"RB Leipzig soll schnell aufsteigen"

Mario Basler ist seit dem 21. Januar 2015 Geschäftsführer Sport beim 1. FC Lokomotive Leipzig
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Mario Basler war nach seinem Aus als Trainer von Rot-Weiß Oberhausen über zwei Jahre lang ohne Job. Im Januar 2015 wurde er Geschäftsführer Sport beim Oberligisten 1. FC Lokomotive Leipzig. Im Interview spricht Basler über sein unbekanntes Jobprofil, seine Ambitionen als Trainer, die Traditionsdebatte im Fußball und seinen Blick auf den Stadtrivalen RB Leipzig.

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SPOX: Herr Basler, Sie sind seit etwas über einem Monat als Geschäftsführer Sport beim Oberligisten 1. FC Lokomotive Leipzig tätig. Hätten Sie nach Ihrem Aus bei Rot-Weiß Oberhausen gedacht, dass Sie einmal eine solche Aufgabe annehmen werden?

Mario Basler: Vorstellbar war so etwas immer. Die Frage war eher, ob ein Verein Interesse haben würde, dass ich diese Aufgabe bei ihm übernehme. Ich war daher froh über die Anfrage. Mir ging es nie um die Ligazugehörigkeit. Wenn ich merke, dass ein Verein ein konkretes Konzept umsetzen möchte und mich damit begeistern kann, dann ist es mir wurscht, in welcher Liga ich arbeite.

SPOX: Sie waren zuletzt über zwei Jahre lang ohne Job. Wie haben Sie diese Zeit verbracht?

Basler: Ich habe viel fürs Fernsehen gearbeitet, war einige Male auf dem Golfplatz unterwegs und habe mir zahlreiche Fußballspiele in verschiedenen Ligen angeschaut. Und nebenbei wie jeder arbeitsuchende Trainer darauf gewartet, dass mich eine Anfrage erreicht. Diese Zeit war zäh und kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor.

SPOX: Wie viele Anfragen kamen denn rein?

Basler: Es gab die eine oder andere, auch deutsche Zweitligisten und Vereine aus dem Ausland waren dabei. Es kam auch zu ein paar Verhandlungen, die aber meist am Geld gescheitert sind. Vielleicht habe ich auch mal zu viel verlangt, die genauen Gründe kennt man dann am Ende ja oftmals auch nicht. Manches Mal waren es auch einfach nur Kleinigkeiten, die nicht zusammenpassten.

SPOX: Bruno Labbadia erzählte im SPOX-Interview davon, dass er auch das Ausland bereist hat, um sich die dortigen Begebenheiten genauer anzuschauen. Haben Sie das auch gemacht?

Basler: Nein. Jeder Trainer geht da anders vor, glaube ich. Natürlich kann man mal eine Woche beim selben Verein das Training beobachten, um neue Eindrücke einer Trainingsgestaltung zu gewinnen. Dafür muss ich jetzt aber nicht extra ins Ausland fahren, das kann ich in Deutschland genauso gut. Ich war beispielsweise beim VfL Osnabrück und dem 1. FC Kaiserslautern.

SPOX: Bereits zu Ihrer Zeit bei Eintracht Trier fungierten Sie nebenbei als Sportlicher Leiter, Jahre zuvor waren Sie bei Jahn Regensburg Teammanager. Haben Sie damals bereits ein gewisses Faible für diese Position entwickelt?

Basler: Nein, ich habe mich danach eigentlich nie mehr intensiv damit beschäftigt. Ich habe den Fußballlehrer gemacht, um als Trainer und nicht als Sportdirektor zu arbeiten. Ich möchte das daher nach wie vor nicht aus den Augen verlieren. Wenn jetzt ein Erst- oder Zweitligist aus dem In- oder Ausland kommen würde, würde ich schon grundsätzliches Interesse signalisieren. Das weiß man bei Lok auch.

SPOX: Sie besitzen also eine Ausstiegsklausel?

Basler: Genau. Es ist aber natürlich nicht so, dass ich jetzt hier bin und darauf hoffe, baldmöglichst wieder als Trainer arbeiten zu können. Sonst hätte ich die Aufgabe ja gar nicht erst antreten müssen.

SPOX: Inwiefern befinden Sie sich somit in einer Art Lernphase, um das Geschäft aus dem neuen Blickwinkel zu verstehen?

Basler: Das trifft schon zu, da mein aktuelles Jobprofil für mich ja neu ist. Das war auch der Grund, weshalb ich zunächst nur für eineinhalb Jahre unterschrieben habe. Der Verein hätte sich gleich einen längerfristigen Vertrag vorstellen können. Ich möchte jetzt aber erst einmal hinein schnuppern und schauen, ob ich diesem Job auch in den nächsten Jahren nachgehen will. Von daher geht es nun vorerst um die Frage: Macht mir dieser Job überhaupt Spaß?

SPOX: Wann denken Sie wird ein Zwischenfazit möglich sein?

Basler: Nach sechs bis zwölf Monaten werde ich ein Gefühl dafür bekommen haben, ob mich die Aufgabe ausfüllt oder ob ich doch lieber an der Seitenlinie stehen und nach jedem Spiel darum zittern möchte, wieder rauszufliegen (lacht).

SPOX: Sie haben einmal gesagt, viele Vereine hätten Angst, prominenten Namen wie Lothar Matthäus, Stefan Effenberg oder Ihnen eine Chance zu geben. Wieso?

Basler: Ich glaube einfach, dass viele Präsidenten und Sportdirektoren ein großes Problem mit ehemaligen Spielern haben, deren Persönlichkeit möglicherweise die eigene überstrahlen könnte. Anders ist es ja kaum zu erklären, dass Lothar und Stefan noch nie in der 1. oder 2. Liga trainiert haben. Die Spirale, in der sich Trainer befinden, ist seit längerer Zeit dieselbe - wenn auch in den letzten zwei, drei Jahren etwas frisches Blut hineingekommen ist: Der eine fliegt hier oder dort raus und heuert dann an anderer Stelle wieder an.

SPOX: Ist das nur ein Gefühl oder haben Sie das auch schon am eigenen Leibe erfahren?

Basler: Wenn man nicht auf dieses sich ständig drehende Karussell aufspringen kann, hat man es schwer, neue Angebote zu bekommen. Schauen Sie sich Robin Dutt an: Er hatte mit Bremen keinen Erfolg, kann aber wenig später beim VfB Stuttgart einsteigen. Das sehe als problematisch an, weil ich der Überzeugung bin: Lothar Matthäus ist ein super Trainer. Das hat er im Ausland bewiesen, deshalb überrascht es mich, dass er in Deutschland noch nie eine Chance bekommen hat.

SPOX: Glauben Sie, dass Sie zuletzt nicht in diesem Karussell auftauchten, weil Sie bei Ihren beiden letzten Stationen bei Wacker Burghausen und Rot-Weiß Oberhausen jeweils aus der 3. Liga abgestiegen sind?

Basler: Es mag sein, dass das viele so sehen. Man muss in den konkreten Fällen auch die Hintergründe kennen. Burghausen und Oberhausen habe ich jeweils auf dem vorletzten Platz übernommen und hatte keine finanzielle Möglichkeit, personell nachzurüsten. Der Klassenerhalt wäre jeweils möglich gewesen, aber es hat unter dem Strich die Qualität gefehlt. Und am Ende ist dann eben immer der Trainer schuld. Abgestiegen sind schon viele.

SPOX: Thorsten Fink meinte, er wollte nicht arg viel länger als zwei Jahre ohne Job sein. Spielte es bei Ihnen auch eine Rolle, nun endlich mal wieder irgendwo einsteigen zu können?

Basler: Nein, das ist mir vollkommen egal gewesen. Ansonsten hätte ich ja schon früher ein Angebot annehmen können. Hätte Lok mir kein schlüssiges Konzept vorlegen können, dann hätte ich auch nicht zugesagt. Die Ambition, bis 2020 in die 3. Liga aufzusteigen, halte ich zusammen mit der Kompetenz des neuen Präsidiums für sehr durchdacht.

SPOX: Lok-Präsident Heiko Spauke hat Sie über einen gemeinsamen Bekannten aus Regensburg kennengelernt. Hat er Sie mehrere Wochen bearbeitet, bis Sie zugesagt haben?

Basler: Nein, das ging alles relativ zügig. Wir haben uns einmal gesehen und bei einem Bierchen über den möglichen Job philosophiert. 14 Tage später haben wir uns offiziell getroffen und über meine konkreten Aufgaben sowie das Finanzielle gesprochen. Ich bin dann von Leipzig in Richtung meiner Osnabrücker Heimat aufgebrochen. Auf Höhe Kassel war's für mich entschieden. Da war mir klar, dass ich das Angebot gerne annehmen würde.

SPOX: Was haben Sie denn mit dem 1. FC Lokomotive Leipzig bis zuletzt verbunden?

Basler: Ich habe 1993 in Bremen mein erstes Bundesligator geschossen, als der Verein noch VfB Leipzig hieß - und im Rückspiel meine erste Rote Karte gegen sie gesehen (lacht). Die Zeit der Insolvenz und Neugründung habe ich aber genauso mitverfolgt wie die Episode 2005, als Lothar Matthäus im Stadtpokal-Halbfinale gegen den SV Ost Leipzig für Lok auflief. In meinen Augen war Lok schon immer ein Thema im Fußball, unabhängig von der Ligazugehörigkeit. Leipzig ist eine tolle Stadt mit großer Fußballbegeisterung, die ich hier bei Lok in den ersten Wochen auch sofort zu spüren bekam. Das ist definitiv ein geiler Verein.

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