Die Doppelsechs als Krisenhelfer

Von SPOX
Der VfL Wolfsburg hat vor dem Ligastart noch einiges an Arbeit vor sich
© Getty

Nach der Pokalpleite stellt Felix Magath sein Lieblingssystem in Frage. Beim BVB bleibt Marcel Schmelzer das Sorgenkind. In Nürnberg kämpft der einstige Top-Stürmer um Anschluss Und: Wer wird eigentlich Werder-Kapitän?

Anzeige
Cookie-Einstellungen

VfL Wolfsburg: Felix Magath schob das Aus im DFB-Pokal beim Viertligisten RB Leipzig auf fehlenden Teamgeist und eine katastrophale Abwehr. Sich selbst muss der Trainer aber ankreiden, auf das falsche Spielsystem gesetzt zu haben. Makoto Hasebe als Spielmacher aufzubieten, erwies sich als Fehlschlag - Magath korrigierte alsbald selbst, brachte Tuncay Sanli nach dem 2:2-Ausgleichstreffer für seinen Sechser Josue (31.) und beorderte Hasebe nach rechts. Tuncay durfte allerdings selbst nur 31 Minuten spielen, wurde nach dem 2:3 gegen Patrick Helmes getauscht (62.). Zum Liga-Start gegen Köln könnten nun alle drei außen vor sein. "Wir mussten die Raute überdenken, im Augenblick sind die Spieler damit überfordert. Vielleicht ist ein anderes System besser", sagte Magath und studierte im Training ein 4-4-2 mit Doppelsechs (Josue/Christian Träsch) ein. Um trotzdem Offensivdrang entwickeln zu können, wären Askhan Dejagah (links) und Hasan Salihamidzic (rechts) die Premium-Lösung auf den Außenpositionen. Ob es dadurch besser läuft als in Leipzig? Magath: "Ich gehe davon aus, aber versprechen kann ich es nicht."

FC Bayern München: Beim FCB sprechen alle von den Neuzugängen Manuel Neuer, Jerome Boateng und Takashi Usami. Sogar der neue Gomez-Backup Nils Petersen und Rückkehrer David Alaba bekamen öfter mediale Aufmerksamkeit ab. Völlig unterm Radar taucht derweil Rechtsverteidiger Rafinha durch - obwohl es im Team nach den Kapitänen Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger sowie Neuer keinen gibt, der seinen Stammplatz sicherer hat. Zu Rafinha gibt es im Bayern-Kader auch kaum Alternative - Jerome Boateng ist innen eingeplant, Diego Contento bekleidete das Rechtsverteidigeramt nur aushilfsweise, Amateur Cüneyt Köz ist noch lange nicht bundesligareif und Breno innen weitaus stärker. Kein Grund zur Sorge, solange Rafinha fit bleibt. Offensiv harmonierte der Brasilianer bislang sowohl mit Arjen Robben als auch mit Thomas Müller äußerst gut, nur defensiv stimmten die Abstände zu den Nebenspielern manchmal nicht - alles Gewöhnungssache. Objektiv betrachtet tat dem 25-Jährigen das Jahr in Italien schon alleine deshalb gut, weil er aus dem Fokus des deutschen Boulevards kam. Rafinha wirkt ruhiger, erwachsener und feilt an einem neuen, reiferen Image. "Das Bild, das die Leute von mir haben, stimmt nicht", sagte er vor kurzem. Nun kann er das beim Rekordmeister mit Leistung unterstreichen.

Werder Bremen: 17 Bundesliga-Vereine haben bereits einen Kapitän für die neue Saison benannt, nur bei Bremen gibt es diesen offiziell noch nicht. In Abwesenheit zahlreicher Leistungsträger wurde Clemens Fritz in der Vorbereitung als heißester Kandidat für die Frings-Nachfolge ausgemacht und führte die Mannschaft auch im DFB-Pokalspiel in Heidenheim als Kapitän aufs Feld. Mit der Blitz-Rückkehr von Per Mertesacker beim Testspiel gegen den FC Everton am Montag scheint das nun allerdings überholt zu sein - der Innenverteidiger trug bei seinem Comeback prompt die Binde. Der Nationalspieler spielte nach vielen verpassten Trainingswochen zwar nur knapp eine Stunde lang - brennt aber auf den Saisonstart: "Ich war überrascht, wie dynamisch das war. So, wie ich mich aktuell fühle, habe ich mich in der vergangenen Saison nicht einmal gefühlt." Das Kapitänsamt hatte er da bereits verinnerlicht: "Ich habe versucht, der Mannschaft einen Push zu geben. Nach der Pleite in Heidenheim war es wichtig, voran zu gehen."

VfB Stuttgart: Neben Ibrahima Traore, William Kvist und Maza begrüßt der VfB dieser Tage einen weiteren Neuzugang im Training - Johan Audel. Der Franzose steht freilich schon seit Sommer 2010 auf der Kaderliste, fasst aber nach seiner schlimmen Knieverletzung im vergangenen Dezember (Kreuz-, Innen- und Außenbandriss im rechten Knie) nun erst wieder richtig Fuß. Zuvor hatte es wegen anderer Verletzungen nur zu drei Kurzeinsätzen in der Liga gereicht. Am Dienstag kehrte der 27-Jährige nun wieder ins Mannschaftstraining zurück. "Ich fühle mich sehr gut, habe keine Schmerzen im Knie", sagte Audel hinterher - und könnte bald eine weitere Alternative zu Christian Gentner, Shinji Okazaki, Ibrahima Traore und Timo Gebhart für die ohnehin gut besetzte linke Mittelfeldseite werden. Einen Zeitplan gibt es dafür jedoch noch nicht. "Wir setzen Johan keinerlei Fristen, sondern schauen je nach Situation, wie weit er ist und wie stark wir ihn belasten können. Er wird bei Freundschaftsspielen Spielpraxis sammeln und auch im Training führen wir ihn Schritt für Schritt an die Mannschaft heran", sagte Co-Trainer Eddy Sözer. Die Hiobsbotschaft folgte allerdings nach dem Mittwochstraining: Audel zog sich nach einem Sprint eine Zerrung im rechten Oberschenkel zu und wird in der kommenden Woche wohl wieder ins Mannschaftstraining einsteigen können.

1. FC Nürnberg: Schlechter als bei Stuttgarts Audel läuft es derweil beim einstigen Top-Stürmer des Clubs, Albert Bunjaku. Zwölf Tore waren es in der Saison 2009/10, letzte Saison stoppte den Schweizer dann ein Knorpelschaden. Und obwohl der 27-Jährige die jetzige Vorbereitung mit Ausnahme kleinerer Wehwehchen voll mitzog, hieß es am vergangenen Wochenende: Freundschaftsspiel mit der Zweiten in Pirmasens statt DFB-Pokal. Im Sturm sieht Trainer Dieter Hecking Bunjaku sowieso eher nicht, auf der linken Außenbahn haben Christian Eigler und Alexander Esswein die Nase deutlich vorne. Dem WM-Teilnehmer von 2010 bleibt so nichts anderes übrig, als sich im Training und über die Zweite anzubieten. Die Zeit drängt allerdings, schließlich will sich Bunjaku für eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrages empfehlen.

Hertha BSC: Was haben die Boateng-Brüder, Änis Ben-Hatira, Christopher Schorch oder Ashkan Dejagah gemeinsam? Klar, sie spielten alle mal in der Hauptstadt. Viel interessanter jedoch: Sie wurden alle von Herthas Nachwuchs-Chefscout Wolfgang Damm entdeckt. Doch der wurde nun vor die Tür gesetzt. "Ja, wir haben uns von Herrn Damm getrennt", bestätigte Manager Michael Preetz der "B.Z.". Damm soll angeblich über eine Festanstellungsklage gestolpert sein. Mit ihr wollte Damm eine Festanstellung auf unbefristete Zeit zu erzwingen. "Ich hatte eine dreiwöchige Frist, in der ich von Hertha eine Bestätigung gebraucht hätte, über den 30. Juni hinaus für den Verein tätig zu sein. Da diese ausblieb, musste ich klagen", rechtfertigt sich Damm. Als weiterer Grund für die Entlassung wird Damms Sohn Alexander genannt, dem als Teilhaber einer Beratungsagentur Kungelei vorgeworfen wurde. Damm senior: "Das hat Hertha nicht gepasst. Mir wurde mehrfach gesagt, den Klub hätten Beschwerden erreicht. Sie wünschten sich, dass mein Sohn aus der Agentur aussteigt." Das tat dieser auch, der Hauptstadtklub schickte Damm trotzdem in die Wüste.

Borussia Dortmund: Marcel Schmelzer ist das große Sorgenkind beim Meister. Der Linksverteidiger verpasste weite Teile der Vorbereitung und wird zum Ligastart gegen den HSV vom überraschend stark aufspielenden Chris Löwe vertreten. Schmelzer gab im Interview mit den "Ruhr Nachrichten" Auskunft über seine Wehwehchen: "Meine Hüfte steht schief, der Rücken hat mir auch Probleme bereitet - und die Schmerzen strahlen ins Knie aus. Dieses Verletzungsmuster kenne ich noch aus der vergangenen Saison, das habe ich leider mit durchschleppen müssen. Offenbar haben einige Muskeln aufgehört, richtig zu arbeiten, andere haben deshalb mehr Arbeit übernommen - und so kam es zu einer einseitigen Überbelastung." Sein Plan: Trainingscomeback diese Woche, am 2. Spieltag will er wieder spielen. Löwe hält solange den Platz warm: "Ich werde jetzt sicher keine großen Töne spucken. Es gibt noch große Unterschiede zwischen Schmelle und mir. Er ist nicht umsonst Nationalspieler. Wenn er fit ist, wird er spielen."

Der erste Spieltag der Bundesliga

Artikel und Videos zum Thema