"Schnell wie ein Straßenpfosten"

SID
Ross Brawn (M.) wurde von der Formel-1-Konkurrenz arg in die Mangel genommen
© Getty

UPDATE Nach dem umstrittenen Diffusor-Urteil wurde Ross Brawn von der Formel-1-Konkurrenz scharf kritisiert. Der Brite soll sich nicht an Absprachen unter den Teams gehalten haben. Vor allem Renault-Teamchef Flavio Briatore wetterte heftig gegen Brawn. Das lassen dessen Fahrer Jenson Button und Rubens Barrichello nicht auf sich sitzen.

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"Es gibt einige, die nach dem Urteil den Kopf zwischen die Schultern stecken und sich an die Arbeit machen. Andere können nicht verlieren. Dazu gehört Briatore", sagte Barrichello. "Wenn man meinen Diffusor an sein Auto schrauben würde, würde das seine Probleme nicht lösen. Der Diffusor ist Teil unseres Autos, aber nicht das alleinige Erfolgsgeheimnis."

Teamkollege Jenson Button sagte, man habe bei Brawn GP nur über Briatores Aussagen gelacht und fügte hinzu: "Er ist nach der Diffusor-Geschichte offensichtlich ein sehr verärgerter Mann, der sehr enttäuscht ist, dass er im Gegensatz zu uns kein gutes Auto gebaut hat."

Briatore hatte vor dem Großen Preis von China durchblicken lassen, dass sich Brawn nicht an Absprachen unter den Formel-1-Teams gehalten habe, den Diffusor nicht einzusetzen. Als Rache will er ihm jetzt den Geldhahn zudrehen.

"Schnell wie ein Straßenpfosten"

Das wichtige Aerodynamik-Bauteil, das pro Runde einen Vorteil von einer halben Sekunde bringen soll, war vom Berufungsgericht des Automobil-Weltverbandes FIA als legal eingestuft worden.

"Die WM ist entschieden. Brawn fährt mit einem Auto, das uns verboten wurde", sagte Briatore in Shanghai: "Es ist schon seltsam, dass Weltmeister wie McLaren-Mercedes, Ferrari, Renault oder auch BMW hinterherfahren." Dann beleidigte er noch das Brawn-Fahrerduo Button/Barrichello: "Jetzt wird die WM zwischen einem Beinahe-Rentner (Barrichello) und einem netten Kerl, der aber so schnell ist wie ein Straßenpfosten (Button), entschieden."

Briatore will Brawn GP den Geldhahn zudrehen

Briatore werde sich dafür einsetzen, dass das durch Jenson Button in den ersten beiden Rennen siegreiche Team von Superhirn Ross Brawn von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone als neuer Rennstall und nicht als Nachfolger von Honda eingestuft werde.

Dadurch könnten dem WM-Spitzenreiter geschätzte 30 Millionen Dollar aus dem Formel-1-Vermarktungstopf verloren gehen. Zuletzt hatte die Teamvereinigung FOTA noch das Vorhaben von Brawn unterstützt, die komplette Geldsumme zu bekommen.

Theissen: "Diffusor war schon vor der Saison bekannt"

BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen kündigte an, dass im kommenden Meeting der FOTA noch einmal über die Themen Brawn und Geld gesprochen werde.

"Das Thema Diffusor war schon vor der Saison allen Teams bekannt, das hat keineswegs einer verschlafen. Die meisten Teams hatten halt ein anderes Verständnis der Regeln", sagte Theissen.

Jetzt müssten alle Teams bis auf die bereits mit einem Diffusor ausgestatteten Brawn, Toyota und Williams mit Millionenaufwand nachrüsten. Theissen: "Das ist mit dem von der FIA angestrebten Ziel, Geld zu sparen, sicher nicht zu vereinbaren."

McLaren schon mit neuem Diffusor

McLaren-Mercedes setzte am Freitag in Shanghai bereits eine erste Notlösung eines Doppel-Diffusors ein. Bei Renault soll laut "auto, motor und sport" Fernando Alonso eine erste Notlösung bekommen. Andere Top-Teams wie BMW-Sauber und neuerdings auch Ferrari hoffen, beim Europa-Auftakt am 10. Mai in Barcelona mit dem neuen Bauteil aufwarten zu können.

Ob sie allerdings den Rückstand zu Brawn aufholen können, ist laut BMW-Pilot Nick Heidfeld ungewiss: "Das war die Entscheidung des Jahres, die die WM mitentscheidet. Für einige ist der WM-Zug abgefahren."

Dazu gehöre laut Williams-Pilot Nico Rosberg auch McLaren-Mercedes mit Weltmeister Lewis Hamilton.

Der aktuelle WM-Stand