Hertha BSC - Kevin-Prince Boateng lobt Fredi Bobic: "So was wie Lionel Messi"

Von SID/SPOX
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Mittelfeldspieler Kevin-Prince Boateng vom Bundesligisten Hertha BSC hat Sportchef Fredi Bobic in Schutz genommen. "Dass die Eintracht gerade die Europa League gewann, hat sie dem Fundament zu verdanken, das Bobic vor sechs Jahren gelegt hat. Bobic ist unter den Sportmanagern so was wie Lionel Messi. Man muss ihm Zeit geben", sagte Boateng dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

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Bobic hatte von 2016 bis 2021 bei Eintracht Frankfurt erfolgreich gearbeitet, unter anderem gewann er gemeinsam mit Boateng 2018 den DFB-Pokal. Vergangenen Sommer wechselte er nach Berlin, wo die Hertha jüngst erst in der Relegation gegen den Hamburger SV die Klasse hielt.

"Hertha wird in der Presse wie ein Topklub behandelt, wie Real Madrid oder der FC Barcelona", sagte Boateng: "Wenn es nach drei Monaten nicht funktioniert, fordern die Leute deinen Rauswurf. In Frankfurt ist das nicht so."

Zudem ging Boateng erneut darauf ein, dass er im Rückspiel gegen den HSV für die Aufstellung und Taktik verantwortlich gewesen ist. "Ich habe die Ansprache vor dem Spiel gehalten. Magath war gar nicht da, der Co-Trainer hat neben mir gesessen, mir den Laserpointer in die Hand gedrückt und gesagt: Rede du mit der Mannschaft. Ich habe das richtig ernst genommen, mit dem Pointer rumgefuchtelt", erklärte er.

Stürmer Stevan Jovetic habe er zum Beispiel gesagt: "Du gehst da pressen, du da gehst auf den Torwart drauf, ich hab den Sechser, du gehst rechts raus und so weiter. Eineinhalb Stunden danach sind wir zusammen ins Stadion gefahren und haben gewonnen. Für mich war das wie ein Ritterschlag. Ich kann jetzt auch Trainer werden."

Boateng ging vor Rückspiel auf Trainer Magath zu

Zuvor war Boateng auf Magath zugegangen. "Wir haben in der Mannschaft überlegt, was wir im Rückspiel machen können. Dann habe ich irgendwann gesagt: Lasst mich mit dem Trainer reden. Ich weiß, wie wir alle denken", sagte er und führte aus: "Er kam zu mir und fragte mich, wie ich meine Rolle im Rückspiel sehe. Und ich sagte ihm, ich könne so lange spielen, bis es nicht mehr geht. Und hätte eine Idee, wie wir spielen sollten. Er entgegnete: Erzähl mal. Ich habe ihm dann erklärt, mit welcher Aufstellung ich gern spielen würde, und gesagt: 'Wenn wir so spielen, gewinnen wir und bleiben in der Bundesliga. Ich rede mit den Spielern. Vertrauen Sie mir, Herr Magath.' Dann hat er geantwortet: 'Okay.'"

Boateng hatte noch unter Magaths Vorgänger Tayfun Korkut kaum eine Rolle gespielt. "Wenn du als Führungsspieler dauernd kritisiert wirst und nicht spielst, bekommst du ein Problem mit dem Rückhalt in der Mannschaft. Wenn man nicht spielt und wie ich trotzdem immer laut redet, sagen die Leute auch schnell: Halts Maul! Als Magath kam, habe ich mich gefragt, was die Jungs jetzt wohl von mir erwarten. Dass ich mich gegen Magath stelle? Dass ich im Training bestimmte Dinge nicht mitmache? Aber was hat Prince Boateng gemacht? Vollgas gegeben, so viel ich konnte. Weil ich wusste: Das ist Fredi Bobics und auch meine letzte Chance", sagte er.

Boateng erzählt Anekdote: "Und so stärke ich Magath"

Sich für Magath einzusetzen, habe ihn Überwindung gekostet, wie Boateng an einem Beispiel erklärte: "Ich erinnere mich an ein Training, bei dem ich eigentlich gesagt hätte: so einen Scheiß mach ich nicht. Wir sollten Bockspringen und an zwei Eisenstangen hochklettern und dann die Decke berühren. Wie in der Schule früher. Ich habe einen Moment überlegt: Okay, ich hab mit Ronaldinho trainiert, mit Lionel Messi gespielt, im Camp Nou vor 70.000 Zuschauern. Ich habe zwei Weltmeisterschaften hinter mir. Und jetzt soll ich hier klettern? Ich musste meinen Schweinehund überwinden, hab's dann aber gemacht. Weil ich wusste, wenn ich klettere, klettert die ganze Mannschaft. Und so stärke ich Magath."

Besagte Übung meisterte Boateng damals "nach zwei Sekunden". Seine Teamkollegen hätten anschließend applaudiert. "Der Co-Trainer war sprachlos, so schnell war ich. Ich hab dann aus Scherz gesagt: Männer, ich bin das gewohnt, früher sind wir so in die zweite Etage hoch, um da einzubrechen. Nach solchen Trainingseinheiten saß ich im Auto und hab geflucht. Aber ich hab's gemacht. Ich bin vorangegangen, und die Mannschaft ist mir gefolgt", erklärte er.

Kurios: Boateng gab an, dass er schon vor der Bekanntgabe, dass Magath neuer Trainer in Berlin wird, eine Vorahnung hatte. Drei Tage vor der Verkündung habe er zu Teamkollege Davie Selke gesagt: "Du wirst sehen, die werden Magath holen. Ich hatte das als Gag gemeint. Und dann ruft Davie mich drei Tage später morgens um zehn an: 'Hast du gesehen? Du wusstest das schon.' Ich: 'Was redest du? Es ist zehn Uhr morgens, ich bin gerade wach geworden.' Und er: 'Magath ist Trainer.' Und ich: 'Hau ab, lüg nicht!'"

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