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Schwarz.Rot.Gold. Der DFB bei MySpox.


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29.06.2012 um 20:58 Uhr
Geschrieben von seasoo
Wie man sich selbst besiegt (2)
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Früher Niederlage, heute Trauma
Besonders in dieser Saison mussten viele unserer Nationalspieler mit Niederlagen umgehen. Der eine ist abgestiegen, die anderen haben ein Elfmeterschießen im Halbfinale der Champions League verloren und dann gibt es natürlich noch die Bayernspieler. Dass man die Meisterschaft nicht gewinnt, ist eigentlich nicht schlimm, besonders dann nicht, wenn der Meister aus Dortmund einen Punkterekord aufstellt. Das sehen manche Spieler vielleicht anders, die Medien sowieso. Wenn Bayern nicht Meister wird, dann hat man es nur durch eigene Fehler aus der Hand gegeben. Ein Pokalfinale mit 5-2 zu verlieren tut da wesentlich mehr weh. Aber zusätzlich noch so ein Champions League Finale zu verlieren, da hat man schon ein wenig zu knabbern. Da müssen Journalisten nicht noch einen draufsetzen. Was vor einer EM nicht sein sollte, ist den eigenen Nationalspielern des FCB Traumata zuzuschreiben. Wieso sollte man als deutscher Journalist deutschen Nationalspielern, die nach einem verloren Finale ohnehin am Boden zerstört sind, noch weitere Gründe zur Sorge geben und das Bayern-Trauma zum Thema der Nationalmannschaft machen? „Ein Spiel dauert 90 Minuten und am Ende gewinnt immer Deutschland" war gestern, weil in der heutigen Medienlandschaft nur die schlechten Dinge hervorgehoben werden. Früher haben wir nicht immer schön gespielt, aber viel gewonnen. Jetzt reicht es nicht für den ganz großen Titel, da bei der Wahl zwischen einer negativen Statistik und eines alten positiven Spruchs der Pessimismus gewinnt. Spielerisch kann unsere Elf jeden schlagen, das muss man ihr aber auch vermitteln. Nur wenn das alle glauben, auch die Medien, dann glaubt man auch wirklich daran.

Von Spielerbewertungen und anderem Ungeziefer
Bastian Schweinsteiger psychische Folgen aus dem verlorenen CL-Finale anzuheften ist genauso unangebracht, wie Mats Hummels eine 4,5 im Spiel gegen Italien zu geben. Klar Schweinsteiger hat den letzen Elfmeter verschossen, doch Olic (über den keiner spricht und sprach) hat bereits davor gepatzt und Robben bereits während des Spiels. In weiser Voraussicht auf die Euro hätte ich mir etwas mehr Menschlichkeit und Unterstützung von unserer Presse erwarten. Stattdesseen wird das verlorene Finale gegen Chelsea mitsamt der Enttäuschung in die EM genommen und auch dort besonders am Anfang immer wieder thematisiert, als würde man bereits hoffen, dass sich erneut so eine bittere Niederlage – möglichst noch im Finale – wiederholt, nur damit man sich und das Trauma bestätigt sieht. Eine Siegermentalität entsteht dadurch nicht, auch wenn man 9 Punkte aus der vermeintlichen „Todesgruppe" holt.

Zur Unterstützung gehört auch die Anerkennung guter Leistungen. Die kommt manchmal ein wenig zu kurz. Das spiegelt sich gerne in den Spielernoten wieder. Manchmal muss man sich als Fan und Zuschauer wirklich fragen, ob man dasselbe Spiel gesehen hat. Generell wird eher schlechter bewertet (das ist aber nicht nur hierzulande so). So wirken die Bezeichnungen der Spielernoten denen gegenüber, die man früher aus der Schule gewöhnt war, ein wenig verschoben. Eine 3 ist hier dann schon mal gut, eine 2 sehr gut und die 1 gibt’s nur für Weltklasse Leistungen. Man ist ein wenig zu kritisch mit den Spielern, das mag vielleicht daran liegen, dass man nie selbst Fußball gespielt hat (zumindest nicht in einem Verein), vielleicht an den Erwartungen und der Messlatte, die permanent auf die genialen Momente hofft, man ist eben ein wenig verwöhnt. Ein Beispiel ist die EM-Bewertung von Sami Khedira (2 - 3 – 2,5 – 2 – 3,5). Er hatte eine enorme Präsenz im Mittelfeld, sowohl offensiv als auch defensiv. Es gab eigentlich kein schlechtes Spiel von ihm, war konstant, hatte aber auch einen schweren Stand gegen die Azzurri. Gegen Griechenland hat er sich zudem mit einem Treffer belohnt. Defensiv ist er meist eher unauffällig, das rührt aber daher, dass er die Räume geschickt zustellt und nicht direkt mit dem Ball zu beschäftigt ist und somit oft in der Leistung gerne unterschätzt wird (wie häufig von der spanischen Presse und den Real Fans). Betrachtet man die Noten allein, könnte man meinen, er hätte eine durchschnittliche EM gespielt. Dem war aber nicht so! Er war der beste unserer Mannschaft, gefolgt von Mats Hummels (1 – 2,5 – 2 – 2,5 – 4,5), dem ein folgenschwerer Fehler gegen Cassano eine 4,5 verschafft. Ein Fehler, der zu einer Niederlage beigetragen hat, fällt brutal ins Gewicht. Die restliche sehr gute Leistung im Spiel wird dabei außer Acht gelassen. Gegen van Persie hat er übrigens einen sehr ähnlichen Fehler begangen, der zum Tor führte. Es war allerdings an einem anderen Ort, aber da wir das Spiel dennoch gewonnen haben, gab es mit 2,5 eine weit bessere Note. Man hat eben gewonnen.

Jetzt meinerseits zu fordern, Spielerbewertungen abzuschaffen wäre genauso schwachsinnig, wie zu behaupten, der Neuer müsste das 0-2 verhindern. Ich wäre lediglich für etwas mehr Objektivität. Manchmal sollte man sich vielleicht das Spiel nochmal in aller Ruhe anschauen und danach bewerten, als bereits zum Abpfiff mit den Spielerbewertungen anzufangen. Ich denke zwar nicht, dass die Spieler sich all diese Bewertungen ansehen oder auch nur dafür interessieren, denn die Meinung des Trainers ist bekanntlich die wichtigste, allerdings prägen solche Kritiken auch etwas das gesamte Stimmungsbild der Medien und diese wiederum konfrontieren die Spieler bei Interviews und PK’s.

Maulwurf! Dass es so ein Informationsleck in der Mannschaft gibt, ist ärgerlich. Ärgerlich aber auch, dass sich die Presse sowas nicht nehmen lässt und immer sofort jegliche Informationen an alle weitergibt. Klar, das erwartet man so, aber könnte man nicht im Sinne des gemeinsamen Ziels Europameister zu werden, ausnahmsweise nichts verraten oder den Gegner durch Fehlinformationen in die Irre führen? „Deutschland mit zwei Spitzen gegen Italien" hätte ich gestern lieber gesehen, als die Startaufstellung gegen die Griechen bereits am Frühstückstisch vor dem Brot zu mir nehmen zu müssen. Ich weiß, bei dem Thema lehne ich mich weit aus dem Fenster, wie vermutlich bei allen Wünschen, die ich hier äußere, aber ich möchte damit zu einer Diskussion anregen. Ein wenig Abwechslung schadet nicht, denn man kann nicht permanent auf Spieler und Trainer einhauen…


Der 12. Mann war während der EM ein Rückhalt für die Mannschaft, das wünsche ich mir für die kommende WM auch von unserem 13. Mann – den Medien.


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Aufrufe: 2497 | Kommentare: 8 | Bewertungen: 9 | Erstellt:29.06.2012
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KOMMENTARE
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Resettozero
02.07.2012 | 18:30 Uhr
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02.07.2012 | 18:30 Uhr
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Und dazu kommt: die Spieler sind letztendlich erwachsene Leute. Sie mögen noch jung sein, und vielleicht beeinflussbarer als andere, aber sie sind erwachsen und können sich selbst eine Meinung bilden. Ich kann zwar alles in der Zeitung lesen - glauben muss ich es aber nicht. Als Angehöriger eines Profiteams, das 14 Siege in Serie hatte, weiss ich, dass ich was kann. Als aktiver Zuschauer, ob im Stadion oder im Fernseher, weiss ich auch, was die Konkurrenz so kann, vor allem auch, weil ich den einen oder anderen ja dann selbst kenne. Wenn ich mir da von einer Zeitung, oder einem Tintenfisch, oder auch dem rosa Plüschelefanten, wirklich den Schneid abkaufen lasse, dann bin ich am Ende mit schuldig. Wenigstens ein ganz klein wenig. Das sollte man, bei aller berechtigten Kritik, nicht aus den Augen verlieren.
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Resettozero
02.07.2012 | 18:30 Uhr
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02.07.2012 | 18:30 Uhr
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Ah ja... die bösen Medien.

Nicht, dass ich nicht mit vielem, was du beschreibst, chloroform gehen würde. Aber "die Medien" tun letzten Endes das, was "der Konsument" von ihnen fordert - Informationen liefern, im Geschmack der Zeit, nach Möglichkeit als erste, und in manchen Fällen brüsselt man sich die Wahrheit schon auch mal ein bisschen zurecht, bis hin zur völligen Erfindung.
Dabei übersieht dann manch einer gerne, dass auch er ein Konsument ist, der im Zweifelsfall einfordert, die Informationen die er sich wünscht mit dem Frühstücksei auf dem Tisch zu haben. Ob das nun der Busenblitzer einer Spielerfrau oder die Mannschaftsaufstellung des kommenden Abends ist, mag im Einzelfall unterschiedlich relevant sein, spielt im grossen Ganzen aber keine Rolle. Es gibt Gründe, warum ein Lothar Matthäus ständig irgendwo eine Schlagzeile oder eine Auftrittsgelegenheit bekommt, und der Wunsch des Herrn Matthäus, man möge ihn doch bitte ernst nehmen ist dabei nur unwesentlich grösser als der Wunsch des gemeinen Zeitgenossen, er (der Matthäus) möge sich dabei vielleicht wieder mal lächerlich machen, damit man etwas zu lästern hat während des Tages. Georg Kreisler lässt es seinen "Musikkritiker" sehr richtig sagen: "Aber ich weiss sehr gut, was Kritik ist: je schlechter, desto mehr freu'n sich die Leut."
Dass, wenn man sich wie die Deutschen in Danzig von der Öffentlichkeit weitgehend zurückzieht, der eine oder andere sich fragt, was es denn da so besonderes zu verstecken gibt, liegt auf der Hand - auch derjenige, der weiss, dass es ihn eigentlich nichts angeht, freut sich doch über die Erkenntnis, dass dieser oder jener sich die Kante gegeben und bei der Wahl seiner Begleitung im Anschluss daran womöglich danebengegriffen hat, und sei es nur deshalb, weil so etwas zeigt, dass auch ein so Grosser wie Olli Kahn am Ende nur ein Mensch ist wie man selbst.
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Joyside
01.07.2012 | 19:09 Uhr
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Joyside : 
01.07.2012 | 19:09 Uhr
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Joyside : 
Ob das jetzt ein deutsches Phänomen ist, das Autos, Weiber und Frisuren der Spieler bald genauso interessant für die Medien sind, wie Leistung, wage ich zu bezweifeln. Feststellbar ist diese Tendenz trotzdem allemal. Da sprichst du mir auch aus der Seele.

Man muss auch mal sagen, dass Deutschland einen Hammer-Support hatte bei diesem Turnier. Das hätte ich nie gedacht, vor allem bei den Spielen in der Ukraine. Dass sich die Medien lieber auf die paar vereinzelten Deppen stürzen, die Bengalos oder Papierkugeln werfen, zeigt eben, dass sie lieber verkaufen was Auflage macht, was auch irgendwo nachvollziehbar ist. Nervig ist diese verzerrte Darstellung trotzdem.
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seasoo
01.07.2012 | 18:37 Uhr
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seasoo : 
01.07.2012 | 18:37 Uhr
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seasoo : 
Danke für eure Kommentare und die positiven Bewertungen!

Was naiv erscheint war lediglich die Art und Weise, wie ich die Kritik an den Medien üben wollte. Dieses Wunschdenken als Mittel zu verwenden, um zu zeigen was falsch läuft, fand ich angebrachter als eine Frust- oder Wutrede. Auf Ironie hatte ich auch keine Lust. :)
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JustinTime
01.07.2012 | 16:54 Uhr
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JustinTime : 
01.07.2012 | 16:54 Uhr
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JustinTime : 
Dein Statement ist absolut angebracht und spricht hier sicherlich allen aus der Seele. Danke dafür. Nur ist es, wie du bereits sagtest, Wunschdenken.
Medien denken völlig anders. Profit ist der Vater des Gedanken. Und wodurch erzielen Medien Profit, durch die Zuschauer. Was ich damit sagen möchte: es gibt auch noch andere Zuschauer als, wie soll ich es sagen, die ernsthaften Fussballfans. Mit „anders" meine ich beispielsweise Eventfans und solche die meinen es interessiert Jemanden ob ein Spieler pinke Schuhe anzieht. Und solche Leute schauen nun einmal RTL und lesen die Bild. Und solange diese Leute solche Dinge lesen und weiterhin unsinnige Beiträge schauen, wird es nicht aufhören. Es wird meiner Meinung nach nur noch schlimmer. Denn solche Dinge verkaufen sich nun einmal.
Und ich denke ehr, dass Michael Jackson wieder aufersteht, als dass die Medien an einem Strang für den Titelgewinn ziehen.
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Schnumbi
30.06.2012 | 11:38 Uhr
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Schnumbi : 
30.06.2012 | 11:38 Uhr
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Schnumbi : 
sehr guter blog!!

es ist halt typisch deutsch. der fußball ansich wird immer mehr zur randerscheinung. was in der heutigen zeit zählt, sind kopfhöhrer, bemalte schienbeinschoner. wer hat das beste orakel, wer hat wieviel twitter aufrufe.

die heutige generation ist zu sehr von anderen dingen abgelenkt. und reporter fragen doch kaum noch fußballfachfragen.
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Dr_D
30.06.2012 | 11:27 Uhr
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Dr_D : 
30.06.2012 | 11:27 Uhr
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Dr_D : 
Klasse Blog.

Nur kurz einige Anmerkungen:
Medien funktionieren nun mal so, wie sie sind. Wir, die Öffentlichkeit, wollen immer was zum lesen und diskutieren haben. Die Medien liefern. Das da oft belangloses ( Kraken, Opossums und ähnliches Getier hochsterilisiert wird ) ist bestenfalls lustig, meist aber nervig.
Zu glauben, das irgendein Journalist News zurückhält die nur er Exklusiv hat, ist naiv. Dafür ist er eben Journalist um News exlusiv zu haben. Auf die wir natürlich auch warten.

Spielernoten: Wer sich damit wirklich ernsthaft befaßt, dem ist eh nicht zu helfen. Deine Ausführungen hierzu treffen es ziemlich exakt. Objektiv ist anders.

Für den nächsten Event, oh Verzeihung, Großereignis gilt es für alle:
Einfach noch ein bisschen besser sein. Dann klappt´s auch mit dem Pokal.
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Büchsenmacher
30.06.2012 | 11:09 Uhr
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30.06.2012 | 11:09 Uhr
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klare 20 Punkte und ein Super Statement !!!
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