Sebastian Vettel ist dreifacher Weltmeister!

Von Alexander Maack
Sebastian Vettel hat sich trotz des Chaosrennens im Regen seinen dritten Titel gesichert
© Getty

Sebastian Vettel hat sich mit dem sechsten Platz beim chaotischen Regenrennen in Sao Paulo seinen dritten Weltmeistertitel in Folge gesichert! Fernando Alonso wurde beim Brasilien-GP zwar Zweiter, hat damit aber drei Punkte Rückstand in der Fahrer-WM. Den Sieg sicherte sich Jenson Button im McLaren.

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"Ich bin sehr stolz auf mein Team, sehr stolz auf die diesjährige Saison. Wir haben die WM nicht hier in Brasilien verloren, sondern in anderen Rennen, die unglücklich verlaufen sind", sagte Alonso mit traurigem Gesichtsausdruck auf dem Podium: "Das ist der Sport. Ich versuche es nächstes Jahr wieder, da greifen wir wieder an."

Bei Red Bull kannte der Jubel dagegen keine Grenzen. "Mir fällt echt ein Stein vom Herzen. Wir haben von Anfang an daran geglaubt. Ich habe nie aufgegeben, auch wenn ich mit dem Auto heute mal verkehrt rum gestanden habe", sagte Vettel und herzte seine Freundin Hannah, um sich dann bei den Zuschauern zu entschuldigen: "Es tut mir leid, wenn der eine oder andere von der Couch gefallen ist."

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Fast vom Kommandostand gefallen, wäre Christian Horner. "Was für ein Rennen heute! Wir sind einfach alle völlig platt", sagte Red Bulls Teamchef bei "Sky Sports F1" anschließend: "Ich bin in diesem Rennen um 15 Jahre gealtert."

Auch für seinen Dreifachweltmeister hatte Horner riesiges Lob übrig: "Es geht ja nicht nur um dieses Rennen, es geht um die ganze Saison. Unglaublich! Unglaublich! Es ist ein großartiges Team. Er verdient diese Meisterschaft so sehr, er hat sich zurückgekämpft."

Button sichert sich den Sieg

Für McLaren gab es ebenfalls Grund zu jubeln, auch wenn Lewis Hamilton in seinem letzten Rennen vor dem Wechsel zu Mercedes ausfiel. "Es ist die perfekte Art, eine Weltmeisterschaft zu beenden", sagte Button: "Am Ende noch einmal ganz oben zu stehen ist fantastisch. Das ist im Hinblick auf 2013 einfach perfekt."

Zum Mann des Rennens wäre fast Nico Hülkenberg geworden. "Das war ein riesiger Spaß. Sehr unterhaltsam und es passierte so viel die ganze Zeit! Wir hatten eine gute Chance auf dem Podium zu enden, aber sie rutschte weg. Schade drum!" Hülkenberg führte das Rennen im Force India zwischenzeitlich an, kollidierte dann aber mit Lewis Hamilton und musste zu einer Durchfahrtsstrafe an die Box, wodurch er seinen Podestplatz an Felipe Massa verlor.

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Der Brasilianer wurde im zweiten Ferrari Dritter. "Es ist unglaublich emotional, hier zu fahren. Es war ein wundervolles Rennen", sagte Massa, der auf dem Podium in Tränen ausbrach: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß auch nicht genau, was ich eigentlich fühle. Es war einfach umwerfend." Vettels Teamkollege Mark Webber kam auf Platz vier.

Michael Schumacher wurde im letzten Rennen seiner Formel-1-Karriere Siebter und fand anschließend nur Lob für Vettel. "Seb ist ein absoluter Nummer-eins-Fahrer. Gratulation, er hat trotz der Rückschläge nie den Kopf hängen lassen", sagte der Rekordweltmeister: "Drei Titel in Folge - einfach super. Da bin auch ich ein bisschen stolz darauf." Sein Teamkollege Nico Rosberg wurde am Ende 15. und war damit nur einen Platz besser als Timo Glock im Marussia.

Vettel-Crash in erster Runde

Dabei wäre das Rennen des Weltmeisters schon in der vierten Kurve beinahe beendet gewesen. Er kollidierte mit Williams-Pilot Bruno Senna und beschädigte sich dabei den Auspuff. Die Schuld sah Teamchef Horner eindeutig beim Brasilianer.

Senna verteidigte sich jedoch: "Unglücklicherweise war Sebastian auf der Außenseite. Er hat dann Richtung Scheitelpunkt eingelenkt und hat wahrscheinlich nicht gesehen, dass ich dort war. Es waren drei Autos innen und wir kamen außen. Er hat mich nicht gesehen, ich habe ihn nicht gesehen, weil er außen war. Er hat mich deshalb getroffen und ich habe mich gedreht."

Vettel startete anschließend eine fulminante Aufholjagd und war wenig später schon wieder direkt hinter Alonso. "Ich wusste nicht, ob es am Ende reicht. Mehr Steine hätte man uns nicht in den Weg legen können", so Vettel: "Wir haben es immer weiter versucht, wie das ganze Jahr. Wir sind unseren Weg gegangen und haben uns nicht beirren lassen."

Schlüsselszenen des Rennens:

Vor dem Start: Hamilton startet von der Pole Position vor Button. Webber steht in der zweiten Reihe direkt vor Vettel. Alonso rückt durch die Strafversetzung von Maldonado auf Platz sieben vor.

Die alles entscheidende Frage: Wann kommt der Regen? Red-Bull-Teamchef Christian Horner: "Niemand hat wirklich eine Ahnung. Es wird gesagt, dass die Regenwahrscheinlichkeit bei 50 Prozent liegt. Das Wetter kann sich jederzeit ändern und wir müssen auf Alles gefasst sein!" Kurz vor dem Start beginnt es zu nieseln.

Re-LIVE: Das ganze Brasilien-Rennen zum Nachlesen

Start: Beide Red Bull kommen schlecht weg und Vettel liegt als Siebter schon nach dem Senna-S hinter Alonso. In Kurve vier zieht er von außen nach innen und kollidiert mit Senna. Der WM-Führende dreht sich, beschädigt sich bei der Kollision den Auspuff und fällt ans Ende des Rennens zurück. Alonso ist Dritter und wäre damit Weltmeister!

8. Runde: Der Regen wird stärker und Vettel arbeitet sich meisterhaft durchs Feld. Er ist schon wieder Achter! Button übernimmt die Führung von Hamilton. Massa blockt derweil sämtliche Verfolger von Alonso ab.

10. Runde: Webber stellt auf Intermediates um. In den nächsten Runden kommen alle Piloten außer Button und Hülkenberg an die Box und holen sich die Regenreifen ab. Button funkt gegen Ende der Runde, dass der Regen weniger wird. Die beiden trockenbereiften setzen sich ab.

18. Runde: Hülkenberg greift auf die Zielgeraden Button an und geht am McLaren-Piloten vorbei! Führung für den Sao-Paulo-Spezialisten!

19. Runde: Alonso wechselt schon wieder auf weiche Trockenreifen. Vettel kommt eine Runde später in die Box, nimmt aber harte Pirelli-Pneus mit. Die halten länger.

23. Runde: Zu viele Teile auf der Strecke. Bernd Mayländer muss das Safety-Car auf die Strecke steuern. Das Feld rückt so wieder zusammen. Hülkenberg und Button wechseln die Reifen, bleiben aber vorn.

30. Runde: Restart. Vettel, Webber und Kobayashi fahren nebeneinander aufs Senna-S zu. Webber macht die Lenkung auf, um keinen Crash zu riskieren. Vettel lässt Kobayashi vorbei. Kein Risiko! Er liegt nur zwei Plätze hinter Alonso.

34. Runde: Massa zieht unter Einsatz von DRS an Vettel vorbei. Alonso Vierter, Vettel Siebter.

40. Runde: Hamilton funkt: "Der Regen kommt wieder!"

48. Runde: Der Regen wird stärker. Hülkenberg verliert im Infield fast das Heck seines Force Indias. Er kann das übersteuernde Auto gerade noch abfangen, muss Hamilton, der sich an Button vorbeigeschoben hat, aber passieren lassen.

53. Runde: Vettel kommt an die Box. Er wechselt auf die weicheren Trockenreifen. Rosberg hat sich zuvor neue Intermediates geholt! Räikkönen fährt neben die Strecke und nimmt den Notausgang. Das Problem: Das ist die alte Strecke. Da geht es nicht weiter. Er muss vor einem geschlossenen Eisentor wenden und wieder auf die eigentliche Strecke zurückfahren.

55. Runde: Hülkenberg will Hamilton vor dem Senna-S beim Überrunden von Glock überholen. Er verliert aber wieder das Heck. Crash! Hamilton scheidet beim letzten GP für McLaren mit gebrochener Vorderradaufhängung aus. Hülkenberg bekommt eine Durchfahrtsstrafe.

56. Runde: Red Bull hat sich verpokert! Vettel kommt wieder an die Box und holt sich Intermediates. Die Boxencrew patzt auch. Ein Reifen steckte sekundenlang noch in der Heizdecke, während Vettel schon stand. Vettel fällt aus den Top 10. Aktuell wäre Alonso Weltmeister!

63. Runde: Alonso ist Zweiter, Vettel Siebter. Ein Punkt trennt die WM-Rivalen. Vettel hätte aktuell wieder den Titel gewonnen. Und er geht im strömenden Regen an Schumacher vorbei. Jetzt wären es drei Punkte Abstand!

70. Runde: Di Resta rutscht in Kurve 14 in die Mauer. Er scheidet aus. Viel wichtiger aber: Das Safety-Car muss raus! Überholmanöver sind unmöglich!

Ziel: Er hat es geschafft! Sebastian Vettel ist mit seinem sechsten Platz zum dritten Mal in Folge Weltmeister! Das Rennen gewinnt Button unter Full-Course-Yellow. Alonso wird Zweiter vor Massa.


Mann des Rennens: Der Weltmeister, Sebastian Vettel. Obwohl er nach dem Hockenheim-Rennen in der WM-Wertung schon 44 Punkte Rückstand auf Alonso hatte, sichert sich der Heppenheimer am Ende doch noch seinen dritten Titel. Und das, obwohl die falsche Reifenwahl seines Teams ihn deutlich zurückwarf.

Flop des Rennens: Kimi Räikkönen. Von der Leistung her war der Finne sicherlich nicht der schlechteste Fahrer. Aber er hätte wissen müssen, dass der Notausgang nur zum Abstellen der Fahrzeuge taugt. Er verlor so über 30 Sekunden. Durch seinen Fehler hat der Weltmeister von 2007 sichere Punkte weggeschmissen.

Analyse: Der Brasilien-GP war eine bessere Lotterie. Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Wechsel auf Intermediates gekommen? Wann sind die Trockenreifen schneller?

Red Bull entschied sich dafür Vettel Trockenreifen zu verpassen und hätte damit fast die Weltmeisterschaft weggeschmissen. Lediglich die gute fahrerische Leistung des Heppenheimers rettete am Ende die nötigen Punkte für den Titelgewinn.

Ferrari agierte deutlich glücklicher und coverte die Strategie der Mannschaft aus Milton Keynes nicht. Dadurch und durch seinen eigenen Parforceritt im Regen wurde Alonso auf den zweiten Platz vorgespült.

Aber schon zu Beginn des Rennens verpassten beide Red Bulls den Start, Alonso konnte vorbeigehen. Somit war ein wichtiges taktisches Mittel im WM-Kampf früh verschenkt: Webber konnte Alonso nicht mehr blockieren. Dafür setzte Ferrari Massa geschickt ein, der den langsameren Alonso nach hinten geschickt abschirmte.

Am Ende bleibt festzuhalten, dass Ferrari im entscheidenden Rennen der Saison deutlich glücklicher agierte als Red Bull. Der Vorsprung in der Fahrerwertung war dennoch zu groß.

Der Endstand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM 2012

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