29.11.2010 um 12:52 Uhr
Geschrieben von donluka
Pfeifender Teekessel
Am Ende war der Druck zu groß.
Alle beugten sich über den pfeifenden Teekessel. Selbst die, die noch nie Tee gekocht hatten. "Ist es endlich fertig?" fragten sie, ungeduldig. "Nein, es ist fertig, wenn ich es sage" erwiderte der Teekochende. Und der Kessel pfiff weiter vor sich hin.
Heute gab der Effzeh-Vorstand den öffentlichen Forderungen offenbar nach und entließ Michael Meier.
Mir geht es hier nicht um die Richtigkeit dieser Entscheidung. Mir geht es um die Begleiterscheinungen dieses Schrittes und den dahinter stehenden Ablauf an sich. Da bleiben bei mir ziemlich viele fade Beigeschmäcker.
Wie gesagt: Lassen wir einmal beiseite, ob eine Entlassung des Managers den Verein voran bringt. Und wenden uns dem Entscheidungs-Prozedere zu.
Der Effzeh steckt in einer der tiefsten Krisen. Seit der letzten Saison. Immer dann, wenn man als Fan meint, es ginge endlich aufwärts, schaffen es meine Jungs, Abgründe zu erreichen, von deren Existenz ich vorher nicht wusste. In den Medien wird dann schön drauf gekloppt und die Vereinsverantwortlichen winden sich und weisen jede Schuld von sich. Das geht gefühlt alle 10 Monate so.
Nun entwickelt sich aus einer solchen Situation heraus natürlich eine gewisse Eigendynamik. In diesem Fall begann die Kölner Medienlandschaft, sich auf Meier als Hauptschuldigen einzuschießen, etwa zeitgleich geriet der Manager auch ins Fadenkreuz der Fans (ich berichtete an anderer Stelle von dieser "zufälligen" Parallelität). Auch der Verwaltungsrat schlug scheinbar in diese Kerbe und so entstand ein öffentlicher Druck auf Meier, aber auch auf Overath. Dieser musste nun irgendetwas tun. Sei es, dem Druck nachzugeben, sei es, nach außen auf stur zu schalten und an Meier festzuhalten.
Overath entschied sich zunächst für die erstgenannte Variante – so schien es. Dennoch wirkte sein Auftreten in dieser Hinsicht nicht konsistent, nicht schlüssig. Denn: Wenn man sich dafür entschieden hätte, trotz des Gegenwindes an dem Manager festzuhalten, hätte man sich dann nicht öffentlich zu ihm bekennen müssen? Ein solches Statement blieb jedoch aus und so entwickelte sich eine recht undurchschaubare Außendarstellung, die einen der Hauptkritikpunkte der Fans, den der fehlenden Transparenz, noch ein wenig untermauerte.
Schließlich zog man dann doch den Schlussstrich.
Ich persönlich finde dabei die Art und Weise recht mittelprächtig. Denn: Fand dieser Schritt vor dem Hintergrund einer festen Überzeugung statt oder nur aufgrund des gestiegenen Drucks? Sollten Overath & Co. von dieser Maßnahme überzeugt gewesen sein, warum hätte man dann den Schritt nicht schon vor Stuttgart vollziehen können, um dadurch Meier dieses unwürdige Szenario zu ersparen, dort alleine auf der Tribüne zu sitzen und von geifernden Augen eingefangen zu werden?
Und: Wenn die Freistellung vor allem aufgrund der Drucksituation ausgesprochen wurde: Wäre dies einer Abberufung eines Geschäftsführers würdig? Noch einmal: Mir geht es nicht um die Bewertung von Meiers Leistungen. Mir geht es um Anstand und Respekt. Und den kann ich nicht erkennen, wenn man Personalentscheidungen von der Stimmung der Fans (die keine Insider sind) bzw. eines Aufsichtsgremiums (das nicht unbedingt aus ausgewiesenen Fußball-Fachmännern besteht) abhängig macht.
Auf diese Art und Weise entsteht für mich nicht unbedingt der Eindruck von Weitsicht und Strategie. Und ist es nicht das, was meinem Herzensclub an diesen Tagen fehlt, um endlich aus der Misere heraus kommen zu können?
Ich wünsche jedenfalls Michael Meier für die Zukunft alles Gute. Und dass man in absehbarer Zeit sein Schaffen ein wenig differenzierter betrachtet. Mit all´ seinen Fehlentscheidungen, aber auch seinen richtigen Einschätzungen und guten Griffen.
Alle beugten sich über den pfeifenden Teekessel. Selbst die, die noch nie Tee gekocht hatten. "Ist es endlich fertig?" fragten sie, ungeduldig. "Nein, es ist fertig, wenn ich es sage" erwiderte der Teekochende. Und der Kessel pfiff weiter vor sich hin.
Heute gab der Effzeh-Vorstand den öffentlichen Forderungen offenbar nach und entließ Michael Meier.
Mir geht es hier nicht um die Richtigkeit dieser Entscheidung. Mir geht es um die Begleiterscheinungen dieses Schrittes und den dahinter stehenden Ablauf an sich. Da bleiben bei mir ziemlich viele fade Beigeschmäcker.
Wie gesagt: Lassen wir einmal beiseite, ob eine Entlassung des Managers den Verein voran bringt. Und wenden uns dem Entscheidungs-Prozedere zu.
Der Effzeh steckt in einer der tiefsten Krisen. Seit der letzten Saison. Immer dann, wenn man als Fan meint, es ginge endlich aufwärts, schaffen es meine Jungs, Abgründe zu erreichen, von deren Existenz ich vorher nicht wusste. In den Medien wird dann schön drauf gekloppt und die Vereinsverantwortlichen winden sich und weisen jede Schuld von sich. Das geht gefühlt alle 10 Monate so.
Nun entwickelt sich aus einer solchen Situation heraus natürlich eine gewisse Eigendynamik. In diesem Fall begann die Kölner Medienlandschaft, sich auf Meier als Hauptschuldigen einzuschießen, etwa zeitgleich geriet der Manager auch ins Fadenkreuz der Fans (ich berichtete an anderer Stelle von dieser "zufälligen" Parallelität). Auch der Verwaltungsrat schlug scheinbar in diese Kerbe und so entstand ein öffentlicher Druck auf Meier, aber auch auf Overath. Dieser musste nun irgendetwas tun. Sei es, dem Druck nachzugeben, sei es, nach außen auf stur zu schalten und an Meier festzuhalten.
Overath entschied sich zunächst für die erstgenannte Variante – so schien es. Dennoch wirkte sein Auftreten in dieser Hinsicht nicht konsistent, nicht schlüssig. Denn: Wenn man sich dafür entschieden hätte, trotz des Gegenwindes an dem Manager festzuhalten, hätte man sich dann nicht öffentlich zu ihm bekennen müssen? Ein solches Statement blieb jedoch aus und so entwickelte sich eine recht undurchschaubare Außendarstellung, die einen der Hauptkritikpunkte der Fans, den der fehlenden Transparenz, noch ein wenig untermauerte.
Schließlich zog man dann doch den Schlussstrich.
Ich persönlich finde dabei die Art und Weise recht mittelprächtig. Denn: Fand dieser Schritt vor dem Hintergrund einer festen Überzeugung statt oder nur aufgrund des gestiegenen Drucks? Sollten Overath & Co. von dieser Maßnahme überzeugt gewesen sein, warum hätte man dann den Schritt nicht schon vor Stuttgart vollziehen können, um dadurch Meier dieses unwürdige Szenario zu ersparen, dort alleine auf der Tribüne zu sitzen und von geifernden Augen eingefangen zu werden?
Und: Wenn die Freistellung vor allem aufgrund der Drucksituation ausgesprochen wurde: Wäre dies einer Abberufung eines Geschäftsführers würdig? Noch einmal: Mir geht es nicht um die Bewertung von Meiers Leistungen. Mir geht es um Anstand und Respekt. Und den kann ich nicht erkennen, wenn man Personalentscheidungen von der Stimmung der Fans (die keine Insider sind) bzw. eines Aufsichtsgremiums (das nicht unbedingt aus ausgewiesenen Fußball-Fachmännern besteht) abhängig macht.
Auf diese Art und Weise entsteht für mich nicht unbedingt der Eindruck von Weitsicht und Strategie. Und ist es nicht das, was meinem Herzensclub an diesen Tagen fehlt, um endlich aus der Misere heraus kommen zu können?
Ich wünsche jedenfalls Michael Meier für die Zukunft alles Gute. Und dass man in absehbarer Zeit sein Schaffen ein wenig differenzierter betrachtet. Mit all´ seinen Fehlentscheidungen, aber auch seinen richtigen Einschätzungen und guten Griffen.
Aufrufe: 6467 | Kommentare: 39 | Bewertungen: 33 | Erstellt:29.11.2010
ø 7.3
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