Der FC Bayern des Louis van Gaal

Von Daniel Börlein
Louis van Gaal (r.) hat genaue Vorstellungen wie der FC Bayern spielen soll
© Getty
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Die Offensivwaffen

Van Gaal und Ribery - das passte anfangs nicht. Der Niederländer sah den Franzosen eher in zentraler Position, Ribery aber wollte auf seiner angestammten linken Seite spielen. Seit der Verpflichtung von Arjen Robben hat sich dieses Problem gelöst. Robben rechts, Ribery links - jeder darf auf seiner Lieblings-Position ran, wie auch Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger.

Arjen Robben: Der Niederländer ist ein klassischer Außenstürmer, hat das von Kindesbeinen an gelernt. Zu Beginn seiner Karriere kam der 25-Jährige allerdings meist über die linke Seite. Bei Bayern kommt Robben, wie auch bei Real, über rechts.

Der Vorteil: Robben kann mit seinem starken linken Fuß den direkten Weg zum Tor suchen. Dabei wartet der Niederländer meist an der Außenlinie, verschafft sich so etwas Platz und Raum, um in den Ball zu gehen.

Robben: Zwei bevorzugte Varianten

Wenn die Angriffe über Robbens Seite laufen, gibt es zwei Varianten. Erstens: Robben bleibt an der Linie kleben, zieht damit den Außenverteidiger mit heraus und macht so den Raum für die nachrückenden Lahm, Müller oder Schweinsteiger auf.

Variante zwei: Robben kommt mit einem kurzen Antritt dem Ball entgegen, häufig bis zur Mittellinie, rückt dabei deutlich weiter ins Zentrum und schafft so eine Lücke für den diagonal startenden Müller oder den nachstoßenden Lahm (siehe Bild 1 und 2). Das Tempo, das Robben durch seinen Antritt aufgenommen hat, kann er nun mit dem Ball am Fuß für sein Dribbling Richtung Tor nutzen.

Franck Ribery: Der Franzose gibt erstmals in seiner Karriere den Außenstürmer - und interpretiert seine Rolle anders als sein Gegenpart. Der 26-Jährige nimmt deutlich mehr am Spielgeschehen teil, wartet nicht so konsequent wie Robben auf dem Flügel. Der Franzose zieht auch ohne Ball häufiger ins Zentrum, sucht dort die Bindung zum Spiel.

Ähnlich wie der Niederländer geht Ribery fast immer in den Ball und rückt dabei einige Meter von der Außenlinie ein. Anders als bei Robben hat dies allerdings nicht den Grund, dass so Lücken für die Kollegen geschaffen werden. In erster Linie will sich Ribery dadurch mehr Raum fürs Eins-gegen-Eins geben (siehe Bild 3) und die Option eröffnen, mal ins Zentrum, mal über die Außenbahn zu dribbeln, was er (im Gegensatz zu Robben) ohnehin bevorzugt.

Ziel: Ribery isolieren

Auch die Mitspieler verhalten sich anders, wenn Ribery den Ball am Fuß hat. Der Linksverteidiger schiebt nur selten nach und Müller kommt meist kurz, geht also fast nie den diagonalen Weg in die Lücke auf Linksaußen. Der Grund: Man will Ribery mit möglichst wenigen Gegenspielern isolieren, um so seine außergewöhnlichen Fähigkeiten im Dribbling bestmöglich nutzen zu können.

Zwei Auffälligkeiten: Sowohl Robben als auch Ribery bekommen den Ball fast immer in den Fuß gespielt und damit nur mit wenigen Ausnahmen die Linie entlang. Und: Die beiden Außenverteidiger hinterlaufen nur selten und suchen kaum den Weg in die Offensive. Braafheid auf links verzichtet komplett darauf, Lahm schränkt sich merklich ein. Der Grund: Van Gaal will nicht, dass seine Außenbahnspieler permanent ihre Zonen im Defensivbereich unbesetzt lassen.

Thomas Müller: Der offensive Mittelfeldspieler in van Gaals System ist keineswegs ein klassischer Spielmacher. Durch Müller unterscheidet sich Bayerns 4-3-3 signifikant von Barcas System, in dem im Offensivbereich mit Xavi und Iniesta zwei Achter spielen, die für Spielkontrolle und Kreativität verantwortlich sind.

Müller hingegen soll immer wieder ins Sturmzentrum nachrücken, dadurch auch den zweiten Innenverteidiger unter Druck setzen. Und er hat immer für einen Moment lang Luft, wenn er vom defensiven Mittelfeld zum Abwehrspieler übergeben wird.

Kurzum: Müller ist und soll kein Spielgestalter a la Xavi oder Iniesta sein, sondern vielmehr ein Torjäger aus der zweiten Reihe wie Jari Litmanen zu den großen Ajax-Zeiten.

Teil 4: Die Schwächen