Dies ist ein Beitrag zum Spox-Blogpokal. Behandeln werde ich für euch das Thema Hoffenheim. Für die, die mich noch nicht kennen, sei nämlich gesagt, dass ich großer Fan dieses Vereins bin.

Ich weiß, dass vor allem letzteres für die meisten unter euch nun ein großer Schock ist. Wahrscheinlich schlägt ihr gerade wütend auf den Tisch, müsst euch erst einmal ans Schlagzeug setzen, um lauthals eure Wut herauszuschreien oder holt die "Gegen den modernen Fußball"-Shirts aus dem Schrank. Ich sehe sie vor mir, die Ultras vom 1. FC Köln, die leise "ach du Scheiße" murmeln und dann in Richtung Toilette abdampfen, um sich so schnell wie möglich zu übergeben.

Diesen Blog widme ich jedoch genau euch, er geht an die, deren Münder gerade schäumen, die, die mich, würde ich in Greifweite sitzen, am liebsten hochziehen und dann langsam und qualvoll erwürgen würden! Er geht an die, die der Meinung sind, dass jemand, der Fan dieses Vereins ist, kein Mensch mehr ist, sondern nur noch ein Tier, ach was, vielleicht sogar nur eine Pflanze!

Die Intuition dieses Blogs ist es nämlich aufzuzeigen, dass auch wir Hoffenheimfans ein Herz haben können! Manchmal sogar ein sehr großes!

Um dies zu tun, will ich nun darstellen, welches unfassbare Leid wir (drei, wie ihr witzeln würdet) armen Supporter der TSG auf uns nehmen müssen, weil wir diesen Verein unterstützen!

"Weisch Marcel, du denksch immer nur an das eine", hat zum Beispiel erst vor ein paar Wochen jemand zu mir gesagt und frustriert den Kopf geschüttelt, "an Hoffenheim."

Ich muss gestehen, dass ich im ersten Moment dachte, mein Gegenüber wolle auf etwas anderes hinaus (auf Kuddelmuddel im Bett, um das etwas zu präzisieren), trotzdem hatte der Junge in gewisser Weise natürlich recht. Wenn mich nicht ab und zu eine der hier in Wangen wohnenden, hübschen Allgäuer Frauen ablenken würde, hätte ich wirklich kaum andere Dinge im Kopf

Weniger gefiel mir jedoch, was er dann noch glucksend hinzufügte: "Als einer von drei Fans! Haha hast du vor ein paar Woche von der Frau gehört, die hier in der Nähe ihren Mann erstochen und ihn anschließend statt ihrer Würstchen gegrillt hat? Mein Gott, muss das gebruzzelt haben! Wieso macht jemand so etwas Grauenvolles? Meine Vermutung ist, dass sie ihn ganz einfach im Hoffenheimtrikot erwischt hat!".

Er begann schallend zu lachen, dabei war der Gag nur in etwa so lustig wie eine auf den Kopf von Kevin Großkreutz fallende Ananas - wobei Stopp! Das hätte irgendwie schon etwas, stellt euch das mal Mal bildlich vor, Kopfkino vom Feinsten! Wie Großkreutz so unter einem Baum steht, sich oben eine Ananas löst und... aber nein, ich will ja schließlich nicht die Stimmen der Dortmundfans verlieren, bestimmt würden die mir gerade am liebsten eine reinboxen. Ich mag Kevin Großkreutz, er ist ein toller Spieler. Außerdem gibt es ja gar keine Ananasbäume, die Dinger wachsen, wie die gebildete Spoxuserschaft weiß, bekanntlich aus dem Boden.

Ich musste in diesem Moment jedenfalls schleunigst kontern, es dem Schlawiner, der solche fiesen Witze gegenüber Hoffenheim reißt, zeigen, ansonsten hätte er sich noch witzig gefühlt! Doch welche Argumente sprechen denn überhaupt für die Fanszene der TSG?

Ich überlegte mir, ob ich ihm erzählten sollte, dass nicht nur die Düsseldorffans, zu denen er sich zählt, sondern auch wir Hoffenheimer schon einmal einen Platzsturm gemacht hätten! Das Problem ist halt, dass wir damals nur den Mittelkreis ausgefüllt haben und fünf dort herumlungernde TSG-Fans ziemlich unbemerkt geblieben sind - aber das wäre wahrscheinlich nur ein Grund für weitere Lästereien, also ließ ich es sein. Stattdessen holte ich mein Handy hervor und spielte ein paar Hoffenheimsongs ab.

Nunja , sagen wir so, der Düsseldorfer wollte damit anscheinend nichts zu tun haben, jedenfalls war er schneller weg als die Maus vor der Katz.

Das war jedoch nicht der einzige Moment, in dem mir aufgezeigt wurde, dass sich Hoffenheimfans auf dieser Welt in etwa der Beliebtheit von Stechmücken erfreuen dürften. Würde man eine repräsentative Umfrage machen, in der gefragt wird, was hätte man lieber nachts im Zimmer, vier herumschwirrende Stechmücken oder Hoffenheimfans, ich glaube, die meisten würden ersteres präferieren.

Ich will euch ein weiteres traumatisches Beispiel aus meinem Leben erzählen, dazu müssen wir circa drei, vier Jahre zurückgehen, damals war ich noch auf der Realschule und hatte am Vortag versprochen, im Falle eines Punktgewinns von Hoffenheim gegen Bayern München mit dem Trikot meiner Mannschaft in die Schule zu kommen. Wir hatten damals einen Punkt erreicht, also erfüllte ich mein Versprechen logischerweise mit größtem Vergnügen.

In der großen Pause kam es dann allerdings zu einem Aufeinandertreffen zwischen Kevin und Manfred (Namen geändert, so viel, dass sie ihn so nennen, haben Manfreds Eltern dann doch nicht gesoffen).

Kevin war einer der bösesten Schüler des ganzen Allgäus. Hinzu kam, dass er seit einiger Zeit eine sehr provokante Frisur trug, er hatte sich einen Totenkopf in die kurzen Haare rasieren lassen.

Sein Markenzeichen war, dass er in seine Leberkäswecken, das Lieblingsgericht von uns aus Wangen, nicht normal hineinbiß, sondern mit einem so brutalen, gierigen Gesichtsausdruck als sei er ein weißer Hai, der gerade Rainer Calmund zum Fraß serviert bekommen hätte.

Gegen sich und seine Haare hatte bis dato trotzdem nie jemand etwas gesagt, nur wenn er außer Hörweite war, wurde ein wenig über ihn gelästert, andererseits war einem mindestens eine blutende Nase sicher, denn Kevins Hand holte sehr, sehr schnell aus.

Das Gegenteil davon war Manfred, er war klein, hatte Sommersprossen, ein relativ zierlicher Mensch, der jedoch, wie sich spätestens jetzt herausstellen sollte, ziemlich frech werden konnte.

Als die beiden nämlich aufeinandertrafen, wurde Kevin von Manfred gerammt. Vielleicht habe ich den Dialog etwas überdramatisiert in Erinnerung, außerdem klingt Zoff auf schwäbisch allgemein etwas lächerlich, aber er dürfte in etwa so abgelaufen sein:

"Alter!", schrie Kevin, nachdem er gerammt worden war, "hasch du etwa ein Problem oder was?".

Manfred grinste: "Ja und zwar deine Frisur."

"Was hasch du gerade gesagt? Hmm? Was hasch du gerade gesagt?"

"Hat sich dein Friseur etwa verschnitten?", Manfred lachte laut.

"Hör zu ich würde an deiner Stelle jetzt schleunigst abhauen, ansonsten schlage ich dein Gesicht gegen die Steinwand da drüben, und zwar so oft, bis es vollkommen zerquetscht ist, mal schauen wie es dann aussieht!".

"Ja und?", seufzte Manfred provokant, "deins sieht ja jetzt schon so aus."

Die Anwendung von Gewalt ist normalerweise per Schulordnung strengstens untersagt, doch in diesem Moment war jedem der mittlerweile umstehenden Personen klar, dass sie hier unvermeidlich war. Die meisten Gaffer freuten sich schon auf ein bisschen Action, doch dann kam leider ich ins Spiel.

Nein, ich spielte in dem Fall nicht den Helden, den viele von euch aus Spox.com kennen, wo ich ja immer sehr herzhaft zwischen die sich rangelnden Dortmund- und Bayernfans gehe. Es reichte schon aus, dass der böse Kevin sah, welche Kleidung ich trug.

Statt Manfred also vollekanne eins auf die Fresse zu hauen, erblickte er nur mich und begann zur Überraschung aller hysterisch zu lachen: "HAHAHAHA! SCHAUT MAL DA!! EIN HOFFENHEIMFAN!".

Der bekam sich gar nicht mehr ein, kann ich euch sagen! Und Manfred machte mit! Die beiden lagen sich in den Armen vor lauter Lachen!

Ich weiß nicht, ob das etwas unmoralisch ist und ich mir hier die Sympathien spätestens jetzt verspiele, doch mir wäre es in dem Moment wirklich lieber gewesen, er hätte mich nicht entdeckt und einfach Manfred die Fresse poliert. Mein Gott, dann hätten die Schulsanitäter halt mal herausrücken müssen!

Und dann gab es schließlich noch das von Putziologen als Barsituation bezeichnete Ereignis, als ich 2010 in den Oster- oder Pfingsferien im Sauerland war und in einem kleinen Urlaubsgebiet jubelnd feststellte, dass mir und den anderen Urlaubern hier eine sogenannte Sky-Bar zur Verfügung stand!

Hatte ich bis dahin befürchtet, an dem Wochenende das Hoffenheimspiel zu verpassen, konnte ich es so zumindest in der Konferenz bestaunen. Doch noch heute sehe ich es vor mir, wie ich dort sitze, an meinem zuvor bestellten Spezi nuckele und plötzlich ungefähr zehn doofe (jetzt hab ichs endgültig versaut!) Dortmundfans herumgrölend die Bar betreten.

Ich hatte zwar kein Hoffenheimtrikot an, unangenehm war die Situation trotzdem, vor allem als einer der schwarz-gelben auch noch begann, mit mir kommunizieren zu wollen.
"Und? Von welcher Mannschaft bist du so Fan?", fragte er und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter.

"Emmm... emmmm... Hoffenheim", antwortete ich etwas verlegen.
Nunja der Dortmundfan schaute mich erst an als sei ein UFO gelandet und ein Dutzend Orks volksmusiksingend ausgestiegen, dann drehte er sich schleunigst weg. Ich könnte schwören gehört zu haben, wie er kurz leise Oh Gott ein Perversling gemurmelt hatte.

Jedenfalls sollte er mich im Laufe des Nachmittags kaum mehr eines Blickes würdigen.

Eigentlich hatte ich mit den Dortmundfans ansonsten keine Probleme, die zogen sich sowieso nur ein Bier nach dem anderen rein. Unter ihnen war an diesem Tag wohl mehr Alkohol geflossen, als Wutschreie ertönen, wenn bei einem ACDC-Konzert Justin Bieber auf die Bühne hüpft und was vorsingt.

Nur einmal, als ich ein Hoffenheimtor laut bejubelte, drehten sich sämtliche BVB-Fans irritiert zu mir um.

Wahrscheinlich fragten sie sich, wie viel Alkohol denn der Kerl da schon intus hat.

Hätten sie auf mein Getränk geachtet (das Spezi), wäre es wahrscheinlich zu einigem Stirnrunzeln gekommen.

Trotzdem war ich, als ich nach der Konferenz zu meinem Bungalow lief, niedergeschlagen. Meine Laune war in etwa auf dem Level von der eines Filmfans, der gerade erfahren hat, dass Uwe Boll den neuen James Bond drehen darf, Hauptrolle Til Schweiger.

Doch dann, gerade als ich dabei war mich in Rage zu denken, da geschah es!

Noch heute frage ich mich manchmal, ob ich in diesem Moment geträumt habe, ob mir schlicht und einfach nur eine Fata Morgana erschienen ist (wobei es im Sauerland äußerst selten zu Fanta Morganas kommt), denn da stand doch tatsächlich am Straßenrand ganz plötzlich eine Frau. Und zwar nicht nur einfach eine Frau, sondern eine richtig tolle noch dazu, sie war wunderschön, eine richtige Sexbombe. Sie sah aus wie Manfred, nur in hübsch. Ihre Augen reflektierten verführerisch die Sonne, die braunen Haare wehten erotisch im warmen Frühlingswind, ja, sie war ein echtes Wiener Schnitzel.

Meine Zirbeldrüse fing sofort wie wild an Hormone zu produzieren, woraufhin diese begannen Purzelbäume zu schlagen, nein Quatsch, eher sogar zum Salto beziehungsweise Flick Flick ansetzten!

Und nein, es waren nicht ihre zwei sich auf Brusthöhe befindenden Erhebungen, die dies auslösten, ich weiß ja, dass die Spoxuserschaft da manchmal ein bisschen dreckig denkt. Okay vielleicht spielten sie auch eine ganz kleine Rolle, doch das, was mich in diesem Moment viel mehr faszinierte, war etwas anderes, es war das Shirt, das sie anhatte.

Es war blau, Marke Puma, null Meistersterne (leider!) und hinten konnte man deutlich den Schriftzug Ibertsberger lesen.

Für einige Augenblicke war ich im Himmel! Ich wollte zu ihr gehen, sie ansprechen, heiraten, Kinder kriegen aber da war sie auch schon wieder verschwunden

Doch noch heute kommt sie immer wieder nachts, wenn ich mich in die Welt der Träume begebe, vorbei und haucht mir diesen einen, wunderschönen Satz zärtlich ins Ohr:
"Nur die TSG!"

Und genau so ist es!