"Stones sind die coolste Band aller Zeiten"

Von Interview: Harry Miltner/Alexander Mey
Nick Heidfeld war vom ersten Tag an Mitglied des BMW-Sauber-Teams
© Getty

Was wird nach dem BMW-Ausstieg aus Nick Heidfeld? SPOX fragte ihn und erfuhr einiges über seine Optionen und seine Schmerzgrenze. Außerdem spricht Heidfeld über die Probleme mit seinem Image, Sorgen um seine ehemaligen Mechaniker, nicht jugendfreie Aktionen und die coolste Band der Welt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Herr Heidfeld, McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh bezeichnet Sie als den am meisten unterschätzten Fahrer im Feld. Hat er Recht?

Nick Heidfeld: Ich denke, ich habe in der Formel 1 selbst ein gutes Standing, wahrscheinlich besser als nach außen hin in den Medien. Aber es gibt recht unterschiedliche Meinungen über mich.

SPOX: Sie sprechen selbst oft über Ihr Problem, öffentlich gut rüberzukommen. Versuchen Sie, Ihr Auftreten zu ändern oder sind Sie eben so, wie Sie sind?

Heidfeld: Ich bin wie ich bin. Ich möchte nicht etwas künstlich ändern, um nach außen hin besser rüberzukommen. An der Strecke bin ich fokussiert, und auch mein trockener Humor wird oft nicht verstanden, wenn man mich nicht kennt. An Rennwochenenden will ich nur schnell sein, viel anderes hat da keinen Platz.

SPOX: Wie groß ist Ihr Frust, wenn junge Fahrer wie Kovalainen, Kubica und Vettel Rennen gewinnen und Sie nicht?

Heidfeld: Da hab ich überhaupt keinen Frust, denn wenn sie einen guten Job machen, verdienen sie das. Ich denke, ich werde noch genug Chancen in der Formel 1 bekommen zu gewinnen.

SPOX: Wie sicher ist denn Ihr Verbleib in der Formel 1?

Heidfeld: Es wäre kein Problem, jetzt schon einen Vertrag für nächstes Jahr in der Tasche zu haben. Aber das Ziel ist, in einem guten Team unterzukommen, um in der Zukunft erfolgreich sein zu können. Daran arbeiten wir.

 

SPOX: Sie werden mit einer Menge Teams in Verbindung gebracht: Renault, McLaren, Qadbak...

Heidfeld: Im Moment würde ich kein Team ausschließen. Von den genannten, steht bei Qadbak das größte Fragezeichen, weil man nicht weiß, ob sie einen Startplatz bekommen. Die Entscheidung fällt viel später als in den anderen Jahren, aber es gibt diesmal noch viel mehr Plätze, was eine einmalige Situation ist und sich Chancen auftun sollten.

SPOX: Ist auch eines der neuen Teams eine Option oder gibt es eine Schmerzgrenze?

Heidfeld: Natürlich bevorzuge ich die etablierten und starken Teams, und verhandle in erster Linie mit denen. Bei den neuen Teams braucht man Infos wie gut die aufgestellt sind, ob sie überhaupt kommen und wie die Finanzierung ist.

SPOX: Sie haben in Ihrer Karriere im Wechselpoker schon viel mitgemacht. Wie komfortabel ist Ihre Situation im Vergleich zu den Jahren zuvor?

Heidfeld: Ich bin in einer guten Position für nächstes Jahr, es war schon viel schwieriger, wie damals bei Jordan oder BMW-Williams, als ich bis zur Präsentation nicht wusste, ob ich fahre oder nicht.

SPOX: Haben Sie Angst, wieder auf das falsche Pferd zu setzen? Immerhin war Honda/Brawn 2008 ja eine Option...

Heidfeld: Nein, ich hab keine Angst davor. Es wäre natürlich schön, den richtigen Sitz zu landen und vorher zu wissen, wer 2010 stark sein wird. Das ist einfach unheimlich schwer einzuschätzen und zum Teil auch Glückssache.

SPOX: Macht Ihnen auf der anderen Seite eine Story wie die von Jenson Button Mut? Sein WM-Traum schien ja schon begraben.

Heidfeld: Er selbst hatte seinen WM-Traum genauso wenig begraben wie ich meinen. Von außen sieht das oft anders aus. Auch wenn er dieses Jahr nicht so überlegen gewonnen hat wie schon manche vor ihm, hat er ihn ganz klar verdient.

SPOX: Wie groß war eigentlich in Abu Dhabi die Wehmut angesichts des letzten BMW-Wochenendes? Gab es eine Abschiedsparty, flossen Tränen?

Heidfeld: Es wird noch eine größere, halbwegs privat organisierte Abschiedsparty geben, wo Leute kommen, die in der ganzen Formel-1-Zeit dabei waren. Da wird es leichter sein, das Ganze an sich heranzulassen, denn beim letzten Rennwochenende ist man fokussiert und beschäftigt mit der Zukunft von Sauber und speziell mit seiner eigenen. Später kommen wahrscheinlich schon die Emotionen hoch.

SPOX: Machen Sie sich Sorgen wegen Ihrer Ingenieure, Mechaniker und PR-Leute? Im Gegensatz zu Ihnen sind die in einer finanzeill viel schwierigeren Situation, sollten sie keinen neuen Job finden.

Heidfeld: Definitiv, denn auch wenn man am Rennwochenende fokussiert ist, spricht man mit gewissen Leuten. Die sind in keiner einfachen Situation, denn bei Qadbak weiß man nicht, wie es weitergeht. Es ist auch für das Team schwer, weil starke Leute nicht bis zum "St. Nimmerleinstag" auf Zusagen warten können. Ob man dann aber zu neuen Teams will, ist auch die Frage.

SPOX: Haben Sie Ihren Wechsel zu BMW irgendwann einmal bereut?

Heidfeld: Ich habe es nie bereut. Natürlich gab es Höhen und Tiefen. Die Höhen haben zum Glück überwogen. Für mich war besonders der Anfang toll, als wir unsere Ziele immer erreichen oder sogar übertreffen konnten, uns schnell entwickelt haben. Die Tiefen gab es vor allem in diesem Jahr, das Ziel, um die WM zu fahren, nicht geschafft zu haben. Sicher kann man den ersten Sieg, den Doppelsieg in Kanada, herauspicken.

SPOX: Zum Abschluss geben wir Ihnen noch die Chance, ein kleines bisschen an Ihrem Image zu arbeiten: Was ist das Verrückteste, das Sie außerhalb eines Rennwagens jemals gemacht haben?

Heidfeld: Alles Sachen, die nicht jugendfrei sind. Daher, kein Kommentar.

SPOX: Wie heißt der coolste Film, den Sie je gesehen haben? Und welche Band ist die coolste?

Heidfeld: Der beste Film für mich ist "Das Leben ist schön", auch wenn er nicht der coolste ist. "Das Fünfte Element" und "Charlie's Angels 1" sind von der Bildgewalt unglaublich, auch wenn sie inhaltlich nicht herausragend sind. Auf alle Zeiten sind die Rolling Stones die coolste Band.

Nico Rosberg im Interview: "Ich bin überhaupt nicht arrogant"