"Ferrari war erbärmlich schlecht"

Von Alexander Mey
Felipe Massa, Lewis Hamilton, Dreher, Silverstone, Debakel
© xpb

München - Mark Webber spielte beim Großbritannien-GP nun wirklich überhaupt keine Rolle. Er startete zwar von Platz zwei, war aber dann 60 Runden lang fast nicht mehr zu sehen. Am Ende wurde er Zehnter.

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Doch warum dann einen Nachbericht zum Rennen mit Webber beginnen? Ganz einfach, wegen der Chronologie. Webber war der erste Fahrer, der sich auf der nassen Piste von Silverstone gedreht hat.

Kurvenausgang, ein bisschen zu viel Gas, keine Spur von Traktionskontrolle - und schwupps, weg war er.

So oder so ähnlich passierte es 30 Mal, ungefähr zumindest, denn irgendwann sind sämtliche Beobachter beim Zählen der Dreher durcheinander gekommen.

Die Dreher-Parade sowie alle Renn-Highlights im Video

"Das wird nie zu toppen sein"

Nicht gedreht hat sich der Sieger, ach was, der große Triumphator des Rennens: Lewis Hamilton. Erster Platz beim Heimspiel, zurück im WM-Rennen, es allen Kritikern der letzten Wochen gezeigt - Hamilton wusste gar nicht, wohin mit seinem Glück.

"Das ist bei weitem der beste Sieg, den ich jemals erzielt habe, aber auch der härteste", sagte Hamilton. "In der letzten Runde konnte ich sehen, wie die Fans aufstanden, und ich betete, betete, betete, dass ich einfach ins Ziel komme. Ich wusste, wenn ich den Sieg nach Hause fahre, wird das nie wieder zu toppen sein."

Hier gibt es die besten Bilder vom Rennen

Hamilton punktgleich WM-Leader

Seit dem Kanada-GP hatte Hamilton in der Presse nur noch Prügel bezogen. Sowohl sportlich wegen seines Auffahrunfalls mit Kimi Räikkönen in der Boxengasse und wegen seiner erneuten Strafe in Magny-Cours, als auch privat wegen angeblich zu vieler Ablenkungen vom Rennsport.

Jetzt der Befreiungsschlag. "Das war eine Demonstration", schwärmte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug im Premiere-Interview. "Sich nach all der Kritik und dem Druck nicht aus der Spur bringen zu lassen, das ist das Thema. Besser geht es nicht."

Hamilton hat nun 48 Punkte auf dem Konto, genauso wie Felipe Massa und Kimi Räikkönen. Das Ferrari-Duo, nach Zahlen spitze, auf der Strecke jedoch ein Bild des Jammers.

So steht es in der Weltmeisterschaft 

Ferrari kann nur schwarz oder weiß

"Beide Ferraris waren erbärmlich schlecht", brachte es Premiere-Experte Keke Rosberg auf den Punkt. Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen.

Oder vielleicht doch. Denn es fällt auf, dass es bei Ferrari in dieser Saison nur schwarz oder weiß gibt. Entweder die Roten dominieren das Geschehen fast nach Belieben oder sie brechen total ein. Fünf eindrucksvollen Siegen stehen zur Saisonhalbzeit mit Australien, Monaco, Kanada und Großbritannien schon vier mehr oder weniger desolate Wochenenden gegenüber.

Sieben Dreher und verkorkste Strategie

In Silverstone schlug sich die Scuderia selbst. Sieben Dreher fabrizierten Massa und Räikkönen insgesamt, wobei der Brasilianer das teaminterne Duell mit 5:2 souverän für sich entschied.

Dazu kam noch eine komplett verkorkste Boxenstrategie. Während McLaren-Mercedes und BMW-Sauber beim ersten Stopp neue Intermediates aufzogen und damit auf den stärker werdenden Regen reagierten, waren die italienischen Wetterfrösche offenbar komplett orientierungslos.

Trotz schwarzer Wolken über der Strecke flüsterten sie dem Team, dass es keinen Regen mehr geben wird und dass sie bloß keine Reifen wechseln sollten. Das taten sie auch nicht - und besiegelten damit das Schicksal ihrer Fahrer.

Scuderia gibt Fehler zu

"Das war ein Sonntag zum Vergessen", resümierte Teamchef Stefano Domenicali, nachdem er mit ansehen musste, wie Massa als WM-Führender mit zwei Runden Rückstand Letzter wurde. Räikkönen rettete durch besonnene Fahrweise und großen Kampfgeist immerhin noch Platz vier ins Ziel.

"Wir hätten dieses Rennen mit Kimi gewinnen können, aber wir haben beim ersten Boxenstopp einen entscheidenden Fehler gemacht", gab Domenicali zu.

"Es hätte schlimmer kommen können"

Der Iceman konnte mit fünf WM-Punkten leben. "Ich bin enttäuscht, aber ich bin mir gleichzeitig bewusst, dass es viel schlimmer hätte kommen können", sagte Räikkönen.

Was er damit meinte: "Die Dinge laufen für mich im Moment nicht allzu gut, bedenkt man, was in den vergangenen paar Rennen passiert ist. Aber ich führe die Meisterschaft an, auch wenn ich den gleichen Punktestand habe wie Felipe und Lewis. Wir wissen, dass wir über ein großartiges Potenzial verfügen, aber wir müssen alles richtig hinbekommen, um das Maximum daraus zu machen."

Einfach mal ohne große Fehler ins Ziel kommen wäre ein guter Anfang. Ferrari ist vom reinen Speed her so stark, dass man bei normalem Rennverlauf immer ganz weit vorne landet.

Und zwar im Rennklassement und nicht in der inoffiziellen Rangliste der schönsten Dreher.

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