Fanforscher Pilz: "Zunehmend rassistische Parolen von den Rängen"

SID
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© getty

Fanforscher Gunter A. Pilz sieht eine Steigerung rassistischer Beleidigungen in Stadien. "Wir müssen leider beobachten, dass zunehmend rassistische, fremdenfeindliche Parolen von den Rängen kommen", sagte Pilz den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: "Das hat leider Gottes mit der aktuellen politischen Lage zu tun - denn auch in der Gesellschaft beklagt man ja eine Zunahme von Rassismus, Rechtsextremismus, Diskriminierung jeglicher Form. Da ist der Fußball nicht ausgenommen, sondern ein Spiegel der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung."

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Eine besondere Rolle misst der 78-Jährige den Sozialen Medien bei. Erst in der Vorwoche war RB Leipzigs Nationalspieler Benjamin Henrichs nach dem Sieg im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund (2:0) im Internet rassistisch beleidigt worden.

"Die Verrohung der Sprache in Social Media wirkt sich auch auf das Verhalten und die Qualität der Beleidigungen im Stadion aus. Da sehe ich einen unmittelbaren Zusammenhang", so Pilz.

Rene Paasch, Sportpsychologe und Professor an der Deutschen Hochschule für Gesundheit in Unna, macht auch die gesamtgesellschaftliche Lage für aggressive Ausbrüche in Stadien verantwortlich: "Die Menschen sind unzufrieden, überall herrscht Krise. Das Stadion bietet ein Ventil, um diese Unzufriedenheit rauszulassen".

Auch sei die vermessene Erwartungshaltung an Spieler ein Faktor: "Oft haben Fans die Meinung, nur weil Fußballer unheimlich viel Geld verdienen, müssen sie auch immer im gleichen Maße abliefern. Aber das sind immer noch Menschen, und Menschen können nicht immer funktionieren. Aber das sieht der Fan nicht."

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