Bundesliga - Thesen zur Rückrunde 2021/2022: Marco Rose und Tayfun Korkut fliegen, Florian Kohfeldt führt Wolfsburg nach Europa

Von Filippo Cataldo, Leon Karasch, Justin Kraft, Maximilian Lotz, Ulli Ludwig, Chris Lugert, Tim Ursinus
Marco Rose hat Sky-Experte Dietmat Hamann nach dem Spiel gegen Fürth hart kritisiert.
© Getty
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7: Marco Rose erlebt Saisonende als BVB-Trainer nicht

Von Chris Lugert

Marco Rose flüchtete sich nach der peinlichen Vorstellung seiner Dortmunder vor Weihnachten in Berlin in Wunschvorstellungen. "Ich hoffe, dass das möglicherweise der erste Schritt in Richtung Änderung von Verhaltensweisen ist", sagte der BVB-Coach und bemängelte zum wiederholten Male die Einstellung seiner Truppe.

Die Defizite sind nicht neu, im Gegenteil: Die Mischung aus spielerischem Talent und ungenügender Einstellung zieht sich seit Jahren durch. Dass Erling Haaland im letzten Spiel 2021 erstmals so richtig lustlos wirkte, setzte dem Ganzen die Krone auf.

Rose steht vor einer Mammutaufgabe in der Rückrunde, doch bislang machte er nicht den Eindruck, als wäre er der Situation gewachsen: Die Ergebnisse international waren verheerend. In der Liga sind die Bayern bereits wieder enteilt. Intern gab es bereits offene Kritik an seiner Taktik. Und bei den Fans hat Rose ohnehin nur wenig Kredit.

Als Trainer steht Rose in der Gesamtverantwortung, so läuft das Fußballgeschäft. Und derzeit deutet Vieles darauf hin, dass das Projekt Marco Rose beim BVB vorzeitig scheitern wird. Das liegt nicht mal wirklich an ihm selbst. Nach der Ära Jürgen Klopp konnte kein Trainer die Fußstapfen wirklich zur vollkommenen Zufriedenheit aller ausfüllen. Rose kämpft zudem mit einem Kader, der auf einigen Positionen nicht die Klasse früherer Tage verkörpert.

Und so könnte sich Geschichte wiederholen. In der Vorsaison musste Lucien Favre seine Koffer packen, anschließend führte Edin Terzic den Klub zum Pokalsieg. Zu diesem Zeitpunkt war die Rose-Verpflichtung bereits fix, manch Dortmunder Verantwortlicher wird der Ablösesumme noch nachweinen. Terzic aber wurde mit einigen Winkelzügen im Klub gehalten - vielleicht ja in weiser Voraussicht.

8: Der Hype um Baumgart nimmt ein Ende

Von Justin Kraft

Was Steffen Baumgart in nur kurzer Zeit beim 1. FC Köln geschafft hat, ist bemerkenswert. Und eigentlich ist bemerkenswert noch gar kein Ausdruck. Er hat einem Abstiegskandidaten eine klare Identität gegeben: Druckvolles Pressing, strukturiertes Spiel über die Flügel und eine simple, jedoch klare Idee, um Tore zu erzielen - nämlich gut inszenierte Flanken. Nach der Hinrunde stehen die Kölner mit 25 Punkten auf Platz 8 der Bundesliga.

Baumgart steht somit zu Recht im Rampenlicht. Doch dass der Hype um ihn abnimmt, lässt sich schon jetzt erkennen. Der Trainer wird nicht nur in aller Regelmäßigkeit zu allerlei Themen befragt, er hat auch immer eine Antwort parat. Damit landet er nicht nur oft auf Zitatkacheln, sondern polarisiert auch. Viele finden das kultig, immer mehr Menschen zeigen sich in sozialen Netzwerken latent genervt davon.

In der Rückrunde wird Köln aber auch sportlich von der Realität eingeholt. In den ersten 17 Partien gab es viele enge Duelle: Sieben Unentschieden und drei Siege mit einem Tor Vorsprung sammelte der FC. Insbesondere die Niederlagen gegen den FC Augsburg (0:2) und Hoffenheim (0:5) zeigten, dass sich das Blatt auch schnell wenden kann, wenn nur kleine Details nicht stimmen.

Darüber hinaus weiß die Bundesliga langsam, worauf sie sich einstellen muss. Das Flügelspiel der Kölner war zunächst überraschend und dynamisch, mittlerweile ist es jedoch vorhersehbarer. Baumgart reagierte zuletzt, indem er seine Mannschaft deutlich mehr Seitenverlagerungen spielen ließ. Ob das allein ausreicht, um die gute Hinrunde zu wiederholen? Viel mehr wird die Anpassung der Gegner wohl dazu führen, dass die engen Spiele weniger häufig zu Gunsten des FC ausfallen. Am Ende reicht es zwar deutlich zum Klassenerhalt, aber ein einstelliger Tabellenplatz ist den Kölnern nicht vergönnt.

9: Tayfun Korkut darf seinen Vertrag nicht erfüllen

Von Maximilian Lotz

Quo vadis, alte Dame? Hertha BSC bleibt auch in dieser Saison in vielerlei Hinsicht ein Rätsel. Der selbsternannte "Big City Klub" wollte mit Unterstützung von Investor Lars Windhorst endlich hoch hinaus, fand sich aber zu Saisonbeginn schnell am Tabellenende wieder.

Das angespannte Verhältnis zwischen dem neuen Geschäftsführer Fredi Bobic und Trainer Pal Dardai mündete schließlich Ende November im Aus des Trainers. Als Nachfolger präsentierte Bobic überraschend Tayfun Korkut, der zuvor als Trainer von Hannover, Kaiserslautern, Leverkusen und Stuttgart nicht unbedingt diesen Glanz versprühte, den die Hertha gerne verbreiten würde.

Unter Korkut sollte beim Hauptstadtklub dieses "Durchwursteln" (O-Ton Bobic) ein Ende haben. Doch wäre der überraschende 3:2-Sieg gegen Dortmund kurz vor Weihnachten - direkt nach der 0:4-Klatsche in Mainz - nicht gewesen, hätte es kaum eine zutreffendere Beschreibung für die Darbietungen der Hertha geben können.

Korkut hat sich für die Rückrunde viel vorgenommen, bezeichnete den Sieg gegen den BVB als Gradmesser. Doch nur vier Punkte trennen die Hertha von der Abstiegszone, das Feld ist eng beieinander, nach zwei Niederlagen kann man schnell unter den Strich stürzen. Und dann könnten die Verantwortlichen in der Hauptstadt ebenso rasch wieder nervös werden. Korkuts Vertrag läuft nur bis Saisonende - es darf bezweifelt werden, ob es ihm gelingt, sich bis dahin durchzuwursteln.