Luka Jovic: Der Wechsel von Real Madrid zu Eintracht Frankfurt aus drei Perspektiven

Jochen Tittmar
13. Januar 202112:06
Luka Jovic wird von Real Madrid an Eintracht Frankfurt ausgeliehen.Dean Mouhtaropoulos/Getty Images
Werbung
Werbung

Luka Jovic steht unmittelbar vor einer Rückkehr zu Eintracht Frankfurt. Der serbische Stürmer wird auf Leihbasis bis Sommer von Real Madrid an die SGE ausgeliehen. Wie ist der Wechsel zu bewerten?

Jovic-Wechsel: Die Perspektive von Eintracht Frankfurt

Die Geschichte ist schnell erzählt: Für die SGE bedeutet die Jovic-Rückkehr ein hervorragendes Geschäft. Derzeit stehen die Hessen auf Platz neun in der Bundesligatabelle und haben 25 Treffer erzielt - acht Teams trafen häufiger. Da tut ein weiterer Stürmer gut, einer vom Kaliber Jovics sogar sehr.

Vor allem auch deshalb, weil mit Bas Dost ein anderer Angreifer kürzlich zum FC Brügge wechselte und die neben Jovic gehandelten Kandidaten wie Joshua Zirkzee keine Soforthilfe darstellen. Der Niederländer vom FC Bayern ist für die Bundesliga einfach noch nicht erfahren genug, um einen Mann wie Dost (13 Pflichtspiele, 5 Tore, 3 Assists) zu ersetzen.

Jovic ist zwar ein anderer Spielertyp als Dost, doch er ist definitiv in der Lage, Top-Scorer Andre Silva (16 Pflichtspiele, 12 Tore, 5 Assists) zu entlasten. In Frankfurt werden sie freilich von Jovics einstiger Quote für die Eintracht träumen: 27 Tore und sieben Vorlagen hatte der Serbe in 48 Pflichtspielen geliefert.

Luka Jovic zur Eintracht: "Wir denken nur bis Sommer"

Jovic und Silva zusammen mit den Offensivspielern Filip Kostic, Daichi Kamada, Amin Younes und Aymen Barkok - damit hat die SGE im Angriffsdrittel eine sehr gute Mischung aus Talent und Erfahrung beisammen, mit der man die internationalen Plätze angreifen kann. Derzeit rangieren die Frankfurter nur fünf Zähler hinter Champions-League-Platz vier.

Die Verantwortlichen haben zudem nun die Ruhe, sich für den Sommer nach einer hochwertigen Alternative im Sturm umzusehen. Ein fester Transfer von Jovic wird sicherlich zu teuer sein, denn Real Madrid wird hoffen, zumindest die Hälfte der gezahlten Ablösesumme von 60 Millionen Euro wieder zu bekommen - allein das dürfte unter Corona-Gesichtspunkten schon sehr ambitioniert sein.

Eine Kaufoption besitzt die Eintracht für Jovic dem Vernehmen nach nicht. Sportdirektor Fredi Bobic sagt hinsichtlich eines längeren Engagements von Jovic nur: "Wir denken alle nur bis Sommer. Danach werden wir dann alles überdenken."

Doch klar ist: Dass Frankfurt den verlorenen Sohn zurückholen kann, liegt auch daran, dass Jovic auf große Teile seines Jahresgehalts von rund zehn Millionen Euro verzichtet und die Königlichen einen Teil davon übernehmen. Zwei Millionen Euro zahlt die SGE bis Saisonende an den 23-Jährigen. Das entspricht in etwa dem Verdienst von Vorgänger Dost.

Adi Hütter gab einen tiefen Einblick in sein Telefonat mit dem nahenden Rückkehrer Luka Jovic.getty

Luka Jovic im Steckbrief

geboren23. Dezember 1997 in Bijeljina, Bosnien-Herzegowina
Größe1,82 m
Gewicht85 kg
PositionMittelsturm
Fußbeidfüßig
StationenFK Loznica Jugend, Roter Stern Belgrad Jugend, Roter Stern Belgrad, Benfica, Eintracht Frankfut, Real Madrid

Jovic-Wechsel: Die Perspektive von Luka Jovic

Man sollte selbstverständlich nicht zu früh urteilen, doch angesichts von Jovics tristem Dasein in Madrid vermag man für den Moment zu sagen: Es ist genau die richtige Entscheidung.

Jovic bekam bei den Königlichen kaum ein Bein auf den Boden. In der laufenden Spielzeit bestritt er lediglich fünf Pflichtspiele und kam nur 208 Minuten zum Einsatz (0 Tore). Zuletzt wurde er von Real am 8. November 2020 eingesetzt. Bislang stehen in eineinhalb Jahren in Spanien ganze zwei Treffer auf seinem Konto.

In Madrid ordnete sich Jovic klar hinter dem weiterhin unantastbaren Karim Benzema ein. Zudem war er häufiger verletzt oder manövrierte sich selbst ins Abseits wie bei seinem Sturz während des ersten Lockdowns, als er angeblich von einer Mauer fiel und sich den Fuß brach, oder der heimlichen Reise nach Belgrad.

Jovic muss bei Real auf einen Trainerwechsel hoffen

Man hatte zwar nicht den Eindruck, Jovics Qualität würde für die Ansprüche der Königlichen genügen, Trainer Zinedine Zidane ließ ihn allerdings auch eher links liegen. Dabei war es der Franzose, der Jovic eigenen Angaben zufolge unbedingt haben wollte, letztlich jedoch nicht mit ihm warm wurde.

Auch fehlte Jovic die Bindung zur Mannschaft, echte Freunde wie beispielsweise Kostic in Frankfurt hatte der Serbe in der spanischen Hauptstadt nicht. Einzig Luka Modric ist da zu nennen, ansonsten erschwerte es ihm die Sprachbarriere, mit den Teamkollegen vernünftig zu kommunizieren.

Jetzt einen vorläufigen Schlussstrich zu ziehen, ergibt aus Sicht des Spielers daher Sinn. Jovic muss sicherlich auch hoffen, dass Real nach der Saison möglicherweise den Trainer austauscht und er bei einem Nachfolger eine neue Chance erhält - oder er nach einer idealerweise erfolgreichen Zeit am Main dann zu einem größeren Klub als Frankfurt wechselt.

Jovic-Wechsel: Die Perspektive von Real Madrid

Mit einem Wort: katastrophal! Real hat 60 Millionen Euro ausgegeben und dafür zwei Tore bekommen - damit gehört die Personalie Jovic definitiv zu den größten Fehlentscheidungen der madrilenischen Vereinsgeschichte.

Besonders kritisch muss dabei die Rolle des brasilianischen Chefscouts Juni Calafat hinterfragt werden, der mit Jovic einen Spieler holte, der nicht wirklich in das praktizierte 4-3-3-System passt. Der serbische Nationalspieler tut sich in der Rolle des alleinigen Mittelstürmers schließlich schwer. Jovic benötigt die Unterstützung eines anderen Spielers um ihn herum, damit er seine Abschlussstärke ausspielen kann. Er ist im Gegensatz zu Benzema kein Spieler, der auch viel fürs Spiel tut.

Zu dieser Erkenntnis scheint man bei Real nun auch gekommen zu sein, hat aber auch weiterhin keinen Nachfolger für den mittlerweile 33-jährigen Benzema in der Hinterhand. Insgeheim hofft man auf einen Transfer von Dortmunds Erling Haaland.

Somit muss sich neben Calafat auch Zidane eindeutige Vorwürfe gefallen lassen. Dem ehemaligen Weltfußballer gelingt es als Trainer zu selten, junge Spieler zu fördern - Akteure wie Martin Ödegaard, Eder Militao oder Vinicius Junior können ein Lied davon singen.