Wenn Leidenschaft nur Leiden schafft...


Keine Fieberkurve sondern das Aussehen des letztjährigen Teamtrikots. Eher unfreiwillig hat Werder-Ausrüster Nike damit eine Prognose des künftigen Werderspiels abgegeben die nicht passender hätte sein können.

Aber hier soll es ja nicht unbedingt um Trikots gehen sondern eher um eine Rückschau auf das Werder-Jahr 2012. Ein Jahr was viele Veränderungen mitsich brachte, aber auch viel Luft nach oben noch zuließ. Zu oft haben die Worte und die Taten der Verantwortlichen und der Kicker nicht so ganz zusammen gepasst zu dem was man sich eigentlich erhofft hatte und die Leistungen des Teams schwankten mehr als jeder Seenotrettungskreuzer im Einsatz.

Zu Anfang sah es dabei aber sogar noch recht rosig aus. Man kam als Tabellenfünfter aus der Winterpause und hatte sich nach einer doch recht turbulenten Saison, bei dem man nur knapp dem Abstieg entronnen war, jetzt wieder ein wenig gefangen und wollte wieder oben angreifen, da wo man ja laut Bekunden der Verantwortlichen im Verein "eigentlich hingehört." Das Team war immernoch im Umbruch und man ging trotz ein paar recht deftiger Klatschen zuletzt, frohen Mutes in die neue Saisonhälfte. Aber es sollte eine voller Grauen werden.

Ganze zwei Siege konnte das Team von der Weser nämlich nur verbuchen und man sah sich einer der schlechtesten Rückrunden der Vereinsgeschichte gegenüber mit nur ganzen 13 Punkten aus 17 Spielen. 42 Punkte hatte man auf dem Konto, doch trotz Platz 9 nur einen einzigen Punkt mehr als im Jahr zuvor. Das konnte niemandem gefallen und schon garnicht Klaus Allofs und Thomas Schaaf. Es musste also etwas getan werden und zwar schnell. Der Umbruch musste einfach weiter und schneller vorangetrieben werden und so sah man dann schon im Sommer diesen Jahres, dass sich eine Menge ändern sollte und musste.

Klaus Allofs war jetzt gefragt und auch obwohl man ihm bereits in den Jahren zuvor immer wieder eine verstopfte Nase, statt seinem einst so berühmten "goldenen Näschen" nachsagte, so war der Manager des SVW jetzt bereit im Kader den nächsten großen Schnitt zu machen. Wohl einen die der Verein bislang noch nicht gesehen hatte. Und so kam es dann auch.

Spieler wie Tim Wiese, Marko Marin, Naldo, Tim Borowski, Markus Rosenberg oder Lennart Thy bekamen vom Boss ihre Papier. Der eine ging eher freiwillig, manch anderer nicht ganz so, aber sie alle verließen den Verein um Platz zu schaffen für etwas Neues. Etwas, das Werder wieder weiter bringen sollte und nicht der Stagnation der letzten Jahre Rechnung tragen durfte. Werder musste wieder etwas Neues probieren und so wollte man auch vieles neu angehen.

Man suchte sich nicht mehr die satten, älteren Spieler, welche durch ihre horrenden Verträge den Verein viel zu viel Geld kosteten, sondern man wollte die "smarte" Lösung. Etwas jugendlicher im Ganzen und wenn möglich auch noch günstig. So tauchten dann an der Weser plötzlich Namen auf die für Zukunft standen. Einen Kevin de Bruyne kannten in Deutschland sicherlich die meisten Fans eher nur wenn sie mal die belgische Liga verfolgt hatten oder aber eingefleischte Chelsea-Fans waren, denn von diesem Verein konnte man den Jungen für ein Jahr abwerben. Quasi im Tausch für einen Marko Marin, mit ein bisschen Geld als Extra versteht sich.

Ein Nils Petersen folgte leihweise von der Isar an die Weser und er blieb nicht der einzige Stürmer. Joseph Akpala zog es ebenfalls aus belgischen Gefilden ins bremer Land, wie auch den aus den Niederlanden stammenden Flügelflitzer Eljero Elia, den meisten Fans sicherlich noch bestens bekannt aus seiner nicht ganz einfachen Zeit beim Nordrivalen, welchen die "alte Dame Juve" an die Wesermannschaft für mehr als 5 Millionen Euro transferiert hatte. Man könnte ihn auch als "Königstransfer" bezeichnen, wobei das wahrscheinlich viele nur am Geld festmachen, was in meinen Augen die falsche Sichtweise ist. Nicht neu, aber doch auch nicht ganz so alt war der griechische Innenverteidiger Sokratis, der nun ebenso fest verpflichtet werden konnte, um neben dem ebenfalls ins grün-weiße Trikot gesteckten Assani Lukimya zum neuen Bollwerk in der Hintermannschaft zu werden. Man hoffte es jedenfalls. Werder hatte also richtig auf dem Transfermarkt zugelegt und wollte damit beweisen, dass man wirklich gewillt war einiges anzupacken und zu verändern.

Doch nicht nur die Mannschaft sollte sich verändern sondern auch das System wurde gleich mal über den Haufen geworfen. Das aus guter alter Zeit in Bremen aufgekommene und immer wieder aufs Neue praktizierte 4-4-2 mit einer Raute in der Mitte, hatte sich zur Saison 12/13 nun endgültig erledigt und Thomas Schaaf hatte sich für die Mannschaft etwas Neues ausgedacht.

Teil 2