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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
17.10.2012 um 17:22 Uhr
Geschrieben von Stadtneurotiker
Gesichter: Klaus Augenthaler (2)
Von Fürstenzell nach Rom - die Karriere eines Niederbayern (Teil 1)



Der erfolgreichste Nationalmannschafts-Libero

Nachdem Franz Beckenbauer sich auf sein Altenteil in New York zurückgezogen hatte, brauchte die Nationalmannschaft nicht nur einen neuen Kapitän, sondern auch einen neuen Libero. Jupp Derwall und später besagter Franz Beckenbauer experimentierten auf dieser Position. Manfred Kaltz, Uli Stielike, Bernd Förster, Hans-Günther Bruns, Wilfried Hannes, Gerd Strack, Gerd Zewe, Matthias Herget, Ditmar Jakobs und viele andere andere. Niemand konnte so richtig überzeugen. Herget war vielleicht der eleganteste Libero nach Beckenbauer, hatte aber das Pech, als Spieler von Bayer 05 Uerdingen keine Hausmacht zu haben, so daß er nur bei der EM 1988 Stammspieler war.
Klaus Augenthaler spielte zwar nur 27 Mal in der Nationalmannschaft, war aber sowohl bei den Weltmeisterschaften 1986 (Mit seinem Vereinskameraden Norbert Eder als Vorstopper!) und 1990 unter Beckenbauer gesetzt. Zwischendurch trat er zurück.
Augenthaler sieht sich nach Beckenbauer als zweitbesten Libero der Bundesliga: "Eigentlich sollte man sich nie selbst nennen. Aber ich glaube, dass ich die Liga eine Weile auf dieser Position mitbestimmt habe. Schließlich wurde ich sieben Mal Deutscher Meister."


Der lange Abschied vom FC Bayern

Klaus Augenthaler blieb dem Verein nach dem Ende seiner Profikarriere treu. Er spielte noch fünf Jahre für die Amateure und schlug parallel die Trainerlaufbahn ein. Übernahm er zunächst für ein Jahr die A-Jugend, diente er bis 1997 Erich Ribbeck, Franz Beckenbauer, Giovanni Trapattoni, Otto Rehhagel sowie noch einmal Beckenbauer und Trapattoni als Co-Trainer. Am letzten Spieltag der Saison 1995/96 vertrat er den maladen Beckenbauer. Daran erinnerte sich heute niemand mehr, hätte er nicht in dem bedeutungslosen Spiel gegen Fortuna Düsseldorf zur Halbzeit (!) viermal gewechselt. Das Spiel endete 2:2, und der Gegner verzichtete auf einen Protest. Darauf angesprochen meinte Augenthaler nur: "Da brauchst a Sekretärin!"
Nicht ganz freiwillig verabschiedete sich Augenthaler 1997 nach 22 Jahren vom FC Bayern, um außerhalb Münchens Cheftrainer zu werden.


Trainer mit Bonmots

Im Herbst 1997 ging er ohne Sekreteärin nach Österreich ins Exil, um dort den Grazer AK zu übernehmen. Eine Station, die nur deswegen nicht in Vergessenheit geriet, weil er zurücktrat, um kurzzeitig von einem gewissen Albertas Klimawiszys abgelöst zu werden.



Später ging er zum 1. FC Nürnberg, mit dem ihm nach anfänglicher Skepsis bei den Fans der Wiederaufstieg in die Bundesliga gelang. Beim Spielsystem zeigte er sich anpassungsfähig: "Wenn der Kopf nicht da ist, sondern nur eine Hülle, dann ist es egal, ob du mit einer Viererkette spielst oder eine Schneekette." Beim Club wurde er zwei Spieltage vor Saisonende 2003 entlassen - gegen den Protest der anfangs reservierten Anhänger. Als er tags darauf an der Geschäftsstelle gesichtet wurde, antwortete er fragenden Journalisten: "Ich hole mir jetzt meine Tapferkeitsmedaille für drei Jahre Nürnberg ab." Trotzdem durfte er in dieser Spielzeit den Klassenerhalt feiern – nun aber mit Bayer Leverkusen, als er den überforderten Thomas Hörster ablöste. Mit der Werkself gelang es ihm auch, wieder einmal Real Madrid in der Champions League zu besiegen. Doch auch dort war nach zweieinhalb Jahren Schluss für ihn. Er ging nach Wolfsburg, wo er auch nicht recht glücklich wurde. Seine Wutrede, die, wie es sich für einen wortkargen Niederbayern gehört, sehr gemäßigt und entsprechend kurz war, beschleunigte seinen Abgang in der Autostadt.
Augenthaler reihte sich somit in die Trainergeneration der 1990er-Weltmeister ein, die auf der Bank durch selbige nicht erfolgreich war. Nur Jürgen Kohler und Andreas Brehme, Jürgen Klinsmann und Rudi Völler (übergangsweise) durften noch Bundesligaluft schnuppern. Augenthaler bestritt als Trainer mehr Spiele als seine vier Kollegen zusammen.


Rückkehr nach Bayern

(Bild: getty)

Im Gegensatz zu anderen Kollegen fiel Augenthaler sehr schnell vom Trainer-Karussell und fand nach seinem Engagement in Wolfsburg keine Anstellung in der Bundesliga mehr. Ihn verschlug es auch nicht Ägypten oder andere exotische Regionen. Vielleicht sind solche Abenteuer für den bodenständigen Niederbayern nichts. Der passionierten Angler kehrte heim nach Vaterstetten, seit langem sein privater Lebensmittelpunkt.
Nach drei Jahren Zwangspause übernahm er im März 2010 für knapp anderthalb Jahre die SpVgg Unterhaching, die von seinem Heimatort über die A99 nur einen Katzensprung entfernt ist, in der 3. Liga. Dabei gelang ihm zweimal der Klassenerhalt, mehr war für den Verein mit seinen bescheidenen Mitteln nicht drin, der ihn auch nicht mehr bezahlen konnte.

Da große Worte bekanntlich nicht Augenthalers Ding sind, äußert er sich im Gegensatz zu anderen Ehemaligen auch nicht über seinen Verein. Ungefragte Ratschläge, wie sie in titellosen Zeiten viele geben,hört man von ihm nicht.

Klaus Augenthaler trat in vielerlei Hinsicht in Beckenbauers Fußstapfen. Er spielte auf dessen Position, trug die 5, wurde Kapitän und Weltmeister. Nur der Welt des Glamours ging er gekonnt aus dem Weg.
Vielleicht ist es auch seine Bodenständigkeit, die den "Auge" so beliebt machte.


Klaus Augenthalers Karriere in BIldern (Spox-Diashow)
Spox-Interview mit Klaus Augenthaler
Aufrufe: 8636 | Kommentare: 11 | Bewertungen: 10 | Erstellt:17.10.2012
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