Mercedes hat vor der Saison das Weltmeister-Team Brawn GP aufgekauft und die deutschen Aushängeschilder Michael Schumacher und Nico Rosberg verpflichtet, um Großes zu schaffen. Ein Silberpfeil mit einem deutschen Fahrer am Steuer soll Formel-1-Weltmeiser werden.
Nach drei Rennen müssen aber alle Team-Verantwortlichen erkennen, dass die Mission bei weitem nicht so leicht wird, wie vielleicht einige Optimisten gedacht haben. Red Bull und Ferrari sind deutlich schneller, auch McLaren ist eine harte Nuss. Mercedes ist nur die vierte Kraft - keine guten Voraussetzungen, um gleich im ersten Jahr Weltmeister zu werden.
"Man konnte nicht erwarten, dass wir von heute auf morgen Rennen gewinnen würden", sagte Schumacher in Sepang. "Aber wir haben eine gute Basis, und es ist noch viel zu früh, um die Flinte ins Korn zu werfen."
"Super Entwicklungen" zum Europa-Auftakt
Schumachers und Mercedes' Hoffnung heißt Europa-Auftakt in Barcelona. Dort wird Teamchef Ross Brawn ein komplett überarbeitetes Auto präsentieren, das die Lücke zur Spitze schließen soll. Rosberg spricht laut "Bild am Sonntag" schon jetzt von "super Entwicklungen."
Aber traditionell haben alle großen Teams zum Europa-Auftakt viele Neuerungen im Gepäck. Die große Frage lautet: Wer schafft den größten Schritt?
Siege bis Juni, sonst hakt Brawn die Saison ab
Bei Mercedes hat man offenbar schon eine interne Marschroute für die Saison ausgegeben. "Brawn will bis spätestens im Juni Rennen gewinnen, sonst hakt er die Saison ab", zitiert "Bild am Sonntag" einen Team-Insider. "Dann gilt das Hauptaugenmerk dem nächsten Jahr. Dafür ist Brawn bekannt. Das hat er bei Honda so gemacht und ist deswegen mit seinem eigenen Team im Jahr darauf Weltmeister geworden."
Kann es sich Ross Brawn wirklich leisten, eine halbe Saison einfach herzuschenken? Mit Mercedes wohl kaum, denn der deutsche Konzern hat einen Ruf zu verlieren und ist nicht dafür bekannt, frühzeitig eine Saison aufzugeben. Im vergangenen Jahr führte man den Kampf mit McLaren trotz aussichtslosen Rückstands in der WM bis zum Ende.
Bloß keine Entwicklungen verschlafen!
Aber klar ist, dass das Team reagieren muss, wenn der Zug in der WM erst einmal abgefahren ist. Denn das Projekt Mercedes/Schumacher ist schließlich auf drei Jahre angelegt.Da kann man es sich angesichts bevorstehender einschneidender Regeländerungen zur Saison 2011 - unter anderem sind die Rückkehr von KERS und breitere Reifen im Gespräch - nicht leisten, irgendeine Entwicklung zu verschlafen.
Schumacher bringt den bevorstehenden Spagat auf den Punkt: "Wenn wir den Titel nicht in diesem Jahr holen können, dann eben im nächsten."
Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM