Ganz im schaafschen Offensivstil, wollte man jetzt noch eine Schippe weiter vorne drauflegen und kam zu der Übereinkuft es mit einem 4-1-4-1 zu versuchen. Wobei dann auch endlich mal das Potenzial der Spieler im Team genau auf dieses System ausgelegt wurde und man anscheinend genau die richtigen Leute dazugekauft hatte. Man versuchte also die Flucht nach vorne. Eine ja bereits bekannte Version des bremer Spiels, wofür sie schon immer reichlich viel Lob ernteten, allerdings auch genauso viel Spott, wenn man an die vielen, vielen Gegentore denkt.

Für Schaaf und Allofs sollte dies auch ein bisschen so etwas wie eine letzte Chance werden, denn obwohl man beiden erst im Winter zuvor, nach hartem Ringen die Vertragsverlängerungen unter Dach und Fach gebracht hatte, so wussten beide sicherlich nur zu gut, sollte dieses Experiment scheitern, wären wohl auch ihre Jobs trotz Vertrags mehr denn je gefragt gewesen und auch in Bremen hätte man sich dann Gedanken gemacht. Gedanken um eine mögliche neue Führung und mögliche neue starke Männer am Ruder des SVW. Es hing also alles auch mal wieder am Potenzial der Mannschaft ab. Ein Wort was oft in den letzten Jahren an der Weser gefallen war und was schon viele Kicker dort angeblich auszeichnete. Potenzial war so etwas wie das magische Wort, wenn man sonst keine weitere Umschreibung parat hatte. Also hatte der Junge einfach mal Potenzial und so läuft die Kiste. Schade nur, dass dem nicht immer der Fall war bzw. die Spieler nur das böse Wort mit P hatten, dies aber irgendwie nie wirklich auf den Rasen bringen konnten. Und so blieb es eben dabei, dass sie es haben würden und man schon den Glauben daran hatte es wäre eine Art Krankhreit. Eine "Potenzialiritis". Hochgradig ansteckend und immer wieder sehr heimtükisch. Vielleicht sogar so ansteckend und gefährlich, dass es dabei den ganzen Verein auseinander nehmen würde. Ob dem aber wirklich so ist, sollte dann die neue Saison zeigen und ob das Team denn doch ein bisschen mehr drauf hatte und dieses ganze "Potenzialgelaber" doch nur die Erfindung eines Hypochonder gewesen sind.

So begann man dann den Aufbruch in das neue Werder-Zeitalter und versuchte sich daran irgendwie wieder an die alten Zeiten anzuknüpfen. Die neuen Spieler wurden so gut es geht zu einer Einheit versponnen und man zeigte gerade auch zu Anfang der Saison wirklich guten Fußball, auch wenn die Ergebnisse nicht unbedingt das wiederspiegelten was viele erhofft hatten. Man konnte sich im Mittelfeld der Liga behaupten und hatten erstmal nichts mit dem Abstieg zu tun. Klar, gegen die großen vier der Liga allen voran Bayern und der BVB, sowie Schalke und Leverkusen, hatte man leider noch keine nötigen Mittel um sich wirklich dagegen zu wehren. Zu groß war einfach deren Vorsprung was die Qualität der Mannschaft anging. Dennoch zeigte aber das Team von der Weser wie man nicht nur aufopferungsvoll kämpft sondern auch guten Fußball dabei spielt. Da macht es auch nicht ganz so große Probleme wenn das ein oder andere im Team noch nicht so funktionierte wie es eigentlich sollte.

Werder zeigte wieder das wofür es immer bekannt war, den Offensivfußball den alle sehen wollten, wenn auch ein bisschen blind gespielt immernoch. Aber das würde schon werden dachte man sich. Die beiden Macher des Erfolgs jedenfalls waren zufrieden und gerade Thomas Schaaf wirkte in der neuen Saison viel frischer und vor allem viel offener als noch in den letzten Jahren. Man merkte richtig dass ein Ruck durch ihn und sein Tun ging und er wirklich gewillt war auch seine eigene Leistung zu hintrefragen und zu verbessern. Es gab schließlich nicht wenige Leute die schon länger einen Rauswurf Schaafs forderten, wobei leider vielen von ihnen garnicht klar war, was das für den Verein bedeutet hätte. Man hätte vielleicht frischen Wind ins Team bekommen und hätte womöglich auch den Schnitt ganz bis fast nach ganz oben führen können. Allerdings wer wäre dann als Nachfolger gekommen und wie erfolgreich wäre er gewesen? Nicht jeder neue Trainer hat auch immer den Erfolg dem man ihm zuschreibt und die Namen derer die verfügbar waren, war jetzt nun auch nicht gerade immer das was man sich an der Weser wünschte und wohl auch nicht wünschen wollte, denn Schaaf stand nie wirklich zur Diposition. Lemke wollte ja sogar vorzeitig mit seinem "Lieblingstrainer" verlängern. Was allerdings auch einen ganz anderen Hintergrund hatte.

Teil 3