Donnerstag Nachmittag in einem Kölner Großraumbüro. Hinter mit grau-blauem Stoff bezogenen Trennwänden steigt der Puls an, als die Gedanken sich in Richtung rundes Leder begeben. Sehr viel wurde der leidgeplagten kölschen Seele in den vergangenen Tagen zugemutet. Trotzdem muss es weitergehen, immerhin ist es Zeit für die



Ausgangslage
Die Gäste aus der Puppenkiste sehen sich gerade auf dem 16. Tabellenplatz. Schon das fünfte Mal in 10 Spieltagen. Nach zwei Unentschieden zu Saisonbeginn fand man sich ab dem vierten Spieltag permanent in der Abstiegszone wieder. Der Spieltag, an dem der EffZeh den ersten Sieg im befreundeten Hamburg einfahren konnte und sich damit vor den Fuggern in der Tabelle platzierte. Seitdem tummelt man sich im oberen Teil der unteren Tabellenhälfte (mit Köln-Skyline-Charakter im Saisonverlaufs-Chart. Laut der bekannten Fußball-Zeitschrift mit den roten Lettern liegt man, was die spielerische Leistung angeht, sehr dicht beieinander. Ein Notenschnitt von 3,85 steht für den EffZeh zu Buche (Platz 14 im Ligavergleich), Augsburg wurde mit 3,86 (Platz 15) bewertet. Der Weg, auf dem man zu dieser Bewertung gekommen ist, könnte unterschiedlicher kaum sein.

Die Saison bis hierhin
1. FC Köln
Licht und Schatten wechselten sich für Köln ab. Und damit ist nicht der übliche Tag-Nacht-Verlauf gemeint, den man als Kölner gewohnt ist. Das fühlt sich eher wie der Wechsel von Saharanachmittag zu Winter im Polarkreis an. Nachdem man den ersten Sieg in Hamburg durch eine großartige Teamleistung mehr oder weniger verdient einfuhr, deklassierte man Leverkusen und Hoffenheim, so dass sich zwangsläufig Kölner in der Elf des Tages wiederfinden mussten. Dafür spielte man gegen Wolfsburg, eine Halbzeit auf Schalke, in Berlin und Dortmund, als wäre man nur angetreten um den Gegner psychologisch aufzubauen. Zuletzt verlor man noch unglücklich in Sinsheim und schied damit aus dem Pokalwettbewerb aus.

FC Augsburg
Im Westen des Freistaats ist man herrlich unaufgeregt. Nachdem man schon lange vor Saisonbeginn eine Jobgarantie für den Trainer ausstellte, selbst bei 34 Niederlagen, herrscht kein rechter Druck in der Stadt der Brücken (mit 500 gar mehr als Venedig). Und genau so spielte man bisher auch. Am neunten Spieltag konnte man dann auch den ersten Bundesliga-Sieg der Vereinsgeschichte einfahren und arbeitet sich somit einen Spieltag später durch ein Unentschieden gegen Werder in der ewigen Tabelle an Tasmania vorbeischieben. Ich glaube ja, dass Augsburg zumindest den Pokalfinalisten von 1983 gefährden wird, was den ewigen Tabellenplatz angeht.

Das Spiel
Schwer zu sagen, was einen hier erwartet. Es ist wieder Sonntag, das hat drei von vier Mal diese Saison gut funktioniert (nur die Franken verdarben uns hier den Spaß). Augsburg wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein ddurchschnittliches Spiel abliefern, die Frage ist, was der EffZeh daraus macht. Gegen das älteste Team der Liga (Durchschnittsalter des Kaders: 26,66 Jahre; eingesetzte Spieler im Schnitt: 27,39 Jahre), sollten wir auf Schnelligkeit setzen. Wenn wir uns nicht zu sehr unter Druck setzen lassen, sollte das ganz gut funktionieren.

Besonders unter Beobachtung
Martin Lanig
Machte im DFB-Pokal gegen Hoffenheim einen sehr guten Eindruck, besonders spielerisch (sic!).

Christian Clemens
Nach einer brauchbaren ersten Halbzeit im Pokal leider völlig untergetaucht. Ich denke, das ist die Bewährungsprobe für den Nachwuchsspieler.

Stürmer?
Ich hätte gerne einen Spieler mit dem Geißbock auf der Brust, auf den das auch zutrifft. Podolski alleine vorne drin hat bisher keinen Sinn gemacht. Kann man auch hier nachlesen.

Stale Solbakken
Nachdem er selbst schon von einem Finale gesprochen hat, bin ich gespannt auf sen Verhalten an der Seitenlinie, besonders wenn es gerade einen Moment lang nicht läuft.

FC Augsburg
Ich kann hier keine einzelnen Spieler aufzählen, der FCA funktioniert als Einheit oder garnicht. Jentzsch und Mölders könnte man in den Fokus rücken, aber Stoßstürmer und Torhüter in einer nicht besonders spielstarken Mannschaft. Die sind es immer.

Schiedsrichter
Steht zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht fest, ich vermute Rafati oder Gagelmann. Werde mich später dazu äußern.
Steht mittlerweile fest: Peter Gagelmann. Seit dem Wiederaufstieg leitete er bereits acht Bundesligaspiele des EffZeh, allerdings konnte unser Club dabei nur fünf Punkte holen. Torverhältnis in den Spielen ist 3:15 dabei waren es zumeist keine starken Gegner (Wolfsburg, Stuttgart, Bochum, Mainz, Schalke, Hertha, Nürnberg und Lachbach). Die leichte Tendenz zu Ungunsten des 1. FC Köln zu entscheiden (siehe hier) sowie die schlechte Punktequote kann er in diesem Spiel aber gehörig aufpolieren.

Prognose
Eigentlich bleibt uns nichts Anderes als das Spiel zu gewinnen. Gegen einen designierten Absteiger darf man sich die Blöße einer Niederlage nicht geben. Schon gar nicht, wenn man irgendwann selbst nicht mehr zum erweiterten Kreis der ewigen Abstiegskandidaten gehören möchte. Gegen die (mit Kaiserslautern) schlechteste Offensive der Liga (nur 8 Treffer), müssen wir die Null halten und uns möglichst etwas Selbstvertrauen anschießen. Ein lockeres 4:0 wäre jetzt großartig. Spielerisch ist das machbar. Licht und Schattens sagen jedoch, dass das einzig unterhaltsame am Sonntag das alkoholhaltige Kölsch im Stadion sein wird. 0:0.

Damit es gesagt ist
Ja, Pokal in Augsburg war Mist, war aber auch verdient. Egal ob Kinhöfer oder nicht. Genug davon jetzt.

Und außerdem
Ja, Europapokal jetzt auf dem Weg über die Ligatabelle. Aktuell nur vier Punkte bis Platz 6. So!