Bayern gnadenlos effektiv

Von Thomas Gaber / Christian Günthner
Arturo Vidal (r.) wurde zur Halbzeit Gelb-Rot-gefährdet ausgewechselt
© Getty

Der FC Bayern München hat am 15. Spieltag beim 2:0 (0:0)-Sieg bei Bayer Leverkusen einen wichtigen Sieg im Kampf um die Herbstmeisterschaft gefeiert und kann mit einem Sieg am kommenden Freitag gegen die TSG 1899 Hoffenheim mit dem Überraschungs-Tabellenführer nach Punkten gleichziehen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Luca Toni (59.) und Miroslav Klose (82.) erzielten die Tore für die Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann und entschieden somit das Duell der Sturmduos gegen Patrick Helmes und Stefan Kießling klar für sich.

Leverkusen kassierte die zweite Pleite in Folge und fiel mit 28 Punkten hinter Hertha BSC Berlin auf den vierten Tabellenplatz zurück.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Keine Überraschungen in Leverkusens Startelf. Kießling und Renato Augusto meldeten sich rechtzeitig gesund, Gonzalo Castro durfte nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre wieder mitmachen. Bei den Bayern fehlten Martin Demichelis (Wadenverletzung) und Mark van Bommel (Grippe). Daniel van Buyten und Andreas Ottl kamen in die Startelf.

13.: Erste echte Chance. Barnetta legt von links in die Mitte. Helmes wartet kurz hinterm 16er und zieht direkt ab. Der starke Schuss wird von Rensing noch über die Latte gelenkt.

16.: Henrique steht nach einer Barnetta-Ecke völlig frei und köpft aus sieben Metern nur ans Lattenkreuz!

21.: Auch die Bayern mit der ersten guten Chance. Schweinsteiger nimmt eine Aufsetzerflanke von rechts aus 13 Metern per Volley. Der Ball flattert, aber Adler faustet nach außen weg.

30.: Schönster Angriff der Bayern über links. Lahm an der Mittellinie auf Klose, der direkt per Außenrist auf Ribery. Der Franzose zieht nach Innen und legt quer auf Schweinsteiger. Dessen Flachschuss aus 18 Metern geht aber links am Tor vorbei.

43.: Vidal bekommt die 5. Gelbe. Das Foul an Lucio war von hinten und nicht sein Erstes. Sperre im nächsten Spiel.

46.: Sarpei kommt für den Rot-gefährdeten Vidal.

59., 0:1, Toni: Perfekter Angriff von Bayern. Lahm auf links zu Ribery, der schickt Ze Roberto fast zur Eckfahne. Die Flanke kommt scharf in die Mitte. Henrique pennt gegen Toni und der köpft aus fünf Metern ins Tor. Die linke Seite hat wieder zugeschlagen.

75.: Oddo flankt scharf von rechts auf den langen Pfosten. Borowski setzt sich gut durch und köpft aus sieben Metern gegen Adlers Lauf aufs lange Eck. Der Ball geht nur knapp übers Tor.

77.: Extraklasse. Der Pink Panther zeigt was Sache ist. Ribery kommt über links, zieht in den Strafraum und tanzt drei Leverkusener aus. Adler steht aber gut und verhindert das 0:2.

80.: Ein leises Lebenszeichen von Leverkusen. Castro zieht aus spitzem Winkel von rechts zehn Meter vor dem Tor ab - drüber.

82., 0:2, Klose: Klose auf Lahm, der sofort in die Mitte auf Ribery. Stellungsspiel. Ribery steckt durch, Klose schiebt flach, souverän ins linke Eck aus 13 Metern ein.

So lief das Spiel: Verhaltener Beginn beider Teams. Raum zum Kombinieren gab's kaum, die Mittelfeldreihen zogen ein engmaschiges Netz. Und wenn's mal schnell gehen sollte, ging der vertikale Pass ins Leere. Vor allem die Leverkusener spielten ungewohnt viele Fehlpässe. Bayers beste Chance resultierte aus einem Eckball. Henrique traf per Kopf nur die Latte. Die Bayern insgesamt mit der reiferen Spielanlage, jedoch ohne zündende Ideen. Ribery verzettelte sich meist in Einzelaktionen. Einmal kam er auf links durch und prompt wurde es gefährlich, als Schweinsteiger knapp am Tor vorbeischoss. Insgesamt eine an Höhepunkten arme erste Halbzeit.

Die zweite Halbzeit begann mit einer Drangperiode der Bayern. Viel Ballbesitz, wenig Ertrag. Bayers Defensive ließ keine Torchance zu. Aber wenn die Bayern die Bälle regelmäßig in den 16er schlagen, ist der Ball halt irgendwann doch drin. Ze Roberto flankt von links und Toni nickt ein (59.). In der Folge hatten die Münchner das Spiel jederzeit unter Kontrolle, verpassten aber durch das Auslassen einiger guter Chancen eine frühe Entscheidung der Partie.

Star des Spiels: Luca Toni. Wurde eine Stunde lang vom sehr umsichtigen Manuel Friedrich kalt gestellt. Einmal ließ Friedrich den Italiener aus den Augen und prompt war der Ball im Tor. Spitzenspiele werden oft durch eine einzige geniale Aktion entschieden. Toni bescherte den Bayern drei eminent wichtige Punkte im Kampf um die Herbstmeisterschaft. Seine Gelbe Karte nach einer Rangelei mit Kadlec war allerdings unnötig.

Gurke des Spiels: Arturo Vidal. Der Chilene hat überragende fußballerische Fähigkeiten, stand sich gegen die Bayern aber durch einige undisziplinierte Aktionen selbst im Weg. Und das übrigens nicht zum ersten Mal. Nach einem hässlichen Foul an Lucio in der Bayern-Hälfte (!) bekam er völlig zu Recht die Gelbe Karte. Anstatt diese zu akzeptieren, jammerte Vidal Schiedsrichter Fandel voll. Eine Minute später holte er Ribery von den Beinen und wurde folgerichtig von Labbadia in der Halbzeit ausgewechselt.

Lehren des Spiels: Wenn zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die bislang mit erfrischendem Offensivfußball überzeugten, kommt oft nur ein Durchschnittskick heraus. Der Respekt vor den Qualitäten des Gegners ist groß, Sicherheit das oberste Gebot. So war's auch diesmal.

Leverkusen wirkte die gesamten 90 Minuten über gehemmt, von Leichtigkeit im Angriff war nichts zu sehen. Bayer raubte sich selbst seiner Stärken, die Bälle wurden überhastet und ungenau in die Spitze gespielt, anstatt die Kugel auch mal besonnen in den eigenen Reihen zu halten. Bayer enttäuschte auf ganzer Linie.

Die Bayern beschränkten sich in der ersten Halbzeit darauf, Leverkusens Angriffsmaschine zu stoppen, was überwiegend gelang. Klinsmanns Maßnahme, Ottl und nicht Borowski für van Bommel zu bringen, erwies sich als goldrichtig. Schweinsteiger versuchte es ab und an mal aus der zweiten Reihe, mehr gab's in der Offensive nicht von den Münchnern zu sehen.

Nach der Pause legte sich die Klinsmann-Elf den Gegner zurecht, um die Beute sukzessive zu erlegen. Die linke Seite fing an zu zaubern, Toni und Klose stellten ihre Torjäger-Qualitäten unter Beweis und die Defensive behielt bei den wenigen Leverkusener Angriffen stets den Überblick.

Die Bayern sind bestens gerüstet für den clash of the titans am kommenden Freitag gegen Tabellenführer TSG Hoffenheim.

Leverkusen - Bayern: Daten und Fakten zum Spiel