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Olympia@Spox


Gründer: stamkos91 | Mitglieder: 16 | Beiträge: 2
13.07.2012 um 17:00 Uhr
Geschrieben von LuckyLuke111
Olympische Geschichte(n)
Teil II der Story über Emil Zatopek

Teil I gibt's hier

Nach Olympia 1948 begann seine sportlich erfolgreichste Zeit; von 1948 bis 1954 verlor er kein Rennen über die 10.000m (38 Wettkämpfe) und von 1949 bis 1951 verlor er auch nicht über die 5.000m. Bei der EM 1950 holte er Gold in beiden Disziplinen. Und auch bei Olympia 1952 in Helsinki war er der große Favorit über beide Strecken. Doch fast wäre er gar nicht angetreten. Denn der tschechoslowakische Verband verweigerte seinem Freund Stanislav Jungwirth, einem Mittelstreckler, die Reise nach Helsinki. Jungwirths Vater war politischer Gefangener zu der Zeit, und somit wurde auch sein Sohn verdächtigt und die Teilnahme an den Spielen wurde ihm untersagt. Als Zatopek davon erfuhr, sagte er, dass er selbst nicht teilnehmen würde, wenn Stani nicht dürfe. Als am Morgen des Abflugs die Maschine starten wollte, stellte Emil fest, dass Stani nicht dabei war und er machte seine Drohung war, und blieb auch in Prag. Dem kleinen Land war somit eine fast sichere und eine mögliche Goldmedaille genommen und so wurden beide zwei Tage später ins Ministerium bestellt und sie erhielten Papiere und trafen drei Tage nach dem Rest des Teams in Helsinki ein.

Olympia 1952
Bereits am ersten Tag waren wieder die 10.000m angesetzt. Zatopek gewann spielend auf seiner jetzigen Spezialstrecke, auf der er noch kein einziges Rennen verloren hatte. Einige Tage später wurde es im Finale über 5.000m wieder dramatisch. In der letzten Runde lief er einen grandiosen Schlussspurt und überholte Chris Chataway, Alain Mimoun und den deutschen Herbert Schade um am Ende Gold zu gewinnen. Zehn Minuten später gewann seine Frau Dana Gold im Speerwurf, damit war das Glück perfekt.


Dana bei ihrem Goldwurf gleich im ersten Durchgang, ca. 10 Minuten nachdem Emil Gold holte.

Aber Emil hatte noch Reserven. So meldete er kurzfristig für den Marathon, obwohl er vorher noch kein einziges offizielles Rennen über die Marathonstrecke bestritten hatte. Die Qualifikationsbedingungen waren damals noch andere.

Kurz vor dem Start des Marathons machte sich Jim Peters, Weltrekordhalter und Goldfavorit warm für das vielleicht wichtigste Rennen in seinem Leben. Da kommt ein hagerer, karger, fast kahlköpfiger Mann zum ihm und sagt: "Hello, I am Zatopek." Jim erwidert den Gruß, hat aber keine Lust auf Konversation. Er kennt Emil nur zu gut. Bereits 1948 über 10.000m liefen die beiden gegeneinander. Zatopek gewann und Peters wurde 8., wurde überrundet, wurde deklassiert von Emil. Dann wollte er nie wieder 10.000m laufen und wurde Marathonläufer. Zatopek wollte etwas über die Taktik und Herangehensweise bei einem Marathon erfahren, da er dort unerfahren war. Da Peters der stärkste Läufer war, hängte sich Zatopek an seine Färsen. Und so liefen beide die ersten 20km, Peters führte. Bis Zatopek ihn fragte, "Jim, is this pace too fast?" "No", antwortete Peters, "it isn’t fast enough." Peters fühlte sich gut, und auch das Tempo schien ihm gut, aber er wollte Zatopek verunsichern und Zatopek glaubte ihm. So kam es, dass die Lokomotive davonzog, denn sie konnte noch schneller dampfen. Peters schied später von Krämpfen geplagt aus, Zatopek gewann auch den Marathon mit über zweieinhalb Minuten Vorsprung. Es war das erste und einzige Mal, das ein Sportler alle drei Langstreckendisziplinen bei denselben olympischen Spielen für sich entschied. Zatopek tat dies innerhalb von 8 Tagen, Sensationell!

Zusammenschnitt der Leistungen Zatopeks bei Olympia 1952

Gesellschaftlicher Abstieg
Emil’s größter Kampf aber sollte noch kommen, und er hatte sich im Vorfeld der Spiele bereits angedeutet. Die kommunistischen Regierungen nutzten seine Popularität, um sich mit ihm zu schmücken. Er erhielt als Sportsoldat die Zeit und das Geld, um sich auf weitere Wettkämpfe vorzubereiten. Und auch nach seiner aktiven Karriere erhielt er zuerst die Möglichkeit im Sportministerium zu arbeiten. Als jedoch 1968 der Prager Frühling ausbrach und sowjetische Panzer für Ruhe sorgen sollten, stieg Zatopek auf einen Panzer und wollte sie zum Umkehren überreden. Er unterschrieb das "Manifest der 2000 Worte" und im Folgenden wurden ihm alle militärischen und privaten Privilegien aberkannt. Er musste die folgenden sechs Jahre als Arbeiter im Uranbergbau verbringen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Woanders bekam er keine Arbeit. Im Laufe der Zeit schloss er seinen Frieden mit den Kommunisten, auch weil die Rechte der Bürger sich besserten mit dem aufkommenden Ende der kommunistischen Herrschaft 1990.

"Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft"
Sein Motto steht in fast jedem Laufratgeber. Im November 2000 starb Zatopek an den Folgen eines Gehirnschlages. Er galt als sehr volksnah und offenherzig. Er sprach 6 Sprachen fließend und floh auch in den schweren Zeiten nach 1968 nicht, obwohl ihm eine Stelle als Trainer in Norwegen angeboten wurde. 8 Tage nach seinem Tod wurde er bei der Wahl zum Sportler des Jahrhunderts in Tschechien mit unglaublichem Abstand auf den ersten Platz gewählt. Seine Frau Dana wird sich jetzt vielleicht noch mal wieder nach London aufmachen. Sie ist die älteste noch lebende Goldmedaillengewinnerin des Landes und kann 64 Jahre nachdem sie ihren Emil kennen lernte, an die Stelle des Glücks zurückkehren.
Aufrufe: 1683 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 4 | Erstellt:13.07.2012
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KOMMENTARE
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j0ker11
15.07.2012 | 00:40 Uhr
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j0ker11 : 
15.07.2012 | 00:40 Uhr
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j0ker11 : 
Sehr nett zu lesen, zum einen der sportliche Aspekt ist sehr interessant aber auch den Abstieg den du beschreibst...
Ich hatte selber im Abitur jetzt das Thema DDR und damit auch die Sachen mit dem Kommunismus und dem Prager Frühling, muss echt eine heftige Zeit gewesen sein, wenn du als Sportler der Held der Nation bist, aber sobald du dich gegen die politische Führung stellst, biste ein einfacher Widerstandskämpfer....
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LuckyLuke111
14.07.2012 | 22:05 Uhr
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14.07.2012 | 22:05 Uhr
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@bratfish:

Ich hatte ein Video, aber das darf man aus rechtlichen Gründe wohl leider nich. Deshalb gibt's jetzt nur einen Hinweis auf das Video bei Youtube.
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Red_Director
14.07.2012 | 11:45 Uhr
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14.07.2012 | 11:45 Uhr
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fantastische geschichte, die ich noch nicht kannte

nur eine frage: "Am Ende wurde er Zweiter mit 0,2sec Rückstand auf den Belgier (siehe Video ab Min 17:08)." welches video? ich seh nichts ;)
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Sonnenbraun
13.07.2012 | 17:01 Uhr
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13.07.2012 | 17:01 Uhr
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Klasse Blog, 10 Punkte
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