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"So können wir nicht weitermachen"

Daniel BörleinSPOX
24. Oktober 201012:49
Der 1. FC Köln hat keines seiner letzten sechs Spiele gewonnenGetty
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Bei fünf Krisen-Klubs hat sich die Situation am 9. Spieltag verschärft. In Köln steht Zvonimir Soldo vor dem Aus und Manager Michael Meier unter Druck. Gladbach kassiert Tore ohne Ende, Schalke lebt in zwei Welten, in Lautern macht der Boss den Spielern Feuer und in Wolfsburg hat Steve McClaren die Schnauze voll. SPOX blickt auf Situation, Probleme und Stimmung bei den fünf Sorgenkindern.

SPOX1. FC Köln

Situation: Die Niederlage in Hannover war die dritte Pleite in Folge - das gab's unter Coach Zvonimir Soldo noch nie. Insgesamt ist der FC nun schon seit sechs Spielen ohne Sieg - das gab's in Köln überhaupt noch nicht. Mit fünf Punkten liegen die Rheinländer auf einem Abstiegsplatz. Für Soldo wird's immer enger. Gut möglich, dass der Kroate noch vor dem Pokalspiel am Dienstag gegen 1860 München entlassen wird. Am Sonntag jedenfalls leitete er in Köln noch das Vormittagstraining. Auch auf Manager Michael Meier wird der Druck immer größer.

Probleme: Die defensive Stabilität der letzten Saison ist völlig verloren gegangen. Geromel und Mohamad laufen ihrer Form hinterher, die Außenverteidiger haben nur bedingt Bundesliga-Format. Im Spiel nach vorne ist kein Konzept zu erkennen, zudem ist Novakovic ein Schatten seiner selbst. Mindestens genauso schwach wie auf dem Feld präsentiert sich der FC daneben. Keeper Mondragon sorgt für schlechte Stimmung, Präsident Overath taucht aus der Öffentlichkeit ab und Manager Meier wirkt überfordert. Dessen Entlassung fordern mittlerweile immer mehr Fans. Längst sind Anhänger und Verein gespalten.

Das sagen die Beteiligten:

"Das war unser schlechtestes Spiel in dieser Saison. Es ist schwer zu erklären. Ich gebe nicht auf. Ich gehe davon aus, im nächsten Spiel auf der Bank zu sitzen. Wir hatten am Sonntag einen ganz normalen Ablauf. Mehr weiß ich nicht. Aber wenn man diesen Job macht, muss man auf alles vorbereitet sein. Ein Trainer muss immer auf gepackten Koffern sitzen. Aber wir haben uns vor der Saison dazu entschieden, mit jungen Spielern zu arbeiten, da braucht man nun mal Geduld. Doch Köln ist eine Medien-Stadt, das macht es nicht einfach für den Trainer."

(Zvonimir Soldo)

"Es ist absolut enttäuschend, was die Mannschaft 80 Minuten lang abgeliefert hat. Das ist weder für mich noch für uns erklärbar. Wir werden uns Gedanken machen und eine Nacht darüber schlafen." (Wolfgang Overath zum "Express")

"Wir strotzen nicht vor Selbstvertrauen, das ist normal. Aber tödlich für uns ist, wenn man gleich nach 20 Minuten mit 0:2 zurückliegt. Jetzt ist die Mannschaft gefordert." (Martin Lanig)

"Es ist enttäuschend, wie sich die Mannschaft 80 Minuten lang präsentiert hat. Das ist mir und uns unerklärlich. Wir werden uns jetzt Gedanken machen und eine Nacht darüber schlafen." (Manager Michel Meier auf die Frage nach der Zukunft von Trainer Soldo)

SPOXBorussia Mönchengladbach

Situation:Auch gegen Bremen wurde es nichts mit dem zweiten Saisonsieg. Den letzten und bislang einzigen Dreier gab's am zweiten Spieltag in Leverkusen. Seitdem holten die Fohlen in sieben Partien gerade mal zwei Punkte. Besonders eklatant: Mit 27 Gegentoren kassierte die Frontzeck-Elf die mit Abstand meisten Gegentore aller Bundesligisten. Mittlerweile ist die Borussia bis auf den Relegationsplatz abgerutscht und damit weit weg von den eigenen Ansprüchen.

Probleme: Nach vorne agiert die Borussia durchaus gefällig, in der Rückwärtsbewegung und im gesamten Defensivverhalten präsentiert sich die Frontzeck-Elf allerdings schon die gesamte Saison katastrophal. Davon lässt sich immer häufiger auch Keeper Logan Bailly anstecken. Hinzu kommt die Flut an Roten Karten in den letzten Wochen. Mit Brouwers, Arango und Schachten fehlen derzeit drei Spieler gesperrt. Abwehrchef Dante ist wegen einer Verletzung am Fußwurzelknochen schon wochenlang außer Gefecht.

Das sagen die Beteiligten:

"Es ist keine angenehme Situation. Der Sache müssen wir uns stellen. Es gibt verschiedene Gründe, aber die direkt nach dem Spiel zu nennen, hört sich nach einer Entschuldigung an - und dafür bin ich nicht zu haben. Wir lassen das jetzt erstmal sacken, stellen uns am Mittwoch neu auf und bieten gegen Leverkusen einen ordentlichen Pokal-Fight an." (Michael Frontzeck)

"Die tiefen Ursachen liegen wohl in der Mannschaft, wo dann vielleicht mal irgendeiner einen Meter zu wenig läuft und Werder Bremen dadurch Räume ermöglicht. Wir haben nicht viel Zeit, wir müssen schleunigst das Ruder herumreißen." (Kapitän Tobias Levels)

"Wir müssen uns alle in die Pflicht nehmen. Es kann nicht sein, dass wir als Schießbude der Nation gelten und zehn Gegentore mehr haben als die anderen. Der Trainer steht nicht zu Diskussion." (Sportdirektor Max Eberl)

Teil 2: Auch Schalke, Lautern und Wolfsburg in der Krise

SPOXFC Schalke 04

Situation: In der Champions League läuft es für Schalke mit zwei Siegen in drei Partien, in der Bundesliga kommt die Magath-Elf dagegen einfach nicht in Tritt, auch wenn man aus Frankfurt trotz schwacher Leistung immerhin einen Zähler mitnahm und erstmals in dieser Saison ohne Gegentor blieb. Mit nur sechs Punkten liegt Schalke auf Platz 15, der Abstand zu den Europacup-Rängen beträgt schon neun Zähler.

Probleme: Die Umstellung von Champions League auf Bundesliga gelingt den Knappen einfach nicht. Zwar holte man in Frankfurt erstmals nach einem Auftritt in der Königsklasse einen Punkt, die Leistung vor allem in Durchgang zwei war allerdings erneut eine Enttäuschung. Anders als im letzten Jahr schafft Schalke es nicht, defensiv sicher zu stehen und gleichzeitig die Offensive nicht zu vernachlässigen. Hinzu kommt, dass Magath mit seinen Personalentscheidungen nicht immer richtig liegt.

Das sagen die Beteiligten:

"Letztlich haben wir ein glückliches Unentschieden geholt. Wir haben bisher noch nicht zu null gespielt. Es war schon ein Schritt vorwärts. Wir haben gesehen, dass wir uns schon nach einem Champions-League-Spiel schwer tun. Nach oben schaue ich in der Tabelle momentan nicht. Es ist jetzt wichtig, dass wir da unten wegkommen. Deshalb ist es dringend nötig, dass wir im nächsten Spiel drei Punkte machen." (Felix Magath)

"Man muss zugeben, dass wir mit dem Punkt in Frankfurt zufrieden sein müssen. Dass nach 90 Minuten die Null stand, macht mich hingegen sehr zufrieden. Das tut gut. Wir alle wissen aber: Eigentlich hätte Frankfurt mindestens ein Tor erzielen müssen." (Manuel Neuer)

SPOX1. FC Kaiserslautern

Situation: Nach zwei Spieltagen führte der FCK die Liga mit sechs Punkten an, seitdem kam nur ein weiterer Zähler dazu. Die Niederlage in Freiburg war die fünfte Pleite in Folge für den FCK und Trainer Marco Kurz. Kein anderer Coach in der Bundesliga-Geschichte der Pfälzer hat eine längere Pleitenserie vorzuweisen. Trotz des Abrutschens auf Platz 14 scheint Kurz fest im Sattel zu sitzen. "Um Gottes Willen - auf keinen Fall, nein", sagte FCK-Boss Stefan Kuntz auf die Frage, ob Kurz ob der Talfahrt etwas zu befürchten habe.

Probleme: Kaum einem Akteur im Kader gelang der Sprung von der zweiten Liga in die Bundesliga ohne Probleme. Der im Vorjahr starken Innenverteidigung um Rodnei und Amedick wird immer häufiger ihre Grenzen aufgezeigt. Auch Keeper Sippel zahlte schon einiges an Lehrgeld. Hinzu kommen zum Teil haarsträubende individuelle Fehler und die Tatsache, dass im Mittelfeld Qualität und ein echter Leader fehlen.

Das sagen die Beteiligten:

"Ich bin von der Qualität der Mannschaft überzeugt. Aber unterm Strich müssen wir besser werden. Fakt ist, dass wir dilettantische Fehler machen und dadurch den Gegner zum Ausgleich einladen und nicht zwingend genug sind. Wenn das weiter so geht, werden wir auch keine Spiele gewinnen auf Dauer. Wir spielen gut, wir spielen ansehnlichen Fußball, aber diese letzte Entschlossenheit fehlt." (Marco Kurz)

"Der Trainer hat Recht. Da fehlt die Gier. Das sind dann die zehn Prozent, die fehlen, um vorne die Bude zu machen oder das Gegentor hinten zu verhindern. Da muss man sich umstellen. Mir machen die Leute, die nicht im Kader sind, zu wenig Druck. Da werden wir in den nächsten Wochen klare Gespräche führen. So stelle ich mir das sicher nicht vor." (Vereinsboss Stefan Kuntz)

SPOXVfL Wolfsburg

Situation: Mit drei Siegen in Folge schien der VfL zwischenzeitlich in die Erfolgsspur gefunden zu haben. Die Niederlage in Nürnberg war nun allerdings bereits schon wieder die dritte Partie ohne Dreier. Mit zehn Zählern stehen die Wölfe aktuell auf Rang 14. Die Zielsetzung bei den Niedersachsen lautete ursprünglich, einen Platz im internationalen Geschäft zu erobern. Der liegt nun allerdings bereits acht Punkte entfernt.

Probleme: Schon im letzten Jahr hatte der VfL eine der schwächsten Abwehrreihen der Liga. Geändert hat sich daran bislang nichts. 18 Gegentore musste die McClaren-Elf bereits hinnehmen. Die Rückkehr von Keeper Benaglio und Friedrich wird herbeigesehnt. Vorne laufen aktuell vor allem Diego und Dzeko ihrer Form hinterher. Hinzu kommt, dass sich aus der zweiten Reihe keiner der Reservisten für einen Platz in der ersten Elf aufdrängt.

Das sagen die Beteiligten:

"Ich bin sehr enttäuscht und sehr wütend. So können wir nicht weitermachen. Wir sind nicht konstant genug. Wir haben neun Spiele, nicht genug Punkte, nicht genug Tore, zu viele Gegentore. Einige Dinge müssen sich ändern. Ich habe genug gesehen. So lange wir nicht als Team spielen, werden wir nicht erfolgreich sein." (Steve McClaren)

"Wir haben den richtigen Trainer. Wir müssen das umsetzen, was er möchte, und das haben wir bisher nicht gemacht. Wir stehen da, wo wir überhaupt nicht hinwollen, im Niemandsland. Wir müssen einiges umstellen. Es ist keine einfache Situation. Es ist wichtig, dass wir als Team zusammenstehen und durch diese Phase gehen." (Marcel Schäfer)

Der 9. Spieltag im Überblick

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