und für den Klub einsteht. Das hat die Mannschaft außergewöhnlich gut gemacht. Der Sieg ist auch in der Höhe voll und ganz verdient."

Bayern: Fast so viele Chancen wie in den letzten drei Spielen

Besonders imponierte Kovac der Auftritt ab der 57. Minute. Arjen Robben sah nach einem Foulspiel an Elvis Rexhbecaj die Ampelkarte, nachdem er unmittelbar vor der Pause wegen einer Schwalbe im Wolfsburger Strafraum verwarnt worden war.

Die Münchner ließen sich davon aber nicht aus der Fassung bringen. Trotz des zwischenzeitlichen Anschlusstreffers durch Wout Weghorst (63.) kontrollierten sie Ball und Gegner.

Vor allem das spanischsprachige Dreier-Mittelfeld Javi Martinez, Thiago und James trat sehr kombinationssicher und leichtfüßig auf. Von insgesamt 508 Bayern-Pässen kamen 83,3 Prozent an. Im Vergleich zur 0:3-Heimpleite am 6. Oktober fiel aber besonders auf, dass sich die Mannschaft weitaus leichter damit tat, Chancen zu kreieren.

Elfmal schoss sie aufs Tor des stark aufgelegten Casteels - einmal weniger als in den drei vorherigen Spielen zusammen. Der auffälligste Offensivakteur neben Lewandowski war James. In der ersten Hälfte fand der Kolumbianer zweimal in Casteels seinen Meister.

Hummels spricht von "Befreiung"

Sein dritter Torabschluss landete im Netz - zu einem psychologisch wichtigen Zeitpunkt. Er erstickte sämtliche Wolfsburger Comeback-Hoffnungen im Keim. "Wir haben in einer schwierigen Phase Charakter gezeigt", schwärmte Sportdirektor Hasan Salihamidzic von der Leistung in Unterzahl. Mats Hummels, Vorlagengeber zum 1:0, sprach gar von einer "Befreiung".

Das können die Wölfe nicht gerade von sich behaupten. Nach gutem Start haben sie sich mit sechs sieglosen Spielen in Serie wieder die obere Tabellenhälfte verlassen. Bruno Labbadia ärgerte sich über die Phase nach dem Anschlusstor durch Weghorst.

"Das war ein totales Durcheinander. Wir haben wild gespielt, sind nicht positionsgetreu geblieben", sagte der VfL-Coach. Vielleicht brauchen er und seine Mannschaft ja auch einfach nur eine skurrile Pressekonferenz ihrer Vorgesetzten, um wieder zu gewinnen.

FC Bayern München: Die nächsten zehn Spiele im Überblick

DatumGegnerWettbewerb
23.10AEK Athen (A)Champions League
27.10FSV Mainz 05 (A)Bundesliga
30.10SV Rödinghausen (A)DFB-Pokal
03.11SC Freiburg (H)Bundesliga
07.11AEK Athen (H)Champions League
10.11Borussia Dortmund (A)Bundesliga
24.11Fortuna Düsseldorf (H)Bundesliga
27.11Benfica Lissabon (H)Champions League
01.12Werder Bremen (A)Bundesliga
08.121. FC Nürnberg (H)Bundesliga
Artikel und Videos zum Thema