Kapitalismus schlägt Marx

Von SPOX
1899 Hoffenheim und Vedad Ibisevic sind der Branchenprimus und die Konkurrenz hat Respekt
© Getty

1899 Hoffenheim verteidigt souverän die Tabellenspitze, die Bielefelder können vor dem Aufsteiger nur den Hut ziehen. Cottbus würde am liebsten jede Woche gegen Mönchengladbach spielen. Der Bayern-Sturm Klose/Toni war beängstigend effizient und Arminia Bielefeld entging zum zweiten Mal in kurzer Zeit einem Debakel.

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Das und mehr im Streifzug durch die Liga - dem SPOX-Zapping.

1899 Hoffenheim - Arminia Bielefeld 3:0

Bielefeld kann durchatmen. Das Monsterprogramm mit Spielen gegen Bayern, Bayer und Hoffenheim ist überstanden. Immerhin holte die Arminia durch den 2:1-Sieg gegen Leverkusen daraus drei Punkte.

In den anderen beiden Partien kassierte die Elf von Trainer Michael Frontzeck sechs Tore - und war damit bestens bedient. 35 Mal feuerten die Bayern beim 3:1 aufs Tor, Hoffenheim gab 19 Torschüsse ab. Ein doppeltes 1:8 wäre möglich gewesen.

"Wir hatten keine Chance", gab Frontzeck nach der Pleite in München zu. In Hoffenheim waren die Ostwestfalen noch viel chancenloser, wie Thorben Marx anmerkte.

"Hier war von der ersten Minute an nichts zu holen. Einen verdienteren Sieg hat man selten gesehen", sagte Marx, der seinem Ärger zwischenzeitlich mit einem fiesen Tritt gegen den Knöchel von Isaac Vorsah Luft machte. Zur SPOX-Analyse

VfB Stuttgart - FC Schalke 04 2:0

Armin Veh hatte das Spiel gegen Schalke wohl zu Hause im heimischen Augsburg verfolgt. Die Fans der Cannstatter Kurve schickten per Banderole einen letzten Gruß die A8 rüber.

"Als Übergang gedacht, zur Schale gebracht, wer hätt's gedacht...?" stand da zu lesen. Die Huldigung der Fans hilft Veh jetzt nichts mehr, an der Seitenlinie steht jetzt ein anderer im schwarzen Anzug.

Markus Babbel hat jetzt das Sagen, er soll die Mannschaft erstmal bis zur Winterpause betreuen, danach wird man sehen. Eine Übergangslösung nennt man so etwas. Babbel hat keinen Trainerschein, er will ihn ab Sommer in Köln machen.

Vielleicht will ihn der Verein dann aber zum echten Vollzeittrainer machen. Babbel bräuchte dann einen logistischen Masterplan, um beide Vorhaben unter einen Hut zu bekommen. Denn was eine Übergangslösung so bewerkstelligen kann, weiß man in Stuttgart nur zu gut.

Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg 0:0: Wer vergeblich das Wort "Gurkenspiel" im Fußball-Duden sucht, dem sei die Wiederholung dieser Partie empfohlen. Kein Tor: okay, kann passieren. Dortmund stellt mit sechs Torschüssen ein Saisonminus auf: enttäuschend, aber entschuldbar. Wolfsburg gelingt auch im achten Auswärtsspiel kein Sieg: Zumindest zu Hause läuft's.

Aber Schluss mit den Entschuldigungen: Das Spiel war schlecht. Abgrundtief schlecht. Und was das Traurige ist: Dies war das einzig Nennenswerte des Abends. Nur eine Statistik, um dies zu illustrieren: Dortmund spielte 139, Wolfsburg 130 Fehlpässe. 139:130. Klingt mehr wie ein NBA-Spiel nach doppelter Verlängerung. Umgerechnet spielten beide Teams pro Minute drei Fehlpässe. Zur SPOX-Analyse

VfL Bochum - Hamburger SV 1:1: Der Zyniker unter den HSV-Fans jubelt über das Ende der Auswärts-Niederlagen-Serie. Der Analytiker unter den HSV-Fans lamentiert über die Stagnation der Mannschaft. Und der fleißige Chronist unter den HSV-Fans stellt fest, dass Hamburgs Trainer Martin Jol noch immer keine Stammformation gefunden hat.

Denn 15 Spieltage ist die Saison alt, doch im keinem aufeinanderfolgenden Spiel setzte der Niederländer auf die gleiche Startelf. In Bochum etwa bot Jol zur Verwunderung aller Zyniker, Analytiker und Chronisten als Flügelspieler im Mittelfeld Guy Demel (rechts) und Marcell Jansen (links) statt Piotr Trochowski und Ivica Olic auf.

Der Erfolg bzw. der Ausgleich in Bochum ließ jedoch lange auch sich warten. Bis zur 70. Minute. Bis pikanterweise der zunächst auf die Bank rotierte Olic das 1:1 erzielte... Zum Spielbericht

Hannover 96 - Karlsruher SC 3:2

Die Negativserie des KSC nimmt rekordverdächtige Ausmaße an. Ein lächerliches Pünktchen holte die Mannschaft von Trainer Edmund Becker aus den letzten zehn Spielen. In Hannover ging mal wieder in der ersten Halbzeit alles schief. "Wir wussten alle, um was es heute geht. Aber wir haben in den ersten 45 Minuten das Spiel total verschlafen. So kann man die Liga nicht halten", sagte KSC-Manager Rolf Dohmen bei Premiere.

Dem KSC fehlen derzeit Typen wie der verletzte Maik Franz, die auch mal dazwischenhauen. Trotz des Absturzes auf den letzten Tabellenplatz sitzt Becker weiter fest im Sattel. "Das ist selbstverständlich für uns. Wir sind nicht wie ein Fähnchen im Winde", so Dohmen.

In der Winterpause will Dohmen seine verfehlte Einkaufspolitik grade rücken. "Wir möchten in der Winterpause irgendetwas machen. Der Abstieg ist meistens teurer als Neuverpflichtungen", so Dohmen. Zur SPOX-Analyse

Borussia Mönchengladbach - Energie Cottbus 1:3

Energie würde am liebsten jede Woche gegen Mönchengladbach spielen. In der zweiten Runde des DFB-Pokals gewann Cottbus gegen die Fohlen mit 3:0. Zwei Monate später wurde Gladbach auch in der Liga dreimal eingeschenkt. Dieses Kunststück gelang den Lausitzern sonst nie mehr.

Lässt man das 3:0 bei TeBe Berlin in der ersten Pokalrunde außen vor, hat Cottbus in 16 Pflichtspielen 14 Tore geschossen, fast die Hälfte davon gegen Mönchengladbach.

Die Borussia spielte so grauenhaft, dass Trainer Hans Meyer seine Trainerkarriere im Schnelldurchlauf durchging und im negativen Sinn Revolutionäres feststellen musste. "Ich bin seit 39 Jahren auf der Bank. Ich habe es noch nie erlebt, dass ich mit einer Trainingswoche generell zufrieden war und dann gegen auf eine Mannschaft auf Augenhöhe 35 Minuten derart desolat die Spielinitiative aus der Hand gebe", sagte Meyer. Zum Spielbericht

Bayer Leverkusen - Bayern München 0:2

Helmes und Kießling gegen Klose und Toni. 17 Saisontore gegen 11 Saisontore. Neben den Verrückten aus Hoffenheim das Beste, was es im Sturm in der Liga gibt. Das direkte Duell ging nach Punkten klar an die Bayern-Stürmer. Kießling/Helmes: acht Torschüsse - kein Treffer. Toni/Klose: drei Torschüsse: zwei Treffer.

Aber nicht nur Helmes und Kießling standen neben sich. Die gesamte Bayer-Elf wirkte verkrampft und hatte den Bayern in der zweiten Halbzeit nichts entgegenzusetzen. Etwas verwunderlich, hatten die Münchner doch noch das Champions-League-Spiel gegen Bukarest in den Knochen.

"Mir ist unerklärlich, warum wir zwei so unterschiedliche Halbzeiten gespielt haben. Wir sind nach der Pause regelrecht eingebrochen", monierte Bayers Torhüter Rene Adler. Zur SPOX-Analyse

Werder Bremen - Eintracht Frankfurt 5:0

Seit 2004 ist Werder Bremen regelmäßig in der Champions League vertreten. Noch nie war es auf dem Papier so leicht, das Achtelfinale zu erreichen. Panathinaikos Athen und Anorthosis Famagusta - so what? Denkste! Werder gewann keins von vier Spielen gegen die Südosteuropäer und ist nach dem 2:2 vom Mittwoch gegen Famagusta bereits raus der aus der Königsklasse. 

Opfer des hanseatischen Frustabbaus wurde am Samstag Eintracht Frankfurt. Als wäre nichts gewesen, schossen die Bremer die Hessen aus dem Stadion. Es war der sechste Saisonsieg und auch beim sechsten Mal erzielte Werder mindestens drei Tore. Wenn gewonnen wird, dann richtig. "Das sah schon ganz gut aus heute", sagte Trainer Thomas Schaaf.

Kollege Friedhelm Funkel fand's weniger schön und ließ seine elf Versager bis zum Schlusspfiff auf dem Platz. Übrigens: Wenn Frankfurt verliert, dann richtig. Vor zwei Wochen gab's ein 0:4 in Dortmund. Zum Spielbericht

Hertha BSC Berlin - 1. FC Köln 2:1

Alles was Hertha-Coach Lucien Favre anfasst, wird in diesen Wochen zu Gold. Gegen Köln wechselte der Schweizer nacheinander seinen speziellen Freund Marko Pantelic und Patrick Ebert ein. Der Siegtreffer fiel so: Ecke Ebert, Kopfball Pantelic.

Der Höhenflug der Hertha, schon Tabellenplatz drei, steigt dem einen oder anderen aber wohl etwas zu Kopf. Manager Dieter Hoeneß konstatierte dieser Tage, dass er in seinem Managerleben ja genauso viel geleistet habe wie Bruder Uli. Was wird wohl in Hoeneß' Kopf abgehen, wenn die Hertha nächste Saison Champions League spielt... Zur SPOX-Analyse

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