"Maradona war der Wahnsinn!"

Von Interview: Benny Semmler
HSV-Co-Trainer Zeljko Petrovic (Mitte) mit Martin Jol und Ivica Olic
© Getty

Ihn brachte HSV-Trainer Martin Jol (52) mit nach Hamburg: Co-Trainer Zeljko Petrovic. Der 43-jährige Montenegriner mit der holländischen Trainerausbildung ("Die beste der Welt!") ist Jols Freund und wichtigster Fachmann. Und: Er spricht sechs Sprachen.

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SPOX gibt er sein erstes Interview in Deutschland, auf Deutsch. Dabei spricht Petrovic über seine gemeinsame Zeit mit Diego Maradona, die Intelligenz von Martin Jol, ungewöhnliche Trainingsmethoden und Jungstars, die die Bodenhaftung verlieren.

SPOX: Sie haben 1992/93 in Sevilla mit Maradona in einem Team gespielt. Schwärmen Sie mal...

Petrovic: Maradona ist der beste Spieler aller Zeiten. Er ist der einzige Spieler, der mit Mainz aufsteigen und dann gleich noch Meister in der Bundesliga werden würde.

SPOX: Wie war das damals - mit Maradona als Kollegen?

Petrovic: Verrückt! Die ganze Welt um diesen Maradona war damals - und ist auch heute noch - unglaublich groß. Überall, wo er auftaucht, sind Menschenmassen.Trainingseinheiten mit ihm waren ein Spektakel. Ganz Sevilla war damals fasziniert von Maradona. Ging er in ein Restaurant, standen kurze Zeit später 2000 Leute davor. Das war der normale Maradona-Wahnsinn.

SPOX: Hat er Ihnen auch einige Tricks beigebracht?

Petrovic: Von einem Maradona kann man nichts lernen. Denn Trainingsspiele mit ihm verliefen so: Du spielst ihn an und schaust zu, was er mit dem Ball macht. Es war besser, ihm zu zusehen, als selber zu spielen. Leider. Aber Maradona war nun einmal unglaublich dominant: einfach ein sehr, sehr großer Spieler.

SPOX: Und gibt's beim HSV nun einen Mini-Maradona?

Petrovic: Nein. Wir haben viele gute Spieler. Aber keinen wie Maradona.

SPOX: Sie sind jetzt seit fast einem halben Jahr in Hamburg. Es ging gut los, dann kam die Entwicklung etwas ins Stocken...

Petrovic: Ja, aber man darf nicht vergessen, dass wir in der Saisonvorbereitung Rafael van der Vaart abgeben mussten. Insofern muss man sagen: Martin Jol macht einen guten Job.

SPOX: Und wie sieht Ihre Rolle aus? Jol gilt als Kumpel, sind Sie dann der Schleifer?

Petrovic: Nein. So ein Trainer-Typ ist auch gar nicht gefordert. Heutzutage muss ein Trainer das Mittelmaß finden. Ohnehin: Am wichtigsten ist die stete Kommunikation. Unsere Spieler wollen und sollen mit den Trainern reden. Da verlierst du als harter Schleifer schnell die Authentizität.

SPOX: Apropos Authentizität: Jol ist Holländer und lässt kein 4-3-3 spielen...

Petrovic: Ganz ehrlich: Jeder Trainer der Welt spielt nur dann 4-3-3, wenn er das entsprechende Spielermaterial zur Verfügung hat. Anders macht es doch keinen Sinn. Und so handhaben wir das hier in Hamburg auch.

SPOX: Und was macht Jol als Trainer für Sie besonders?

Petrovic: Martin ist sehr intelligent, er verfügt über ein unglaubliches Fußballwissen und ist taktisch perfekt ausgebildet. Und er ist nonstop bei der Mannschaft. Er liebt Fußball.

SPOX: Und wie weit wird diese Liebe den HSV in dieser Saison führen?

Petrovic: Hier gibt es Bayern, Werder, Schalke, Leverkusen, Stuttgart. Jetzt kommt noch Hoffenheim dazu. Der deutsche Fußball ist unglaublich ausgeglichen. Da ist es sehr schwierig, immer oben zu stehen.

Im zweiten Teil des SPOX-Interviews spricht Zeljko Petrovic über das Konzept beim HSV, über ungewöhnliche Trainingsmethoden und abgehobene Jungstars.