MySpox NBA Line der Woche
25.02.2012 um 12:28 Uhr
Geschrieben von diddoff
Pleiß in die NBA?Warum nicht? I
Die Situation bei den Thunder und die spärlichen Spekulationen, die durch die kleine BBL-Welt geistern, können deutsche NBA Fans aufhorchen lassen.
Tibor Pleiß, talentierter als wir denken?
Wir sehen Tibor Pleiß fast jeden Sommer im Nationalteam und den Rest des Jahres für Bamberg in der BBL und in der Euroleague. Was wir da sehen ist nur selten befriedigend, sodass dem Center der Schritt in die NBA von Jahr zu Jahr weniger zugetraut wird. Vielleicht sind wir aber einfach festgefahren und bewerten seine Leistungen viel zu kritisch. Vielleicht ist er auch einfach nur ein Opfer der Spielsysteme von Bauermann und Flemming.
Ein Blick in den Scouting-Bericht (aus dem Jahr 2010) auf draftexpress.com liefert einige interessante Schlagwörter:
... excellent size and soft hands... big wingspan... nice mobility... consistent effort level... finishing ability... capable of finishing with either hand... midrange game... defensively, good activity level...
Alle negativen Eindrücke von Pleiß sind seiner noch nicht ausgereiften Stärke oder seiner bestenfalls durchschnittlichen Athletik zuzuschreiben.
Man kann davon ausgehen, dass er sich in den gut 18 Monaten seit diesem Scouting in einigen Aspekten deutlich verbessert hat. Außerdem hört man immer wieder, dass er an Masse zugelegt und seine untere Körperhälfte gestärkt habe.
Hinzu kommt die nicht ganz unwichtige Kleinigkeit, dass Pleiß seit nun fast 5 Jahren professionell gegen abgezockte und ausgewachsene Center Basketball spielt. Im Vergleich zu den Center-Projekten, die nach einem Jahr College mit 18 oder 19 Jahren in die NBA wechseln, hat Pleiß also schon mehr Erfahrung und ein besseres Gefühl für bestimmte Situationen auf dem Feld. Eine Eingewöhnung sollte zumindest auf dem Papier flüssiger ablaufen.
Liest man als unbefangener NBA-Beobachter diesen Bericht: Würde man diese Fähigkeiten gerne in (s)einem Team sehen?
Die Zukunftsplanung der Thunder
Es ist wahrlich nicht einfach, als Außenstehender das Denken von den genialen Strippenziehern der NBA Front Offices nachzuvollziehen. Während Journalisten-Großmeister wie Yahoos Adrian Wojnarowski überall eine Quelle zu haben scheinen, erfährt man von den Interna bei den Thunder sehr wenig.
Was dennoch bekannt ist, ist die Gehaltsstruktur der nächsten Jahre. Schon in der kommenden Saison stehen 12 Spieler für 64 Millionen$ unter Vertrag. Kurz: es muss angefangen werden, günstige Spieler zu finden, um dem Kader eine gewisse Tiefe zu verleihen.
Der einzige Spieler, der aktuell geregelte Einsatzzeiten beommen und für die nächste Saison noch keinen Vertrag hat, ist der dann 35 Jahre alte Backup-Center Nazr Mohammed.
Mohammed hat zwar schon 14 NBA Saisons und über 800 Spiele auf dem Buckel, ist aber nicht als verletzungsanfälliger Spieler bekannt, wäre also noch für mindestens eine Saison als Sicherheitslösung zu gebrauchen.
Hinter Mohammed wartet mit Cole Aldrich ein weiterer Center auf Einsatzzeiten. Der kräftige Big Man zeigt in begrenzter Spielzeit immer wieder seine Ambitionen, nächste Saison die Minuten hinter Kendrick Perkins zu bekommen.
Das spricht für Pleiß: Mohammed spielt eine schwache Saison und Coach Scott Brooks hat bereits angedeutet, Aldrich langsam an die Rotation heranführen zu wollen. Mit Aldrich als Vollzeit-Backup wäre Mohammed verzichtbar. Der Platz für den wahrscheinlich günstigeren Pleiß wäre damit frei.
Das spricht gegen Pleiß: Auch die Leistungen von Kendrick Perkins schwanken gewaltig. Das Risiko mit zwei unerfahrenen Centern hinter ihm in die Saison zu gehen, könnte für einen Titelaspiranten zu hoch sein.
Das Spielsystem
Ohne die Offense der Thunder genau zu analysieren, kann man eines sehen: Von keinem Center im Kader sind Punkte oder für Gefahr aus der Mitteldistanz zu erwarten. Als General Manager Sam Presti 2008 den Serben Nenad Krstic aus der Versenkung holte, wollte er mit ihm die Zone für Durant und Westbrook freiräumen. Seit Krstic nach Boston getradet wurde, belagern Power Forward und Center regelmäßig die Zone.
Genau andersherum spielen sich die Systeme in der Defense ab. Durant und Westbrook haben nicht selten drei Viertel lang einen Freibrief, um Foulprobleme bestmöglich zu vermeiden. Das funktioniert solange unfallfrei, wie sich in der Zone zwei lange und passable Verteidiger befinden.
Das spricht für Pleiß: Ein Center mit solidem Wurf würde der Offense ohne Frage sehr gut tun, auch wenn Pleiß bei weitem noch nicht die Klasse eines Krstic' erreicht hat. Trotz offensichtlicher physischer Mängel kann man andere internationale Big Men anführen, die bei schmalem Kreuz ihren Platz in der NBA gefunden haben (Ilgauskas, D. Andersen, Brezec, Nachbar, Nesterovic...).
Das spricht gegen Pleiß: Noch hat niemand gesehen, wie sich Pleiß gegen die Ausnahmeathleten in der NBA verhält. Bei zum Korb ziehenden Small Forwards, die zwar 10 cm kleiner, aber genauso schwer sind, ist zumindest in der Theorie Zweifel anzumelden. Außerdem sind Probleme im Reboundverhalten gegen physische Big Men zu erwarten.
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Aufrufe: 7069 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 11 | Erstellt:25.02.2012
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KOMMENTARE
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25.02.2012 | 23:04 Uhr
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LeBronJames :
Kein Wunder, dass Pleiss nicht zulegt. Ich habe mir mal einen seiner Workouts angeguckt. Der trainiert mit Gewichten, die ich nicht mal zum Aufwärmen nehmen würde. Größe und Touch hin oder her, ohne Masse ist es als Big Guy in der NBA deutlich schwerer. Und bei den letzten Turnieren mit dem DBB-Team hat er sich auch nicht mit Ruhm bekleckert.
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