"Mir muss egal sein, wer meine Gegner sind"

Von Interview: Alexander Mey
Vizeweltmeister Sebastian Vettel gewann in der vergangenen Saison vier Rennen
© Getty

Ganz Deutschland redet vor dem Saisonauftakt der Formel 1 in Bahrain über Michael Schumacher und Mercedes. Eigentlich eine Beleidigung für Sebastian Vettel, immerhin Vize-Weltmeister 2009 - und einer der Top-Favoriten auf den WM-Titel. Der 22-Jährige im SPOX-Interview über den Schumacher-Faktor, Angst vor einer bösen Überraschung, Alkohol-Ausflüge und die knackige Liz.

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SPOX: Neue Saison, neues Auto, neuer Name. Es ist zur schönen Tradition geworden, dass Sie Ihren Autos Frauennamen geben. Wie heißt Ihre neue Flamme?

Sebastian Vettel: Ich habe mit meinen Mechanikern den Namen Luscious Liz (auf Deutsch: knackige/leckere Liz, d. Red) ausgesucht, ich hoffe wir sind zusammen schnell.

SPOX: Klingt verwegen. Passend zum neuen Red Bull RB6?

Vettel: Schnell, kess, prägnant - englisch.

VIDEO: Eine Bahrain-Runde mit Vettel im Rennsimulator

SPOX: Am Rande der letzten Tests gab es Aussagen von Vitantonio Liuzzi. Er hofft, mit Force India hinter McLaren, Ferrari und Mercedes auf Platz vier liegen zu können. Die drei sind auch seine Titelkandidaten. Hat er da nicht ein Team vergessen?

Vettel: Na ja ich hoffe, dass wir - Red Bull - mit Ferrari, McLaren und Mercedes mitmischen können. Wir sind auf einem sehr guten Weg. Für dieses Jahr erwartet man eine ganze Menge von uns, aber die Herangehensweise ist immer die gleiche.

SPOX: Sie sagen bei jeder Gelegenheit klar und deutlich, dass Sie Weltmeister werden wollen. Sie könnten auch tief stapeln und die Konkurrenz stark reden, um den Druck zu verringern.

Vettel: Das mache ich nicht, weil ich ehrlich bin. Ich weiß, wo ich hin will. Die Ziele sind klar definiert.

SPOX: Welche Überraschungen in Form von großen Updates hat Red Bull für Bahrain parat?

Vettel: Alle Top-Teams präsentieren in Bahrain vor allem auf dem Aerodynamik-Sektor noch Verbesserungen. Und jeder hofft, dass der große Coup dabei ist.

SPOX: Mercedes kündigte einen großen Sprung in Bahrain an. McLarens umstrittener Heckflügel wurde für legal erklärt. Angst vor einer Wiederholung der bösen Brawn-Überraschung 2009?

Vettel: Nein, Angst habe ich sowieso nicht. Ein komplett neues Auto kriegt keiner, weil das Risiko zu groß ist, dass etwas gravierend in die Hose geht. Es geht immer um Verbesserungen - mal kleiner mal größer.

Training in Bahrain: Bestzeit für Mercedes

SPOX: Könnte die Sparsamkeit des Renault-Motors in Zeiten des Nachtankverbots zur Geheimwaffe von Red Bull werden?

Vettel: Ein Vergleich ist noch nicht möglich. Deshalb sollte man vor Bahrain eher sparsam mit Worten umgehen.

SPOX: Sie haben die Konkurrenz während der Tests sehr genau beobachtet. Wer macht den stärksten Eindruck?

Vettel: Ferrari sieht gut aus keine Frage, aber auch sie müssen in Bahrain endgültig die Hosen runterlassen.

SPOX: Sind Sie jemand, der sich intensiv mit den Testergebnissen der anderen Teams beschäftigt, oder haben Sie den Tunnelblick auf Red Bull gerichtet?

Vettel: Erstes Ziel ist, sein eigenes Auto so gut wie möglich zu entwickeln. Am Ende des Tages schaut man, wie weit man damit gekommen ist, indem man versucht, die Zeiten und Programme mit denen der anderen Teams zu vergleichen. Einen Vergleich zu ziehen, ist in diesem Jahr ganz schwer, weil durch die verschiedenen Spritmengen große Unterschiede in Rundenzeiten entstehen können.

SPOX: Wenn Sie den Trubel vor dieser Saison, in der Michael Schumacher zurückkehrt, mit dem Trubel vor der vergangenen Saison vergleichen, sind Sie dann überrascht über den Hype, der um Schumi und Mercedes herrscht?

Vettel: Nein, ich denke es ist normal, wenn eine doppelte Legende zurückkehrt.

SPOX: Was bedeutet Schumachers Comeback für die Formel 1?

Vettel: Unser ganzer Sport wird noch mal mehr in den Mittelpunkt gestellt und das ist gut so. Wie er sich sportlich schlägt, muss man erst sehen.

SPOX: Sie wirken angesichts des Schumacher-Hypes sehr gelassen bis gleichgültig. Geht Sie das alles wirklich gar nichts an?

Vettel: Es muss mir egal sein, wer meine Gegner sind. Ich muss erstmal auf meine Leistung schauen. Ziel ist, dass ich maximal alles aus mir heraushole und nicht danach schaue, was andere machen.

SPOX: Stimmt es, dass Sie sich vor den Rennen immer ein bis zwei Tage abschotten, um sich zu konzentrieren?

Vettel: Es stimmt nicht, dass ich mich abschotte, ich habe auch kein Vorhängeschloss vor meiner Tür. Ich konzentriere mich lediglich zu 100 Prozent auf meinen Job.

SPOX: Ihr Teamchef Christian Horner konnte im SPOX-Interview vor der Saison nicht beantworten, ob Sie Ihr Red Bull auch mal gerne mit Wodka trinken. Wie sieht es mit solchen alkoholischen Ausflügen aus?

Vettel: Der einzige Alkohol, den ich mir gerne genehmige, ist der Champagner auf dem Podium.

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