VfB als Meister des Understatements

SID
Feiern den fünften Sieg in Folge: Stuttgarts Lanig, Bouhlarouz und Gomez
© Getty

Die Teilnahme an der Champions League rückt immer näher, sogar ein erneuter Coup im Mehrkampf um die deutsche Meisterschaft scheint nicht ausgeschlossen: Nach dem fünften Sieg in Serie und dem zwölften Spiel ohne Gegentreffer hat der VfB Stuttgart weiterhin alle Chancen, mit einem Endspurt wie im Frühjahr 2007 die gesamte Bundesliga zu überrumpeln.

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Trainer, Sportdirektor und Spieler aber halten sich hartnäckig an ihr Schweigegelübde: Das "C-Wort" und das "M-Wort" fallen nicht. Gemessen an der Punktzahl (54) dürfte der VfB Stuttgart schon den ein oder anderen Gedanken an die Champions League verschwenden.

Sportdirektor Horst Heldt aber sagte nach dem hart erarbeiteten 2:0 (1:0) gegen Eintracht Frankfurt durch die Tore von Cacau (33.) und Mario Gomez (48.) mit so viel Ernst wie möglich in der Stimme: "Der UEFA-Cup ist ein schönes Ziel, und das werden wir weiter verfolgen." Fast schon entschuldigend fügte er hinzu: "Ich versuche doch nur, realistisch zu bleiben."

Realismus heißt für Heldt und den gesamten Verein: Nicht nach oben schauen, sondern nach unten. "Wir können nur darauf hinweisen, dass Dortmund und Schalke nur fünf Punkte hinter uns sind. Und die haben auch einen Lauf. Und wir müssen noch nach Schalke."

Heldt: "Es bleibt spannend"

Zugleich aber hat der VfB am übernächsten Wochenende auch Tabellenführer VfL Wolfsburg zu Gast, und am letzten Spieltag geht es schließlich zum derzeit punktgleichen FC Bayern nach München.

Heldt sagt dazu nur: "Es bleibt spannend. Das wird noch einige Nerven kosten." Auch Markus Babbel pflegt weiter das Understatement. "Der Sieg war wichtig, weil auch die Mannschaften hinter uns gewonnen haben", sagte er.

Als die treuesten Stuttgarter Anhänger unter den 55.000 Zuschauern nach dem Spielende lauthals seinen Namen skandierten, um seinen Anteil am anhaltenden Höhenflug zu feiern, verweigerte sich der Teamchef der öffentlichen Huldigung.

Magnin mit zwei Assists

Er sei schon in der Kabine gewesen, erklärte Babbel, und außerdem: "Wenn ich in die Kurve gehe, will ich auch etwas präsentieren können."

Einstweilen präsentiert Babbel Woche für Woche schon mal eine Mannschaft, die sich beinahe unbemerkt in die höchsten Regionen der Tabelle vorgearbeitet hat.

Sie profitiert dabei von Torjäger Gomez, der bereits seinen 19. Treffer in dieser Saison erzielte. Doch der ausgezeichnete Ludovic Magnin, der beide Tore vorbereitete, betonte, das Geheimnis des VfB sei, dass er in der Tat "eine Mannschaft" sei.

Babbel: "Harte Arbeit"

Oder, wie Sportdirektor Heldt es darstellt: "Jeder ordnet sich ein, jeder hängt sich für jeden rein, und dann hat man auch Erfolg."

Und dennoch, als hätten sich alle abgesprochen, kommen auch von den Spielern keine großen Sprüche. Dies war durchaus angemessen nach einer Begegnung, die von den Frankfurtern zumindest eine halbe Stunde lang offen gestaltet werden konnte.

Babbel sprach hinterher angesichts mangelnder gehobener Spielkultur daher viel von "harter Arbeit", doch seine Spieler sind sich dafür offenkundig nicht zu schade: "Man hat gesehen: Jeder einzelne wollte den Erfolg, auch wenn es nicht ganz so prickelnd ausgesehen hat."

"Müssen auf dem Boden bleiben"

Der VfB Stuttgart hat sich für die verbleibenden fünf Saisonspiele eine solide Ausgangsbasis erarbeitet - mehr aber auch nicht, wie Torjäger Gomez betonte: "Wir sind nicht in der Position, um Ansprüche stellen zu können, dafür waren wir in der Hinrunde zu schlecht."

Und er mahnte eindringlich: "Wir müssen auf dem Boden bleiben."

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