"Ich bin nach wie vor ein Freund von Schalke"

Von Thomas Gaber
Manuel Neuer kassierte in der Bundesliga in der laufenden Saison erst sieben Gegentore
© Getty

Manuel Neuer trifft auf Schalke 04 (Sa., 18.15 Uhr im LIVE-TICKER). Er leidet mit seinem Ex-Klub - und unter gewissen Vorgängen bei der Nationalmannschaft. Die Wohlfühloase ist für Neuer der FC Bayern.

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Die letzte Frage gefiel Manuel Neuer gar nicht. Ein Reporter wollte am Ende des Pressegesprächs mit dem Bayern-Keeper von ihm wissen, ob es denn das von Rene Adler angekündigte Gespräch zwischen (Tor-)Männern nach dem Frankreich-Spiel gegeben habe. "Ich denke, wir wollen jetzt nicht über das Nationalteam reden", antwortete Neuer.

Er nicht, aber der Reporter wollte. Dass ihm HSV-Torhüter Adler im ersten Länderspiel des Jahres vorgezogen wurde, stößt Neuer offenbar immer noch sauer auf.

14 Spiele ohne Gegentor

Es war nicht das erste Mal, dass Neuer einen Vorgang bei der Nationalmannschaft nicht förderte. Ende Oktober, nach dem 4:4 gegen Schweden, hatte er die Angriffsphilosophie von Bundestrainer Joachim Löw in Frage gestellt: "Erfolg ist wichtiger als attraktiver Fußball. Vielleicht muss auch mal ein zu Null im Vordergrund stehen."

Das ist im Verein der Fall. 14 Mal blieb Neuer in der Bundesliga in dieser Saison ohne Gegentor, ganze sieben Mal musste er in 20 Spielen hinter sich greifen. Langeweile kommt da aber nicht auf.

"Ich habe so auch genug zu tun. Ich sorge mit Kommandos an die Abwehr dafür, dass wir so gut stehen. Es ist also auch mein Verdienst, dass wenig durchkommt und ich relativ wenige Bälle halten muss", sagte Neuer zu SPOX.

Trotz oder gerade wegen seiner geringen Anzahl an nötigen Paraden steht Neuer permanent unter Strom. "Zwischendurch greife ich mir von den Balljungen einen Ball. Ich bin immer bemüht, den Fokus hochzuhalten, um im entscheidenden Moment da zu sein", so Neuer.

Verändertes Torwartspiel

Seit er bei den Bayern spielt, hat Neuer sein Torwartspiel umgestellt. "Wenn die eigene Mannschaft oft 70 Prozent eines Spiels den Ball hat, muss man sich als Torhüter anpassen. Ich positioniere mich deutlich weiter vorne im Feld, als das noch bei Schalke der Fall war."

Davon habe die Mannschaft in letzter Zeit auch profitiert. "Ich habe mich immer als Mannschaftsspieler gesehen und versuche im Voraus Fehler, die passieren könnten, zu erkennen und dann auszubügeln. In den Situationen außerhalb des Strafraums ist es meistens so, dass ich damit Situationen verhindere, in der ein Stürmer frei auf mich zuläuft. Und wenn ich das durch frühzeitiges Herauslaufen verhindern kann, ist das wertvoll für die Mannschaft", sagte Neuer im Interview mit der Stadionzeitschrift "Bayern-Magazin" zum Schalke-Spiel.

Bestens informiert, was bei Schalke läuft

Die besondere Beziehung zum Ex-Verein versucht Neuer zu konservieren. "Ich habe noch regelmäßig Kontakt zum einen oder anderen Spieler oder Betreuer. Ich treffe am Samstag alte Gesichter, alte Freunde. Ich bin nach wie vor ein Freund von Schalke."

Bayern vs. Schalke: die voraussichtlichen Aufstellungen

Dass auf Schalke der Baum brennt, ist Neuer freilich nicht entgangen; er ist immer noch bestens informiert.

"Ich weiß, was bei Schalke abgeht. Nicht alles, aber viel. Ich werde niemals darüber urteilen, was da los ist, aber sie machen sicher eine schwierige Phase durch. Gegen namhafte Gegner geht aber immer was. Schalke hat immerhin den BVB und Arsenal geschlagen."

Diese beiden Klubs haben auch die Bayern demnächst in Champions League und DFB-Pokal vor der Brust. Für Neuer zählt aber (vorerst) nur die Meisterschaft: "Wir sind verpflichtet, auch die drei Punkte gegen Schalke zu holen. Wichtig ist, dass wir im Kopf stark sind, dass wir uns nicht von dem guten Vorsprung einlullen lassen."

Seinen Wechsel zum FC Bayern begründete Neuer damals mit seiner Sehnsucht nach Titeln. Im ersten Jahr ging in der Endphase der Saison einiges schief. "Das will hier ganz bestimmt keiner mehr erleben! Deswegen müssen wir in jedem Spiel zu 100 Prozent konzentriert und motiviert sein, auch bei zwölf Punkten Vorsprung", so Neuer.

Neuers Vertrag beim FC Bayern läuft noch bis 2016. Und er hat bis dahin auch keine anderen Pläne. "Jeder weiß, dass ich kein sprunghafter Spieler bin, der ständig woanders hinwechselt, sondern dass mir Vereinstreue sehr wichtig ist. Ich sehe mich langfristig beim FC Bayern und habe ganz sicher keinen Karriereplan in der Schublade, auf dem die nächsten Schritte schon vermerkt sind."

Manuel Neuer im Steckbrief