Das Problem des Bloggers ist ja, wenn man versucht Prognosen aufzustellen, dann können sie einem im Nachhinein gerne mal kräftig um die Ohren gehauen werden. Schließlich ist es nun mal so -im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung, das Netz sei ein flüchtiges Medium-, dass gerade das Internet nie etwas vergisst.

Während ich nun also die vergangenen Wochen stetig propagiert habe, dass 37 Punkte zum direkten Klassenerhalt für uns reichen werden, stehen wir nach dem Sieg beim Kraichgauer Traditionsverein nun also bei 39 Punkten - und können uns unserer Sache dennoch immer nicht sicher sein. Realistisch betrachtet fehlt derzeit ein Punkt, womit wir dann aufgrund unseres Torverhältnisses so weit vor Frankfurt wären, dass sie selbst mit zwei Siegen aus den letzten Spielen gegen Köln und Dortmund wohl nicht mehr an uns vorbeiziehen würden.
Und mal ehrlich, wer glaubt denn schon an zwei Siege der Daumschen Eintracht? Das ist doch in etwa so realistisch, wie die Behauptung, dass die USA irgendwann einmal Osama Bin Laden fangen werden...

[Die Redaktion der Spox World AG, Joint Venture von Fox News, TEPCO, British Petrol und Lockhead Martin, distanziert sich hiermit offiziell von den Bemerkungen des Autors. Über Tote macht man keine Witze. Dafür ist schließlich Twitter da.]

Wobei wir da natürlich wieder bei diesem Thema "Prognosen" sind. Zum Beispiel hätte ich nie im Leben noch erwartet, dass die Gladbacher tatsächlich wieder in Schlagdistanz zum Relegationsplatz gelangen könnten. Und mit zwei Freilosen gegen Freiburg und vor allem Hamburg, könnte ihnen dieser Coup tatsächlich noch gelingen - wenn die Frankfurter an ihre "Leistung" in Mainz anknüpfen können.

So oder so kann uns aber das Geschehen in den noch tieferen Tabellentiefen eigentlich relativ Wurscht sein. Schließlich haben wir jetzt nach dem 2:1 in Sinsheim und der gleichzeitigen Niederlage der Frankfurter im Grunde zwei Matchbälle in der Hand. Die Aufgaben sind zwar sicherlich nicht einfach, aber wie Gladbach am Samstag gezeigt hat, ist Hannover durchaus bezwingbar. Es scheint bei den 96ern tatsächlich nicht ganz undenkbar, dass sie am Druck, den sie sich mit dem Wunsch Dritter zu werden aufgeladen haben, tatsächlich etwas ersticken.
Und auch die Bayern sind nicht unangreifbar in dieser Saison, was nicht zuletzt dieser Samstag gezeigt hat, als sie selbst ohne Gegner nur 4:1 gewannen.

Es wäre auf jeden Fall ein Treppenwitz (der zumindest zu dieser seltsamen Saison passen würde), wenn wir durch 4 bis 6 Punkte aus den letzten beiden Partien nach dem 34. Spieltag plötzlich auf einem einstelligen Tabellenplatz stehen würden.

Ausgeschlossen ist das sicherlich nicht, in Anbetracht dessen, dass einige Mannschaften aus dem Mittelfeld sich schon vom Spielbetrieb abgemeldet haben (I am talking to you, HSV, Hoffenheim und Schalke!).
Dennoch werden wir hoffentlich die Saison mit zwei Niederlagen beschließen und den Abstieg dadurch vermeiden, dass Frankfurt gegen Köln oder spätestens gegen Dortmund patzt.

Das wäre dann zwar nicht wirklich gut für mein Nervenkostüm, aber das würde dann vielleicht zumindest etwas Abhilfe schaffen, dass sich die Vereinsverantwortlichen (aber auch die Fans!) nicht von einer gut gelaufenen Rückrunde blenden lassen.

Natürlich sind wir mit Platz 4 in der bisherigen Rückrundentabelle durchaus da, wo sich der Verein vermutlich selbst sehen würde, sowohl was Potential als auch was Anspruch angeht. Aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir eine grottenschlechte Hinrunde gespielt haben.
Und wir können nicht ernsthaft Jahr für Jahr die Hinrunden als "Ausrutscher" abhaken. Das wird doch dann irgendwann nicht mehr glaubwürdig.

Man sollte schließlich auch nicht ausser Acht lassen, dass in der Rückrunde eben das für uns lief, was in der Vorrunde noch als Pech gegen uns lief. So gesehen haben wir das letztlich nur ausgeglichen.
Und auch am Samstag war die meiste Zeit der Partie Schmalhans Küchenmeister in Sachen Spielkultur. Über ein Unentschieden hätten wir uns dieses Mal sicherlich nicht beschweren können, wenn man alleine den Pfostenschuss von Sigurdsson kurz vor Schluss betrachtet.

Bezeichnend war es allerdings, dass es (quasi als Spiegelbild der gesamten Saison des VfB) wieder einmal mit einem Rückschlag begann. Und das wieder einmal durch einen Lapsus in der Defensive, als Ulreich durch einen unmöglichen Rückpass von Tasci in die Bredouille gebracht wurde und ziemlich dämlich aussah. Glücklicherweise konnte er das nachher wieder mehrmals mit guten Paraden ausgleichen und auch Tasci blieb ansonsten, wie die gesamte Hintermannschaft weitestgehend stabil.

Bezeichnend für die Rückrunde war zudem, dass es wieder einmal ein Elfmeter war, der uns die Führung bescherte (der fünfte nun in 15 Spielen; in der Hinrunde waren es 3). Einen klareren Elfmeter als diesen von Vorsah an Harnik verursachten gab es aber in dieser Saison wohl bislang noch für keine Mannschaft... Mit Kuzmanovic scheint man nun auch endlich *den* Schützen gefunden zu haben. Bei ihm mache ich mir zumindest null Gedanken, dass der nicht reingeht.

Ein weiteres Sinnbild der Rückrunde (zumindest der jüngeren) ist sicherlich auch der andere Torschütze. Cacau habe ich (und im Grunde die ganze Bundesligaberichterstattung) schon nach dem Sieg gegen Hamburg groß gelobt und auch diesmal war er wieder ein würdiger Kapitän. Ihn scheint die Binde nach seiner Zwangspause jedenfalls sehr zu beflügeln.

Zum Spieler des Spiels wurde allerdings -völlig zurecht- vom kicker Martin Harnik gekrönt, der in dieser Saison sicherlich zu den absoluten Lichtblicken zählt. Wenn man bedenkt, dass seine Verpflichtung im vergangenen Sommer doch mit einiger Skepsis auf Seiten der VfB-Fans begleitet wurde (Zweitligaspieler, bei Bremen gescheitert), dann hätte wohl kaum einer erwartet, dass er am Ende der Saison als Topscorer da stehen würde..

Es wäre natürlich sehr schön, wenn er (oder auch Kuzmanovic oder gar Cacau) am Ende der Saison bei einer zweistelligen Zahl von Toren stehen würde.

Wobei das ja die Chancen auf Siege unsererseits erhöhen würde.
Und das wollte ich ja auch wieder nicht.

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Kollege Nutman hat sich übrigens auch mit dem Spiel auseinandergesetzt in einem lesenswerten Text. Und er hat sich tatsächlich auch MIT dem Spiel beschäftigt.