Thesen zum 32. Bundesliga-Spieltag: Als Goretzka-Ersatz? Warum dieser Dortmunder mit zur EM sollte

Von Stefan Rommel
Mahmoud Dahoud, BVB
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Quarantäne! Na und?

14 Tage waren die Spieler und das Trainerteam plus Betreuerstab von Hertha BSC in der so genannten häuslichen Quarantäne. Während andere Mannschaften ganz normal weiter trainieren durften, waren die Berliner zu einem deutlich abgespeckten Programm verdonnert und hatten keine Möglichkeit zum Mannschaftstraining.

Das sind sehr schlechte Voraussetzungen, um in der Bundesliga zu bestehen - könnte man meinen. Schließlich ist ja alles bis ins Detail durchgetaktet, sind die Trainingspläne und die Belastungssteuerung individuell konzipiert und nehmen auf die kleinste Veränderung sofort Rücksicht. So eine zweiwöchige Zwangspause sollte da doch wie ein Dampfhammer erscheinen, der dem Team enorm zusetzt.

In der Theorie mag das alles stimmen. In der Praxis zeigt sich aber ein ganz anderes Bild. Hertha BSC hat aus den drei Spielen nach der Quarantäne fünf Punkte eingefahren, von einem Leistungsabfall war rein gar nichts zu erkennen. Nun könnte man das auf die Gegner in dieser Zeitspanne schieben und tatsächlich waren mit Mainz, Freiburg und Bielefeld keine ausgesprochenen Topteams darunter.

Aber immerhin dann doch der Sechste der Rückrunden-Tabelle (Mainz), ein Team im Dunstkreis der Europapokalplätze (Freiburg) und die Arminia, gegen die Berlin in der Hinrunde noch verloren hatte. Einen Zufall mag man ausschließen: Auch in der von Corona deutlich heftiger gebeutelten 2. Liga punkteten die "Quarantäne-Teams" Sandhausen, Karlsruhe und Kiel unmittelbar nach ihren Pausen teilweise herausragend. Vielleicht stößt die Verwissenschaftlichung des Spiels irgendwann auch an ihre Grenzen...

Werder Bremen: Neues Rezept im Abstiegskampf

Yuya Osako kann ein überdurchschnittlicher Bundesligaspieler sein, für Milot Rashica wollte Werder Bremen mal an die 30 Millionen Euro Ablöse aufrufen, Kevin Möhwald ist der torgefährlichste Spieler im Bremer Kader - aber alle drei sind in der entscheidenden Phase der Saison bei Florian Kohfeldt außen vor.

Werders Trainer hat nach zuletzt sieben Niederlagen in Folge die neue Robustheit als Markenkern ausgerufen, die Null muss stehen und vorne wird gearbeitet, statt spielerisch zu glänzen. Das ist das Bremer Rezept für den Klassenerhalt und es wird ausgefüllt von Spielern, die in erster Linie eine körperliche Präsenz mitbringen.

Im Mittelfeld ist Christian Groß als Sechser derzeit gesetzt. Ein Spieler, der eigentlich für den Regionalliga-Kader geplant war und sich derzeit anschickt, zu einem der Eckpfeiler der Mannschaft zu werden. Im Angriff vertraut Kohfeldt auf den bulligen Niclas Füllkrug für mehr Strafraumpräsenz bei Flanken sowie Arbeitsbiene Davie Selke als besonders hartnäckigem Störspieler, der dem Gegner auch mal auf die Nerven geht.

Die Zehnerposition füllt Joshua Sargent aus, ein gelernter Angreifer, der 90 Minuten und ein bisschen mehr marschieren kann und sich in zahllosen Zweikämpfen aufreibt. Für Osako, Rashica, Möhwald bleibt da kein Platz mehr und stattdessen nur die Joker-Rolle.

Der patentierte Huub-Stevens-Plan soll Werder jetzt also in der Liga halten und die letzten beiden Spiele gegen Leipzig im Pokal und beim 0:0 gegen Leverkusen bestätigten einen Leistungsanstieg. Allerdings müsste Werder auch noch eine der letzten beiden Partien gegen Augsburg und Gladbach gewinnen, um fast sicher gerettet zu sein. Wie diese Mannschaft aber ein Tor erzielen soll, ist noch nicht ganz klar.

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