Die Gründungsgeschichte des BVB - als Film!?

Von Interview: Jochen Tittmar
BVB-Gründer Franz Jacobi (ganz rechts) und der "Ball Spiel Verein Borussia"

Am Samstag steigt in Dortmund nicht nur der Supercup zwischen dem BVB und dem FC Bayern München (20.15 Uhr im LIVE-TICKER). Bereits am Morgen findet auf dem Dortmunder Südwestfriedhof die Umbettung von Franz Jacobi statt, der im Dezember 1909 den "Ball Spiel Verein Borussia" gründete. Die BVB-Fans Jan-Henrik "Janni" Gruszecki, Marc Quambusch und Gregor Schnittker wollen Jacobi ein filmisches Denkmal setzen und die Gründungsgeschichte "ihres" Vereins auf die Leinwand bringen. Im Interview sprechen Gruszecki und Quambusch über Hintergründe und Visionen des ambitionierten Projekts.

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SPOX: Wie und wann seid Ihr auf die doch recht ambitionierte Idee gekommen, einen Film über die Gründerjahre von Borussia Dortmund drehen zu wollen?

Marc Quambusch: Die Idee gab es eigentlich schon sehr lange, weil Janni und ich das Gefühl hatten, dass Franz Jacobi bisher nicht die Würdigung erhalten hat, die ihm von seinen Verdiensten her zusteht. Man weiß relativ wenig über die Gründungsgeschichte des BVB. Wir hatten nur keine Ahnung, wie wir einen Film finanzieren könnten. Die Leute, die das Crowdfunding zum Film "Fortunas Legenden" gemacht hatten, haben uns letztlich die Inspiration zu diesem Finanzierungsmodell gegeben. Seit April, Mai gehen wir damit in die Vollen.

Jan-Henrik Gruszecki: Es gibt im Grunde nur drei Optionen: Ein Sender finanziert den Film, doch dann müsste er relativ seicht sein, so dass eine 50-jährige Frau aus Köln, die nichts von Fußball versteht, auch ein Interesse daran zeigen kann. Das fiel für uns aus, da der Film dann inhaltlich nicht unseren Ansprüchen genügen würde. Oder aber der BVB finanziert das Projekt, dann hätte man allerdings das Problem der Refinanzierung. Ein einzelner, externer Sponsor hätte dagegen Eigeninteressen.

SPOX: Woher kennt Ihr drei euch und was macht Ihr hauptberuflich?

Quambusch: Da wir beide seit wir denken können große BVB-Fans sind, kannten Janni und ich uns schon aus dem Stadion. Wir haben im Zuge der Produktion für den Film "Verrückt nach Fußball" erstmals zusammengearbeitet. Da haben wir festgestellt, dass wir ähnlich ticken. Ich persönlich entwickle, produziere und betreue Fernsehformate jeglicher Couleur.

Gruszecki: Ich bin Inhaber eines Unternehmens für Fußballtourismus in Buenos Aires. Unser dritter Mann im Bunde heißt Gregor Schnittker. Er hat ein Buch über die Historie der BVB-Fans geschrieben. Dabei habe ich ihn ein wenig unterstützt und wir haben uns kennengelernt. Daraus ist eine Freundschaft entstanden und ich habe gemerkt, dass er sich auch viel mit der Geschichte des Vereins beschäftigt. Während der Vorrecherche wurde klar, dass es zwischen uns dreien einfach sehr gut passt. Als jemand, der ebenfalls vom Fernsehen kommt, war er der ideale Mann, weil er sich dazu noch genauso mit Schwarzgelb identifiziert wie wir.

SPOX: Franz Jacobi war einer von 18 jungen Männern, die am 19.12.1909 in der Gaststätte "Zum Wildschütz" am Dortmunder Borsigplatz den BVB gegründet haben. Wieso fokussiert Ihr Euch auf Jacobi und nicht auf einer der anderen 17 Jungs?

Gruszecki: Es ist schon so, dass Jacobi die wichtigste Person dieser Gruppe und letztlich auch der Gründungsphase war. Er war von 1910 bis 1923 Präsident. Man kann ihn zweifelsfrei als den BVB-Gründer bezeichnen.

Quambusch: Jacobi hatte auch aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur eine gewisse Vorbildfunktion inne.Er hat sehr viel für den Verein getan und sich nie besonders wichtig genommen. 1923 kam beispielsweise die Frage auf, wie der "Borussia Sportplatz" auf der "Weißen Wiese", der erste Sportplatz des BVB, finanziert werden müsse. Man wollte jemanden finden und in die Verantwortung nehmen, der besser als Jacobi in der Wirtschaft verknüpft ist. Nachdem die Suche erfolgreich verlief, trat Jacobi zugunsten von Heinrich Schwaben und letztlich der Sache an sich zurück.

SPOX: Welche Rolle spielte Jacobi in der Zeit nach der Gründung?

Gruszecki: Er war bis Mitte der 1960er Jahre Berater des Vereins und bis weit nach dem zweiten Weltkrieg als Ehrenpräsident eine ganz wichtige Person für Borussia. Er hat vor manchen Entscheidungen oder Entwicklungen auch mal den mahnenden Finger erhoben.

Quambusch: Ihm ist es auch zu verdanken, dass der BVB nach dem zweiten Weltkrieg nicht aufgelöst wurde. Er war zwar kein Widerstandskämpfer, aber auch kein Mitläufer. Das war für die Engländer, die damals für die Stadt Dortmund zuständig waren, auch ein Grund zu sagen: Der Ballspielverein Borussia kann so wie er gegründet wurde weiter existieren und muss nicht mit anderen Vereinen fusionieren. Wir haben Jacobi also nicht nur die Gründung, sondern auch die Existenz nach dem zweiten Weltkrieg zu verdanken.

SPOX: Wie sehen Eure Planungen dahingehend aus, in welchem Verhältnis zur allgemeinen Gründergeschichte Ihr Jacobi selbst porträtieren möchtet?

Gruszecki: Er wird schon eine prägende Rolle spielen. Wir werden die anderen 17 Menschen aber definitiv nicht vergessen. Jacobi ist die Projektionsfläche, aber wir wollen natürlich so nah an die Realität kommen wie möglich.

Quambusch: Man muss auch dazu sagen, dass unter den anderen 17 auch Leute waren, die nach der Vereinsgründung kaum mehr in Erscheinung getreten sind. Es soll daher von Jacobi ausgehend der Rest der Geschichte erläutert werden.

SPOX: Habt Ihr bei euren Recherchen etwas herausgefunden, was noch unbekannt war?

Gruszecki: Gänzlich Unbekanntes wird noch nicht verraten. Viele Dinge waren eben weniger bekannt oder nicht so präsent. Wie beispielsweise, dass sich die Spieler im Keller des "Wildschütz" umgezogen haben. Wir haben auch eine Ehrenurkunde aus dem Jahr 1969, zur 60-jährigen Vereinsmitgliedschaft Jacobis, ausfindig gemacht.

Quambusch: Ich erzähle dann mal die Liebesgeschichte: Jacobi wollte mit seinen Jungs immer in den "Wildschütz" gehen, weil er sich in die Tochter von Besitzer Heinrich Trott, Lydia, verliebt hatte. Letztlich wurde sie seine Frau und sie lebten bis an ihr Lebensende zusammen.

SPOX: Könnt Ihr eigentlich auf einen gewissen Fundus aus dem BVB-Archiv zurückgreifen?

Quambusch: Ja. Gerd Kolbe, der Vereinshistoriker, hat bereits sehr viel aufgearbeitet und ein unfassbar profundes Wissen. Mit ihm werden wir eng zusammenarbeiten. Es ist nicht so, dass bislang nichts existieren würde, wir nun daher kommen und von Null anfangen müssen. Es wurde aber nie neu geforscht, dazu existiert das meiste überwiegend in Schriftform. Kolbe ist stolz wie Oskar, dass es nun Leute gibt, die mit ihm die Gründungsgeschichte an sich nochmal neu aufarbeiten wollen.

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