Kein Deja-Vu! Bayern schockt Khimki

Tyrese Rice (l.) im Zweikampf mit Bayerns Renfroe
© getty

Am 2. Spieltag der Turkish Airlines Euroleague hat der FC Bayern München gegen Eurocup-Titelverteidiger Khimki Moskau mit 69:60 gewonnen. Lange erinnerte der Spielverlauf an die Niederlage gegen Fenerbahce in der Vorwoche - doch diesmal behielt der deutsche Vizemeister die Nerven.

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Es war kaum zu glauben: Die Mannschaft, die am 1. Spieltag Titelverteidiger Real Madrid in überragender Manier vermöbelt hatte, war in München nicht wiederzuerkennen. Bayern hingegen startete hochkonzentriert in die Partie und erspielte sich, angeführt vom Flügel-Duo Nihad Djedovic und K.C. Rivers, eine 14-Punkte-Führung zur Halbzeit.

Im dritten Viertel setzte sich dies lange fort, doch ein Dreier durch James Augustine zum Ende des Durchgangs weckte böse Erinnerungen an den Einbruch im Spiel gegen Fenerbahce. Doch diesmal brachten sich die Bayern nicht um den Lohn einer insgesamt herausragenden Leistung und fuhren den ersten Sieg der Gruppenphase ein.

Djedovic war am Ende mit 16 Punkten Topscorer, Rivers lieferte 15 und Deon Thompson 12 Punkte ab. Point Guard Alex Renfroe kam zudem auf 10 Punkte, 11 Rebounds und 5 Assists. Bei Khimki war Alexey Shved mit 16 Punkten der beste Scorer, Augustine kam auf 15 (und 12 Rebounds). Derv Ex-Münchner Tyrese Rice legte 11 Punkte und 6 Assists auf.

Die Reaktionen:

Svetislav Pesic (Coach Bayern): "Wir haben das Spiel heute über unsere Verteidigung kontrolliert. Die Zuschauer haben uns heute sehr geholfen und bewirkt, dass wir in der Defense den vollen Einsatz gebracht haben. Solche Spiele geben zwar Selbstbewusstsein, aber es war erst das zweite Spiel der Saison, und wir haben noch viele vor uns."

Alex Renfroe (Bayern): "Wir haben heute als Team zusammengehalten. Im Vergleich zum Spiel in Istanbul haben wir am Ende beim Rebound besser auf den Ball aufgepasst, das war entscheidend heute. Das war ein guter Sieg, aber jetzt geht es weiter, wir müssen auf dem Boden bleiben."

Rimas Kurtinaitis (Coach Khimki): "Bayern hat heute einen großartigen Job gemacht. Wir hatten heute keine Chance, Bayern hat von Beginn an die Kontrolle übernommen. Wir hatten gegen Madrid und ZSKA Moskau zwei schwere Spiele und nur wenig Zeit uns vorzubereiten. Das darf allerdings keine Ausrede sein."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Gute Nachricht für Bayern: Bryce Taylor ist endlich zurück und steht erstmals in dieser Saison zur Verfügung. Der Kapitän startet auch direkt neben Renfroe, Djedovic, Savanovic und Thompson. Eurocup-Titelverteidiger Khimki beginnt mit Rice, Shved, Vyaltsev, Augustine und Monia.

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4.: Djedovic ist schonmal gut drin - erst der Midrange-Jumper, dann trifft der Swingman auch einen schwierigen Leger. Hinten kann man froh sein, dass Khimki die offenen Dreier nicht trifft. Augustine macht es unter dem Korb besser, 4:4.

6.: Wieder Djedovic! Dreier aus der Ecke, dann der Steal und ein Leger im Fastbreak - mit Foul! Der Mann hat 10 Punkte auf dem Konto - und Bayern führt mit 12:6!

10.: Khimki stabilisiert sich nach kurzer Schwächephase wieder etwas, ein Koponen-And-1 verkürzt auf 3 Punkte Rückstand. Aber dann: Ein Gavel-Dreier! 22:16 für Bayern.

15.: Rice trifft nun doch mal einen Dreier - trotzdem hat diese Mannschaft wenig mit der vom 1. Spieltag gemein. Thompson erhöht per Floater auf 35:21.

20.: Unglaublich, was sich hier abspielt! Tip-Dunk Renfroe! Thompson ist danach unterm Korb locker durch, Shved legt nochmal ein And-1 und einen Dreier hin. Halbzeitstand? 45:31 Bayern!

25.: Khimki wird offensiv etwas stärker, aber Bayern wehrt sich. Renfroe zieht traumhaft durch und legt ihn rein, doch dann setzt es direkt die Antwort durch Rice. 53:41 für Bayern.

27.: Der war wichtig! Khimki verkürzt auf 9, Pesic nimmt wütend eine Auszeit. Dann nimmt Rivers einen Dreier, der nach Tänzchen auf dem Ring dann doch noch reinfällt. 58:46!

30.: Deja-Vu! Am 1. Spieltag traf Bobby Dixon mit Ablauf der Uhr einen Wahnsinnsdreier, jetzt trifft Augustine mit der Sirene - das gibt's doch nicht! Nur noch 59:51 für den FCB!

35.: Es bleibt unglaublich spannend. Khimki wirft den Ball noch einmal weg, Turnover Nummer 18! Thompson hat im Pick'n'Roll den kleinen Rice gegen sich und trifft - wieder 10 Punkte Vorsprung!

40.: Rice trifft nochmal für 3, aber das reicht nicht mehr! Rivers besiegelt den Erfolg an der Freiwurflinie. Was für eine Leistung der Bayern! 69:60.

Bayern vs. Khimki: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Alex Renfroe. Zwischenzeitlich überdrehte der Point Guard offensiv mal, seine 5 Ballverluste waren diesmal aber zu verschmerzen. Denn ansonsten zeigte er das komplette Paket: Herausragende Defense, unglaublich starke Rebound-Arbeit (auch offensiv) und immer wieder Nadelstiche durch seine Penetration. Gemeinsam mit Djedovic, Thompson und Rivers der Sieggarant für den FCB.

Der Flop des Spiels: Tyrese Rice. Hatte sich bei seiner Rückkehr nach München sichtlich viel vorgenommen, zeigte aber insgesamt eine sehr unglückliche Partie. Nur 4 seiner 16 Würfe fielen rein, darunter auch etliche Layups oder Floater, die er normalerweise fast blind versenkt. Zudem nicht immer souverän beim Spielaufbau.

Das fiel auf:

  • Nach dem Spiel gegen Fener wurde die Rebound-Arbeit als große Schwachstelle der Bayern ausgemacht. Pesic änderte wohl auch deshalb seine Starting Five und schickte mit Thompson und Taylor mehr Athletik auf den Court - zu Beginn ging das sehr gut auf. In der ersten Halbzeit sammelte Bayern ganze 8 Rebounds mehr ein als die Russen.
  • Defensiv sank vor allem Renfroe gegen Rice weit ab, um dem Wirbelwind den Zug zum Korb zu nehmen. Stattdessen gab es offene Würfe von draußen, die aber Rice - und auch seine Teammates - zu Beginn der Partie allesamt danebenwarfen. Auch um den Korb herum setzten die Russen allerdings erschreckend viele "machbare" Würfe einfach daneben.
  • Zudem gingen sie phasenweise unglaublich schlampig mit dem Ball um - 11 Turnover produzierte Khimki allein in der ersten Halbzeit, wenngleich die Bayern in dieser Hinsicht nicht viel besser waren (7). Der FCB nutzte die sich daraus ergebenden Fastbreak-Chancen allerdings deutlich besser und nahm jede Gelegenheit zum Laufen wahr. Vor allem Djedovic war Khimkis Transition-Defense regelmäßig weit voraus.
  • Nicht nur in Transition war Khimkis Defense schwach. Selbst wenn die Zone stand, konnten sie die Cuts von Djedovic, Rivers oder Renfroe nie einschränken, häufig wirkten sie auch einfach völlig demotiviert - der Auftritt hatte wenig gemein mit dem überragenden Auftaktsieg über Real Madrid. Abgesehen von Shved wirkte Khimki über weite Strecken, als nehme man die Bayern nicht wirklich ernst. Der Top-Favorit wachte deutlich zu spät auf.
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