Was war ich (und nicht nur ich) froh, dass das unsägliche 2010 endlich
Geschichte war. Der Komödianten Stadel um Sportchefs, Problembären,
Flugängste und Flaschenwürfen, gepaart mit blutleeren und überheblichen
Auftritten des selbsternennten Starensembles von der Elbe würden
endgültig der Vergangenheit angehören.
So hoffte ich.

Zugegeben, das war naiv. Doch mit dem verklärten Blick des Fans, der den
Aussagen der Verantwortlichen nur zu gerne Glauben schenkt, ließ sich 2011
gar nicht so schlecht an.
Das Wüstentrainingslager wurde als voller Erfolg ausgegeben, die Spieler fit
wie nie, die Ärzte kurz vor der Arbeitslosigkeit, Aufbruchsstimmung und
Zuversicht überall.
Zwei Auftaktsiege, mit wenig Glanz, aber umso mehr Effektivität errungen,
ließen den Boulevard von der Champions League träumen und ja, ich war
bereit mitzuträumen. Nicht von der CL, aber doch von einer stabilen Ordnung
unserer Abwehr, von einem Mehr an Laufbereitschaft und Teamwork doch
wie so oft wiederholt sich die Geschichte.

Die von der Chosen Few gesteuerte und perfekt inszenierte Aufsichtsratswahl,
die uns endlich unseren Hunke zurück bescherte, habe ich noch als das immer
wiederkehrende Störfeuer unseres basisdemokratisch aufgestellten eVs
abgetan. Man kam ja auch gar nicht dazu, sich darüber aufzuregen, da der
nächste Akt in der Tragikomödie um die Sportchefsuche begann.
Besonders die Schlussszene in der Rumpelstilzchen den Dinosaurier am
Nasenring durch die Manege führt und dabei "Ach wie schön, dass jeder weiß,
dass ich den HSV bescheiß" singt, hatte es mir angetan.

Das Kaspertheater um den Gastarbeiter, der sich abschieben lassen wollte,
um zu der großen Liebe, die ihn einst verstoßen hat zurückzukehren, aber
von den grausamen Männern der Einwanderungsbehörde zum Bleiben
gezwungen wurde, diente als willkommene Ablenkung und daher beschloss
ich, mich dem Wesentlichen zuzuwenden:
Dem Sport!

Drei Siege in Folge, davon zwei in der Rückrunde (drei Siege zu Jahresbeginn
gab es zuletzt vor 41 Jahren) dazu die Tatsache, dass die Fußballnation uns
ob der, zumindest vom Unterhaltungswert gelungenen Aufführungen, nicht
als Konkurrenz, sondern nur noch als warnendes Beispiel wahrgenommen hat,
ließen mich auf den nächsten Auswärtssieg hoffen.
Doch es sollte mal wieder anders kommen.

Mit einem an Arroganz grenzendem Auftreten, von Uninspiriertheit und
Kreativlosigkeit geprägt, sowohl in läuferischer als auch kämpferischer
Hinsicht dem Gegner bei Weitem unterlegen, ging man die Pflichtaufgabe
Nürnberg an. Und zumindest diese Gangart zog man konsequent durch.
Nicht nur auf dem Spielfeld war von einer Reaktion auf das, was da geschah
nichts zu spüren, auch im Nachhinein empfand es Veh als angemessen, sich
in einem süffisanten Tonfall über die Unparteiischen zu äußern, die Kacar
regelgerecht, aber in der Situation unangemessen hart bestraften.
Doch wer eine Minusleistung abliefert, sollte sich nicht über Begleitumstände
aufregen, sondern sich an die eigene Nase fassen.

Auf dem Feld war wieder einmal zusehen, dass da kein Spieler ist, der die
Mannschaft führen kann. Es gibt kein Aufrütteln, kein Aufmuntern und
dadurch auch kein mannschaftliches Aufbäumen.
Als hätte keiner mit der Möglichkeit eines Gegentores gerechnet, verlor die
Mannschaft nach dem (berechtigten) Elfmeter das letzte bisschen Linie.
Die Situation, die zur roten Karte und dem 2:0 führte, war dann nur noch eine
logisch erscheinende Folge dieser Kopflosigkeit.
Nach dem 2:0 ergab sich der HSV vollends.

Da es zum wiederholten Male nicht möglich war eine sportliche Vernunft
beim HSV zu installieren, wird wohl bald der Trainer entlassen werden, denn
auch wenn es nichts bringt, schaden wird es ja wohl auch nicht.
Vielleicht wird aber auch im Februar alles besser.

Was bin ich froh, dass dieser unsägliche Januar endlich Geschichte ist!

NUR DER HSV!


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