Borussia Mönchengladbach: Wie geht es weiter? Die vielen Aufgaben des Mister X

Von Stefan Rommel / Fatih Demireli
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Borussia Mönchengladbach - Aufgabe: Struktur

Max Eberl hat es auf seine ganz eigene Weise geschafft, den Geist der 70er und 80er Jahre in Mönchengladbach wieder aufleben zu lassen. "Fohlen-Fußball" mag ein abstrakter Begriff sein, durch die Wahl Lucien Favres aber bekam diese zuvor oft kopierte, aber nie erreichte Strategie neues Leben eingehaucht.

Dann verhedderte sich Favre und mit dessen Abgang war auch die ursprüngliche Idee nicht mehr eindeutig erkennbar - beziehungsweise deren Umsetzung. Andre Schubert war eine Übergangslösung, Dieter Hecking trotz Stallgeruch nicht der richtige für den Aufbruch. Mit jedem dieser Trainer verwässerte sich das unter Favre klar definierte Spiel immer noch ein bisschen mehr.

Dann kam Marco Rose und wirbelte alles ganz gehörig durcheinander. Rose brachte viele Elemente des Red-Bull-Fußballs mit und irgendwann deckten sich der Anspruch - "Fohlen-Fußball", also aktiver, attraktiver, technisch feiner Fußball - und das, was auf dem Rasen zu sehen war, nicht mehr. Auch unter Adi Hütter hat sich das nicht gebessert. Der versucht es aktuell mit einer Dreierkette. Eine taktische Marginalie vielleicht, als Symbolbild für die Abkehr von den alten Idealen - in diesem Fall der Viererkette - aber durchaus zulässig.

Das oft strapazierte Wort der Klubphilosophie wird auch in den kommenden Tagen, Wochen, Monaten sehr oft zu hören sein. Denn das ist die ganz zentrale Frage, an der sich alle weiteren Personalien ausrichten sollten: Wofür will Borussia Mönchengladbach stehen und wie sieht sich der Klub selbst innerhalb der Liga?

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Das "alte" Geschäftsmodell hat zuletzt nicht mehr besonders gut funktioniert und derzeit gibt es kaum Anzeichen einer Besserung. Die Borussia benötigt frische Ideen, sehr wahrscheinlich von außen. Denn die Riege der Verantwortlichen, die Eberl zuletzt haben fast im Alleingang machen lassen, scheint damit überfordert. Fast schien es so, als sei das Präsidium ganz froh, dass Eberl mit ungesund viel Macht ausgestattet war, ganz nach dem Motto: "Der Max wird das schon machen." Das hat den Blick getrübt und den Schlendrian einkehren lassen.

Unter Gladbachs Granden sind einige ganz entscheidende Entscheidungsträger schon um die 80 Jahre alt, Rainer Bonhof wird in wenigen Wochen auch schon 70. Nun schützt Alter nicht vor neuen Ideen, aber die Neuausrichtung eines Profi-Klubs dürften gerne auch etwas jüngere Mitarbeiter vorantreiben.

Das Krisenmanagement war zuletzt jedenfalls schon mal nicht besonders ausgeprägt - weil es niemanden gab, der Eberl zur Seite oder in die Bresche hätte springen können. Einen Helfer wollte ihm der Klub vor vier Jahren an die Seite stellen, Eberl lehnte das Angebot damals ab.

So entwickelte sich der sportliche Bereich immer mehr zu einer One-Man-Show, die die Gremien goutierten oder zumindest akzeptierten. Mit Eberls Rückzug ergibt sich nun großes Vakuum - aber auch eine Chance für eine Runderneuerung. Mit Gedanken in alle Richtungen, einer flacheren Hierarchie und auch in der Auswahl der handelnden Personen.

Auch hier wird der oder werden die neuen sportlichen Leiter Einfluss nehmen müssen. Nicht unbedingt durch ein Weisungsbefugnis - aber durch einen klaren Weg, ein Profil, den es für die Zukunft aufzuzeigen gilt. "Einfach so" Max Eberls Job zu übernehmen, fällt jedenfalls definitiv flach. Dafür sind die Strukturen in Gladbach zu verworren - und der Vorgänger nicht mehr da, um seinen Nachfolger einzulernen oder eine umfassende Übergabe zu vermitteln.

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