Dante: "Ohne Haare wird es schwer"

Von Interview: Fatih Demireli
Dante hat bei Borussia Mönchengladbach Vertrag bis 2014
© Imago

Doktor Dante, Rocky, Zorro: Borussia Mönchengladbachs Dante kann sich über Spitznamen derzeit nicht beklagen. Der Brasilianer mit der Maske war beim Gastspiel gegen Werder Bremen mit seinem Kopfballtor Retter in letzter Minute. Im SPOX-Interview spricht der 27-Jährige über das schwere Leben der Verteidiger, seine Haar-Wette und die Chance, international zu spielen.

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SPOX: Dante, haben Sie das Spiel FC Bayern gegen Inter Mailand gesehen?

Dante: Ja klar. Warum?

SPOX: Ihr Landsmann Breno hat kurz vor Schluss einen entscheidenden Fehler gemacht. Wie sehr haben Sie mit Breno mitgefühlt?

Dante: Es ist zu einfach, die ganze Last auf Breno abzuladen. Bayern hatte so viele Chancen, dieses Spiel zu gewinnen, aber sie haben die Tormöglichkeiten nicht genutzt. Es gibt kein Spiel oder keinen Spieler ohne Fehler. Bitter ist es natürlich, wenn aus einem dieser Fehler ein Gegentor resultiert.

SPOX: Breno hat gegen Inter sehr ordentlich gespielt, in den entscheidenden Szenen aber gepatzt. Ist das Leben eines Abwehrspielers unfair? 

Dante: Ja, sehr. Ein Verteidiger hat ein sehr schweres Leben. Du kannst 90 Minuten super aussehen, aber verlierst Du einen wichtigen Zweikampf, wird das bestraft. So war es bei Breno gegen Inter. So ist es immer, wenn man gegen große Mannschaften spielt.

SPOX: Sie waren gegen Werder Bremen mit Ihrem Last-Minute-Tor dagegen der Held der Borussia. Haben Sie die Flanke von Juan Arango überhaupt richtig gesehen? Stichwort Maske.

Dante: (lacht) Die Maske stört schon gewaltig, aber auf dem Platz bin ich so konzentriert, dass ich sie irgendwann vergesse. In dieser Situation habe ich mich voll auf den Ball konzentriert und es war schön, dass ich der Mannschaft mit dem Tor helfen konnte.

SPOX: Wie lange müssen Sie noch mit der Maske spielen?

Dante: Vier, fünf Wochen noch. Das sagen die Ärzte.

SPOX: Sie wollen sich Ihre Haare abrasieren, wenn die Borussia den Klassenerhalt schafft. Jetzt haben Sie das Tor gegen Bremen mit den Haaren gemacht. Zählt die Wette mit den Haaren immer noch?

Dante: (lacht) Das habe ich mir nach dem Spiel auch gedacht. Ohne meine Haare wird es schwer. Aber die Wette steht und sie motiviert mich. Für die Borussia können wir derartig verrückte Sachen schon machen. Das ist okay.

SPOX: Seit Ihrer selbstständigen Nasen-OP im Spiel gegen Hoffenheim haben Sie viele Spitznamen bekommen: Zorro, Doktor Dante, Harter Hund, Maskenmann, Rocky: Welcher gefällt Ihnen am besten?

Dante: Doktor Dante hört sich nicht schlecht an, oder?

SPOX: Ja, uns gefällt er auch.

Dante: Schwer zu entscheiden, aber Doktor Dante passt, weil ich die Nase selbst gerichtet habe. 

SPOX: Sie leben derzeit einen tollen Kampfgeist vor und wurden deswegen auch schon von Matthias Sammer gelobt. Was bedeutet es Ihnen, wenn jemand wie Sammer Sie lobt?

Dante: Das bedeutet mir sehr viel. Ich habe großen Respekt vor Sammer. Er ist ein absoluter Fußball-Experte. Er hat sehr viel Erfahrung und kennt sich in der Bundesliga aus. Ich war sehr froh, als ich gehört habe, dass er über mich positiv gesprochen hat. Das gibt mir Kraft, um weiter an mir zu arbeiten.

SPOX: Nicht nur bei Ihnen gibt es eine Entwicklung im positiven Sinne. Auch Logan Bailly ist wieder ein großer Rückhalt. Inwiefern spielt Lucien Favre eine Rolle?

Dante: Er spricht sehr viel mit uns. Favre ist sofort auf die Spieler zugegangen, als er gekommen ist. Er hat aber auch eine neue Konkurrenzsituation geschaffen und dadurch den Druck erhöht. Das war sehr wichtig und hat die Motivation der Mannschaft klar gestärkt.

SPOX: Was macht Lucien Favre anders als Michael Frontzeck?

Dante: Jeder Trainer hat andere Qualitäten. Favre trainiert mehr Taktik und Technik. Wir üben mehr Balleroberung. Bei Michael Frontzeck haben wir mehr Zweikämpfe geübt. Wichtig war aber, dass uns Favre das Selbstvertrauen zurückgebracht hat.

SPOX: Als wir im Sommer mit Ihnen gesprochen haben, sagten Sie, Gladbach wolle nicht auf Dauer im Mittelfeld stecken bleiben. Jetzt sind Sie dauerhaft Letzter. Warum diese Negativentwicklung?

Dante: Der Glaube war da, dass wir uns steigern. Meiner Meinung nach sollte man immer positiv in eine Saison starten und sich hohe Ziele stecken. Leider hat es sich in die andere Richtung entwickelt. Wir müssen den Klassenerhalt schaffen und nächstes Jahr neu angreifen.

SPOX: Sie haben mit Mönchengladbach bisher nur gegen den Abstieg gespielt. Es ist bekannt, dass Sie international spielen wollen. Wir haben eingangs über die Champions League gesprochen. Wann kommt die Zeit, dass Sie sich entscheiden, woanders international zu spielen?

Dante: Es ist eine schwierige Situation. Priorität haben Gladbach und der Klassenerhalt. Ich habe schon einmal Champions League gespielt und ich träume davon, wieder dort zu aufzulaufen. Ich will auch in der Nationalmannschaft spielen, aber das ist nicht einfach. Aber wie gesagt: Wichtig ist jetzt mein Verein. Jetzt zählt Gladbach. Wir müssen voll konzentriert sein.

SPOX: Dante in der 2. Liga: Ist das überhaupt vorstellbar?

Dante: Es ist kompliziert, jetzt über die 2. Liga zu sprechen und ich möchte auch gar nicht darüber nachdenken, deswegen müssen wir unsere ganze Konzentration auf den Abstiegskampf ausrichten. Ich bin überzeugt davon, dass wir es noch schaffen können.

SPOX: Am Freitag geht es gegen den 1. FC Kaiserslautern, der gegen den SC Freiburg (2:1) den ersten Sieg 2011 geholt hat. Eine Niederlage könnte vorentscheidend im Abstiegskampf sein. Was würde ein Sieg bedeuten?

Dante: Da ist ein sehr wichtiges Spiel! Wir müssen auf jeden Fall gewinnen. Wir haben großen Respekt vor Kaiserslautern. Sie haben eine sehr gute Qualität im Kader. Aber Kaiserslautern ist kein Endspiel, weil wir danach noch viele Spiele vor der Brust haben. Egal, wie das Spiel ausgeht: Wir müssen den Kopf oben halten und hart weiterarbeiten.

SPOX: Die Statistik sagt: In der Hinrunde haben Sie nur einen der acht Gegner geschlagen, die jetzt noch anstehen. Was spricht dafür, dass es jetzt im Endspurt besser läuft?

Dante: Über die Hinrunde müssen wir nicht reden - sie war katastrophal. Wir müssen jetzt anfangen, ordentlich zu punkten. Gegen Kaiserslautern müssen wir loslegen, aber auch in den Heimspielen wie gegen Freiburg oder Dortmund haben wir das Zeug zu gewinnen.

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