So wird man nicht Meister

Von Daniel Börlein
Bremen, Rosenberg
© Getty

München - Wenn dir dein Kapitän fehlt, dazu dein Spielmacher und auch noch dein verlängerter Arm auf dem Platz, dann ist dir als Trainer vor einem Bundesliga-Spiel nicht ganz so wohl.

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Wenn dir neben deinen drei Schlüsselspielern noch zwei, drei weitere Stammspieler abgehen, dann musst du als Coach schon richtig lange über die Aufstellung grübeln.

Und wenn du dann, trotz aller Personalprobleme, einen elfmaligen Nationalspieler, ohne dass der sich verletzt hat, nach 37 Minuten auswechselst, dann bist du eine - pardon - "coole Sau".

Owomoyela raus

Der SV Werder hat einen Trainer, der solche Dinge macht. Gegen Borussia Dortmund schickte Thomas Schaaf Patrick Owomoyela noch in Halbzeit eins vorzeitig zum Duschen. Zu schwach hatte sich Bremens Rechtsverteidiger bis dato präsentiert. Da juckte es Werders Coach auch nicht, dass ihm derzeit nicht gerade die große Auswahl an Alternativen zur Verfügung steht.

Das Ergebnis sollte Schaaf am Ende Recht geben. Werder bezwang den BVB durch einen Doppelpack von Markus Rosenberg mit 2:0. "Egal wer bei uns spielt, wir stecken das alles weg", sagte der Matchwinner nach der Partie.

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Bayern noch im Blick

In Bremen war man glücklich, nach der Niederlage in Frankfurt und erst einem Liga-Sieg in der Rückrunde, wieder in die Erfolgsspur zurückgekommen zu sein. "Wir haben in den letzten Partien ganz gute Leistungen gezeigt, aber die Ergebnisse nicht geliefert. Deshalb ist es wichtig, dass man heute einen Sieg eingefahren hat", so Schaaf.

Vor allem die Tatsache, dass Werder den Ausfall der verletzten bzw. gesperrten Stammkräfte Frank Baumann, Diego, Torsten Frings, Tim Borowski und Pierre Wome einmal mehr kompensieren konnte, begeisterte an der Weser fast alle.

"Ein Kompliment für meine Spieler, weil sie erneut mit einer schwierigen Situation professionell umgegangen sind", sagte Schaaf nach Werders 13. Saisonsieg, durch den die Bremer weiterhin vier Punkte hinter den Bayern liegen.

Den Titel haben die Norddeutschen ohnehin noch längst nicht abgeschrieben. "Wir können nur unser Ding machen und das haben wir heute getan. Es war ein wichtiger Sieg in dieser Phase der Meisterschaft", so Rosenberg.

Zu wenig für den Titel

Die Bremer haben sich offenbar wieder gefangen, ja, und bleiben auch auf Tuchfühlung zu den Bayern, okay. Zu mehr allerdings wird es in diesem Jahr wohl nicht reichen. Die Leistung gegen den BVB war ordentlich, angesichts der angespannten Personalsituation vielleicht sogar gut. Eine solche Leistung reicht auch gegen Mannschaften wie Dortmund, für den Titel allerdings genügt sie nicht.

Bremen hatte gegen die Borussia zu viele Schwachstellen im Team, nicht nur den ausgewechselten Owomoyela. Auf links war der junge Sebastian Boenisch zwar bemüht, offenbarte allerdings erschreckende technische Mängel. So wird man aber nicht Meister.

Abseitstor nicht erkannt

Ivan Klasnic ist noch weit weg von der Form vergangener Tage, produzierte gegen den BVB viele unnötige Ballverluste. Daniel Jensen, in den vergangenen Wochen noch als Diego-Ersatz umjubelt, schob die Verantwortung zu häufig ab. Und Jurica Vranjes ist und bleibt eben Jurica Vranjes, der Mann der Sicherheitspässe. So wird man nicht Meister.

Der Sieg gegen den BVB war erst nach dem zweiten Bremer Tor souverän. Das Spiel lief erst flüssig, als Rosenberg zum 2:0 getroffen hatte. Zuvor hätten die Bremer durchaus auch in Rückstand liegen können und hatten beim Führungstreffer des Schweden zudem Glück, dass das Schiedsrichtergespann um Dr. Markus Merk die Abseitsposition des Torschützen nicht erkannte.

Wie Rosenberg den Ball jedoch mit der Hacke über die Linie beförderte, war eine echte Glanzleistung. Davon brauchen die Bremer allerdings noch einige mehr. Nur so wird man vielleicht doch noch Meister.

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