FIA entscheidet über Diffusoren-Streit

SID
Jenson Button fährt der Konkurrenz im Brawn-Auto davon
© Getty

Das Berufungsgericht der FIA entscheidet nächste Woche über die Zulässigkeit der Doppel-Diffusoren. Diese verschaffen den Teams Brawn-GP, Toyota und Williams enorme Vorteile, so Kritiker.

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Das neue Brawn-Team hofft auf den "Hattrick", Timo Glock und Nico Rosberg warten auf "grünes Licht": Beim Großen Preis von Paris fällt am kommenden Dienstag das Berufungsgericht des Automobil-Weltverbandes FIA eine wegweisende Entscheidung für die Formel-1-Saison 2009.

Die Frage lautet: Bestätigen die Richter die Legalität der umstrittenen Doppel-Diffusoren von Brawn, Toyota und Williams oder folgen sie dem Einspruch der Konkurrenten Ferrari, Renault, Red Bull und BMW-Sauber, die den Geist des Reglements verletzt sehen.

"Auch in Malaysia war die Dominanz der Teams mit dem zweistufigen Diffusor unübersehbar", sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen, dessen Team sich in Kuala Lumpur den drei anderen Protestlern angeschlossen hatte: "Hier muss die FIA dringend Klarheit schaffen, damit es keine unterschiedlichen Interpretationen der Regeln mehr geben kann, denn so etwas ist nicht gut für den Sport. Sport ist nur dann interessant, wenn alle nach einheitlichen Regeln antreten."

Haug: "Zwei-Klassen-Gesellschaft"

Während Mercedes-Sportchef Norbert Haug in Bezug auf die Diffusoren von einer "Zwei-Klassen-Gesellschaft" spricht, vergleicht Theissen die Angelegenheit mit einem "100-m-Lauf, bei dem einige Läufer zehn Meter weiter vorne starten". "Das Ergebnis wäre nicht aussagekräftig", sagte er.

Bereits vor der Entscheidung der FIA-Richter haben die anderen Teams allerdings schon mit der Entwicklung eigener Doppel-Diffusoren begonnen. "Denn das geht nicht auf einen Schlag", meinte Theissen. Das sieht Haug ähnlich. "Natürlich muss man sich darauf vorbereiten, wenn diese Regelauslegung legal wird. Ich bin sicher, dass alle Teams das schon untersuchen", sagte der Schwabe.

Für Ex-Weltmeister Fernando Alonso kann die FIA-Entscheidung sogar die ganze WM entscheiden. "Man muss den Wagen komplett umkrempeln, das kann einige Monate dauern. Deshalb könnte sich die WM mehr oder weniger schon am 14. April entscheiden", meinte der Renault-Pilot aus Spanien. Auch für Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen hat die FIA-Entscheidung einen "enormen Einfluss" auf die WM.

Die Teams ohne Doppel-Diffusor beklagen, dass eine Nachentwicklung viel Geld kosten würde. Sollte die FIA die Kommissare von Melbourne überstimmen und die Diffusoren nachträglich doch verbieten, wären "nur" drei Teams betroffen - allerdings mit nur fünf Tagen Vorlauf bis zum dritten WM-Lauf in China (19. April), von wo es für den Formel-1-Tross direkt nach Bahrain (26. April) weitergeht.

Brawn, Toyota und Williams zuversichtlich

Bei Brawn, Toyota und Williams ist man aber zuversichtlich, dass die eigene Regelinterpretation von der FIA gestützt wird. "Wir haben die Regeln genau studiert. Uns war bewusst, dass bei so signifikanten Regeländerungen das Risiko besteht, dass andere das Reglement nicht so lesen wie wir und dann unglücklich sein könnten", sagte Teamdirektor John Howett von Glocks Toyota-Rennstall.

"Superhirn" Ross Brawn erklärte zuletzt sogar, dass er selbst schon vor längerer Zeit die anderen Teams auf möglichen Interpretationsspielraum im Bereich des Diffusors hingewiesen und eine Konkretisierung der Regel vorgeschlagen habe. "Das wurde abgelehnt", meinte der Brite.

In der WM-Wertung liegen nach den ersten beiden Rennen die Brawn-Piloten Jenson Button (Großbritannien) und Rubens Barrichello (Brasilien) sowie das Toyota-Duo Jarno Trulli (Italien) und Glock (Wersau) als Fahrer mit Doppel-Diffusor auf den ersten vier Plätzen. Rosberg (Wiesbaden) folgt auf Rang sieben.

Sollte die FIA die Diffusoren verbieten, würde das aber nicht automatisch bedeuten, dass diese Fahrer rückwirkend disqualifiziert werden. Nach Informationen des Fachmagazins auto motor und sport könnten die Ergebnisse der ersten beiden Rennen unangefochten bleiben wie 2006 beim Fall des Renault-Schwingungsdämpfers.

Das Bauteil wurde damals von den Rennkommissaren als legal bestätigt, doch das Berufungsgericht revidierte das Urteil. Renault wurden allerdings keine Punkte aberkannt, die Schwingungstilger mussten lediglich für die weiteren Rennen ausgebaut werden.

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