"Kein Trainer auf der Welt kann dem HSV helfen"

SID
Franz Beckenbauer kritisiert seinen ehemaligen Klub und glaubt nicht an baldige Besserung beim HSV
© Getty

Die Trainerdiskussion beim krisengeschüttelten Hamburger SV nimmt an Schärfe zu. Nun meldet sich auch Kaiser Franz Beckenbauer zu Wort - sein vernichtendes Urteil: "Kein Trainer auf der Welt kann dem HSV helfen."

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Ein Klubboss ohne sportliche Entscheidungsgewalt, ein Sportchef ohne Mumm und ein Trainer ohne Konzept - der Hamburger SV versinkt im Chaos. Obwohl Trainer Michael Oenning eine Galgenfrist bis zum nächsten Bundesligaspiel am Freitag beim VfB Stuttgart bekommen hat, gerät die Trainerdiskussion immer mehr zum Possenspiel beim einst so glorreichen Verein.

Während in Hamburg bereits erste Namen als Nachfolger Oennings gehandelt werden, fällt Kaiser Franz Beckenbauer ein vernichtendes Urteil.

Kein gutes HSV-Zeugnis

"Ich kenne keinen Trainer auf der Welt, der dem HSV helfen könnte", sagte Beckenbauer in der Talkshow Sky90: "Ein neuer Trainer müsste ein Zauberer sein - vielleicht kann ein Zauberer vom Circus Krone oder Circus Sarrasani helfen. Ein normaler Mensch hätte kurzfristig keine Chance." Rumms.

Auch HSV-Idol Uwe Seeler lässt kein gutes Haar an seinem Klub. "Es wird nicht besser, es wird immer schlechter. Jetzt muss man sehr genau abwägen, wann und wie man entscheidet", sagte der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft: "Die Mechanismen im Bundesliga-Fußball sind automatisch, wenn man nicht absteigen will." Nochmal Rumms.

Seeler kritisiert Spieler

Seeler hat allerdings nicht nur den Trainer als Sündenbock ausgemacht: "Die älteren Spieler haben die Mannschaft auch nicht im Griff. Wir haben mit Marcell Jansen, Mladen Petric, Heiko Westermann, Dennis Aogo, David Jarolim und Paolo Guerrero sechs erfahrene Spieler im Team. Das sind alles keine Anfänger, sie müssen das Heft in die Hand nehmen und die jungen Spieler führen. Wenn die nicht in die Socken kommen, dann wird es für den HSV furchtbar schwer."

Schwer wird es dann vor allem für Trainer Michael Oenning. Zwar darf der sich erstmal über eine Job-Garantie freuen - doch wie lange ist die gültig? "Das kann ich nicht sagen. Das wird in erster Linie von Frank Arnesen vorgegeben. Die sportliche Leitung hat zu sagen, wann sie meinen, dass dort eine Änderung erfolgen sollte", sagte HSV-Boss Carl-Edgar Jarchow und schob die Verantwortung von sich.

Sportliche Entscheidungen treffen beim HSV andere. Manager Frank Arnesen zum Beispiel. Der hat zuletzt allerdings keine Gelegenheit ausgelassen, dem Trainer seine Treue zu bekunden.

Oennings Bilanz erschreckend

Dabei ist Oennings Bilanz mit nur einem Punkt aus sechs Spielen vernichtend. Sechsmal schickte Oenning sein Team in dieser Saison aufs Feld, sechsmal wählte er unterschiedliche Aufstellungen.

Gegen Mönchengladbach versuchte er es am vergangenen Wochenende mal mit sieben Defensiv-Spielern - und scheiterte grandios. Das Tor zum 0:1 war bereits das achte Gegentor (von insgesamt 17) nach einer Standardsituation. Vorne harmlos, hinten hilflos - der HSV gibt 2011 ein trauriges Bild ab.

Die Ära Michael Oenning wird schon jetzt als eines der dunkelsten Kapitel in die HSV-Chronik eingehen: Denn schaffen die Norddeutschen auch am Freitag beim Auswärtsspiel in Stuttgart keinen Dreier, droht der saisonübergreifende Minus-Rekord von 14 Spielen in Serie ohne Sieg.

Das schaffte bisher nur Josef Schneider. Er war seinen Job als HSV-Trainer im Jahr 1967 nach dem 14. Spiel in Folge ohne Erfolg allerdings los.

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